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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Gefahr brachten. Ein
    Ring von verkohltem Eibenholz zwischen dem inneren und
    dem äußeren Zaun war die eigentliche Sperrlinie gegen die
    Untoten. Diese Linie konnten sie auf keinen Fall überschreiten,
    aber das hieß nicht, dass sie es nicht immer wieder versucht
    hätten. Gelegentlich gelang es einem Mitglied der Dunklen
    Legionen, die dem Herrn der Finsternis dienten, den inneren
    Zaun zu überwinden. Aber dann stolperten sie unweigerlich
    über die Bewegungsmelder, die alle drei Meter eingebaut waren.
    Die Untoten mochten gute Diener Satans sein, aber wenn es um
    Elektronik ging, waren sie einfach dämlich. Meistens irrten sie
    zwischen den beiden Zäunen herum, bis die Sonne aufging oder
    ein SO-17-Flammenwerfer ihre leblose Hülle zu Asche verbrannte, was der gequälten Seele endlich erlaubte, zur Ruhe zu
    kommen und ihren Weg in die Ewigkeit anzutreten.
    Ich betrachtete die verfallene Kirche und die verwüsteten
    Gräber des geschändeten Friedhofs und fror. »Was haben Sie
    vor?« fragte ich. »Sollen wir die leblosen Hüllen der Untoten
    abbrennen?«
    »Nein«, sagte Spike verlegen und ging zum Heck seines Wagens. »Ich wünschte, es wäre so einfach.« Er öffnete den Kofferraum und reichte mir ein Magazin mit silbernen Kugeln. Ich
    leerte meine Automatik und legte das neue Magazin ein.
    »Was machen wir denn stattdessen?«
    »Dunkle Mächte sind unterwegs, Thursday. Ein Übelstes Wesen ist ausgebrochen.«
    »Wie konnte das passieren?«
    Spike seufzte. »Sie wissen doch: SO-17 sind dauernd die Mittel gekürzt worden, und mit dem ÜW-Transport wurde letztes
    Jahr eine private Logistik-Firma beauftragt. Vor drei Monaten
    haben sie eine Lieferung verwechselt und statt ihn zur Behörde
    zur Aufbewahrung Hassenswerter Geschöpfe zu bringen, haben
    sie ihn beim St.-Merryweather-Altersheim abgeliefert.«
    »TNN hat gemeldet, dass es die Legionärskrankheit wäre.«
    »Das war nur das übliche Ablenkungsmanöver für die Öffentlichkeit. Jedenfalls hat irgendein Idiot den Glasbehälter
    geöffnet, und die Hölle war los. Es ist mir gelungen, das Biest
    festzunageln, aber es tatsächlich wieder in sein Einmachglas zu
    kriegen, ist ziemlich schwierig. Dazu brauche ich Sie.«
    »Soll das heißen, wir müssen da reingehen?« Ich zeigte auf
    die verfallene Kirche, aus deren Glockenturm sich gerade
    geräuschlos zwei Schleiereulen herabsenkten und dicht über
    unsere Köpfe hinwegstrichen.
    »Ich fürchte, ja. Aber eigentlich kann gar nichts passieren.
    Wir haben Vollmond, und wenn es so hell ist, wandern sie nicht
    gern herum. Es ist so einfach wie von der Leiter zu fallen.«
    »Was genau soll ich denn tun?« fragte ich.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, denn es besteht die Gefahr,
    dass er meinen Plan hört. Also bleiben Sie in der Nähe und tun
    Sie genau das, was ich Ihnen sage. Verstanden? Ganz egal, was
    es ist, Sie müssen genau das tun, was ich sage.«
    »Okay.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    »Nein, ich meine, Sie müssen es wirklich versprechen.«
    »Also gut – ich verspreche es wirklich.«
    »Gut, damit ernenne ich Sie offiziell zum freiwilligen Mitarbeiter bei SpecOps-17. Lassen Sie uns einen Augenblick beten.«
    Spike fiel auf die Knie und murmelte ein leises Gebet. »Erlöse
    uns von dem Übel«, hieß es, und dann ging es noch darum, dass
    seine alte Mutter auf der Warteliste für ein neues Hüftgelenk
    nach oben rutschen sollte. Außerdem bat er darum, dass Cindy
    bei ihm bleiben möge, auch wenn sie erfuhr, was er von Beruf
    war. Meine eigenen Wünsche waren die üblichen, nur dass ich
    Landen diesmal zusätzlich bat, er möge bitte, bitte ein Auge auf
    mich haben, falls er uns gerade zuschaute.
    Spike stand auf. »Sind Sie bereit?«
    »Allzeit bereit.«
    »Dann lassen Sie uns mal etwas Licht in diese Dunkelheit
    werfen!«
    Er zog einen grünen Rucksack und eine Pump-Gun aus dem
    Kofferraum. Wir marschierten auf das rostige Tor zu, und ich
    spürte ein Frösteln im Nacken.
    »Haben Sie das gespürt?« fragte Spike.
    »Ja.«
    »Er ist in der Nähe. Wir werden ihn heute treffen, das verspreche ich Ihnen.« Spike drehte den Schlüssel im Schloss, und
    als er das Tor öffnete, quietschte es in den Angeln. Ehe wir uns
    in die Sperrzone der Untoten hineinwagten, schloss er sorgfältig
    hinter uns ab.
    »Was ist mit den Bewegungsmeldern?« sagte ich, und im selben Augenblick hörte man in Spikes Auto auch schon einen
    Signalgeber.
    »Lassen Sie's piepsen«, sagte Spike. »Ich bin sowieso fast

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