02 - Im Netz der Vergangenheit
kaum, dass hier in Bridgewater haufenweise irgendwelche Schwerverbrecher herumlaufen«, sagte Cassy trocken. »Aber damit du beruhigt bist, ich verspreche dir, dass ich zur Polizei gehe, falls noch einmal irgendetwas vorfallen sollte, okay?«
Laura verzog das Gesicht. »Ja, wenn es dann nicht schon zu spät ist.«
Am anderen Morgen fuhr Cassy früh in die Stadt, um nach einem Handwerker zu suchen, der das Fenster wieder in Ordnung bringen würde. Anschließend fuhren sie mit dem Tapezieren fort und bis zum Mittag war der Raum fertig.
»So, ein Schlafzimmer habt ihr schon mal«, lächelte Cassy, »Ihr könnt also jederzeit hier anmarschieren.«
Nach dem Mittagessen packte Laura ihre Sachen zusammen und Cassy brachte sie zum Bahnhof.
Der Zug fuhr ein, und sie umarmten sich zum Abschied.
»Gute Fahrt, bis bald«, murmelte Cassy traurig.
»Bis bald«, sagte Laura leise und schaute sie besorgt an. »Und bitte – pass auf dich auf, versprich mir, dass du keine Dummheiten machst.«
Cassy lächelte. »Keine Angst, das Wort ‚Dummheiten‘ habe ich seit einer Weile aus meinem Vokabular gestrichen.«
Den restlichen Tag verbrachte Cassy damit, in den übrigen Zimmern die Tapete zu entfernen und gegen Abend war sie mit dem dritten Zimmer im Obergeschoss sowie einem Teil des Wohnzimmers fertig. Der Handwerker war zwischenzeitlich auch da gewesen, das Fenster war repariert, und nach einer kurzen Dusche aß sie noch ein Sandwich, danach fiel sie müde in ihr Bett.
Eine Weile kreisten ihre Gedanken noch wild umher, sprangen zu ihrem Auto und der eingeworfenen Fensterscheibe, von dort aus weiter zu Laura, Sam und der Detektei, und blieben schließlich bei Jayden hängen. Mit einer Gefühlsmischung aus Angst, Unsicherheit und ein wenig Freude glitt sie irgendwann in den Schlaf.
Am nächsten Morgen setzte sie ihre Arbeit fort, und gegen Mittag hatte sie sämtliche Wände im Haus von den alten Tapeten befreit.
Gerade stand sie vor dem Kühlschrank und überlegte, was sie kochen sollte, als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte. Erschrocken drehte sie sich herum und sah Tyler vor sich stehen.
»Mein Gott, hast du mich erschreckt«, entfuhr es ihr.
»Tut mir leid, aber die Klingel geht nicht«, entschuldigte er sich. »Ich wollte eigentlich nur schauen, ob ich dir etwas helfen kann.«
Zögernd schaute sie ihn an. »Ich weiß nicht … ich wollte eigentlich oben weiter tapezieren, aber das kriege ich auch alleine hin.«
»Sicher, aber zu zweit geht es doch schneller«, lächelte er.
»Also gut«, gab Cassy nach, obwohl ihr nicht ganz wohl war bei dem Gedanken, »Dann lass uns nach oben gehen und anfangen.«
Cassy ging in den Flur und stieg die Treppe hinauf, Tyler folgte ihr. Als sie die dritte Stufe betrat, knirschte das Holz unter ihren Füßen auf einmal gewaltig, und bevor sie reagieren konnte, gab es auch schon mit einem lauten Krachen nach. Sie verlor das Gleichgewicht, fiel nach hinten, und wäre gestürzt, wenn nicht Tyler direkt hinter ihr gestanden und sie festgehalten hätte.
Zu erschrocken, um sich zu rühren, lag sie in seinen Armen, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie auch schon zu sich umgedreht und zog sie an sich.
»Cassy«, murmelte er sehnsüchtig, während er sich zu ihr beugte.
Genau im selben Augenblick hörte Cassy das Quietschen der Haustür und fuhr herum, starrte ungläubig den Mann an, der im Flur stand.
»Du?«
Kapitel 12
A brupt machte Cassy sich von Tyler los, ihr Herz klopfte plötzlich bis zum Hals.
»Was machst du denn hier?«
»Tut mir leid, wenn ich störe, aber die Klingel geht nicht.«
»Ich … nein … du störst nicht«, stammelte sie hilflos. »Ich bin nur etwas überrascht.«
»Das sehe ich.« Jayden lächelte. »Ich bin hier, um den Mietvertrag zu unterschreiben, Sam kann nicht weg, und Laura hat darauf gedrängt, dass wir das Ganze so schnell wie möglich in trockene Tücher bringen.«
»Laura, das hätte ich mir ja denken können«, fuhr es Cassy verärgert durch den Kopf, und sie presste die Lippen zusammen.
Bevor sie noch etwas sagen konnte, war Tyler einen Schritt nach vorne getreten.
»Willst du uns nicht vorstellen?«, fragte er, und seinem Gesicht war deutlich anzusehen, dass er über den ungebetenen Besucher keineswegs begeistert war.
»Ja, natürlich«, murmelte Cassy. »Tyler – Jayden, Jayden – Tyler.«, erklärte sie knapp.
Die beiden Männer nickten sich kurz zu, musterten sich schweigend, und die Anspannung, die plötzlich
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