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02 Jesses Maria: Wechseljahre

02 Jesses Maria: Wechseljahre

Titel: 02 Jesses Maria: Wechseljahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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Hand. Größer als ich, etwa sechzig Kilo, Ende zwanzig. Sie trägt ein todschickes Outfit in grün. Hauteng. Das fängt ja gut an.
    Oohlga heißt sie und bittet mich in eine Ecke hinter einer spanischen Wand, um „perrsönnliches Gesprräch“ mit mir zu machen. Ob ich Cappuccino möchte oder was anderes, aber ich möchte das nicht. Wenn ich Kaffee trinken will, geh ich ins Café und nicht zum Sport.
    Dass sie hier alle Du sagen, sagt Oohlga und fragt, ob sie mir „Frrage stehlen“ darf. Oohlga hat seidige blonde Haare und unverschämt lange Wimpern. Zähne wie ihre kosten in meinem Alter ein Vermögen. Ob ich mich spontan entschieden hätte oder ob ich schon „län-gerr überlegt habe, Fitness maachen“.
    Ich weiß nicht, wofür das wichtig ist und sage:
    „Wissen Sie …“, Oohlga zeigt ihr Luxusgebiss und sagt: „Du!“
    „Ich?“
    „Saggen wirr du!“
    Ach so. Ach ja. Ich kann das nicht mehr so mit dem duzen. Aber gut, wenn man das in Fitnesskreisen so macht.
    Oohlga füllt einen Fragebogen aus.
    Ob ich schon mal Sport gemacht habe, wie alt, wie schwer ich bin, was ich beruflich mache und wann ich Zeit habe, will sie wissen. Dann führt sie mich durchdas Studio.
    Alles ist sauber, sogar in den Umkleidekabinen stinkt es nicht nach Schweiß. Die Duschen sind picobello, die Sauna ist leer, der Ruheraum einsam und verlassen.
    In der „Äriah“ sind ein paar Frauen.
    Eine marschiert mit angewinkelten Armen und verkniffenem Gesicht auf einem Laufband. Eine andere studiert einen Zettel mit Tabellen und stellt dann an einem Trimmrad was ein. Die Geräte scheinen computergesteuert zu sein, damit hab ich schon mal ein Problem. Ich werd schon verrückt, wenn ich einen digitalen Wecker einstellen muss …
    Eine andere Frau sitzt zwischen zwei großen Metall-Scheiben und stemmt sie immer wieder auseinander. Sie trägt eine Mireille-Mathieu-Gedächtnis-Frisur und sieht aus wie eine Catcherin. Ich hatte früher mal ein Blechspielzeug, einen Bären, der mit den Pfoten zwei Becken aneinander schlug, wenn man ihn hinten mit einem Schlüssel aufzog. An ihn erinnert die Frau mich. Jedesmal, wenn die Catcherin die Scheiben aneinander drückt, stöhnt sie. Das klingt obszön.
    Oohlga erklärt mir ein paar der komplizierten Sportgeräte, aber ich verstehe kein Wort.
    Wir stehen an einer Fensterfront, die einen Gruppenraum von der „Äriah“ trennt. Etwa zehn stark übergewichtige Frauen spielen Fangen mit einem Medizinball. Dazu läuft Musik von Roger Whittaker. Das ist nicht meine Liga. So weit ist es nun doch noch nicht.
    Oohlga fragt: „Kahnst du dirr vorrstellen zu trrähnierren hirr?“
    „Kommt auf den Preis an“, sage ich und bin gespannt, was das hier kostet. Sie führt mich wieder in die Ecke hinter der spanischen Wand.
    Oohlga sagt: „Wenn du Vertrrag machst für zwei Jahre, kohstet nurr 39 Euro im Monnat!“ Zwei Jahre? Und wenn mir das hier nicht gefällt?
    Oohlga zuckt die Schultern: „Machst du Vertrrag, kommst du zwei Wohchen jedden Tag, wenn du nicht willst, wir machen Vetrrag kapuht.“
    Und wenn ich nach einem halben Jahr keine Lust mehr habe oder krank bin oder wegziehe? Muss ich denn unbedingt gleich für zwei Jahre unterschreiben?
    „Nein, kahnst du auch sechs Monnat. Kohstet 80 Euro im Monnat, plus Bohdycheck, am Anfang nurr einmal 100 Euro damit Trrainer sieht, wie fieht du bist, und dann macht er neues Bohdycheck alle zwei Monnat fürr 25 Euro.“
    Ich kann gar nicht so schnell mitrechnen, wie Oohlga aufzählt. Sie sagt: „Pluhs Getränkeabo zehn Euro im Monnat. Aber sohnst alles ohl inkluhsiev.“
    Das ging mit jetzt viel zu schnell.
    Ob ich den Vertrag mit nach Hause nehmen kann, ich muss mir das alles genau durchrechnen und drüber schlafen, sage ich. Oohlga schüttelt den Kopf:
    „Tutt mirr Leid, darrf ich dir nix Vertrrag geben. Aberr wenn du in zwei Wohchen nicht mehrr kohmen willst, ich zerreisse doch!“
    Oohlga guckt ein bisschen ängstlich. Ich hab das Gefühl, das ihr Chef auf der anderen Seite der spanischen Wand steht und lauscht, ob sie auch alles richtig macht.
    Trotzdem, so geht das nicht.
    Ich sage: „Tut mir auch Leid. Wenn ich den Vertrag nicht zu Hause prüfen darf, darf ich ihn leider nicht unterschreiben.“
    Ich nehme meine Jacke und gehe.
    Oohlga kann nichts dafür.
    Aber das ist mir hier viel zu teuer. Da hol ich mir lieber eine Zehnerkarte fürs Hallenbad.

Im Schwimmbad
    Wie lange war ich nicht mehr im Hallenbad?
    Die Kinder waren noch klein, das muss also bald

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