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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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setzte er sich mit Ihren Leuten vom Special Branch in Verbindung, und die wieder nahmen Kontakt mit einem Commissioner der Metropolitan Police auf, der sich bereit erklärte, jemanden - einen besonders ausgesuchten Beamten - nach Westerbrae zu schicken.«
    Bei diesen letzten Worten stieg erneut Bitterkeit in Lynley auf. Er kämpfte gegen sie, aber es fruchtete nichts. Wäre er nicht i!Westerbrae unversehens auf Helen gestoßen, sagte er sich, und die bestürzende Entdeckung ihrer Verbindung zu Rhys Davies-Jones, so hätte er das Lügengespinst durchschaut, das Stinhurst vor ihm entworfen hatte; er hätte selbst Geoffrey Rintouls Grab entdeckt und seine Schlüsse aus der Entdeckung gezogen. Nur indem er an dieser Überzeugung festhielt, konnte er sich wenigstens einen Funken Selbstachtung bewahren.
    »Ich muß Sie bitten, mit nach New Scotland Yard zu kommen und dort eine umfassende Aussage zu Protokoll zu geben«, sagte er zu Stinhurst.
    »Selbstverständlich«, antwortete der und fügte augenblicklich, beinahe automatisch hinzu: »Aber ich habe Joy Sinclair nicht getötet, Thomas. Ich schwöre es.«
    »Nein, er hat es nicht getan.« Marguerite Stinhursts Ton klang mehr resigniert als eindringlich. Als Lynley nicht reagierte, fügte sie hinzu: »Ich hätte es gemerkt, wenn mein Mann in der Nacht unser Zimmer verlassen hätte, Inspector.«
    Sie hätte keine Begründung wählen können, die Lynley weniger zu glauben geneigt war. Er wandte sich Barbara zu.
    »Fahren Sie mit Lord Stinhurst nach New Scotland Yard, Sergeant. Lady Stinhurst kann nach Hause gehen.«
    Sie nickte. »Und Sie, Inspector?«
    Er dachte nach, überlegte, wieviel Zeit er noch brauchen würde, um sich mit allem, was geschehen war, auseinanderzusetzen. »Ich komme nach.«

    Als Lady Stinhurst im Taxi weggefahren war und Barbara Havers und Constable Nkata Lord Stinhurst aus dem Agincourt Theatre hinausbegleitet hatten, kehrte Lynley wieder in das Gebäude zurück. Der Gedanke an ein zufälliges Zusammentreffen mit Rhys Davies-Jones, der sich zweifellos irgendwo im Haus befand, schreckte ihn, dennoch zwang ihn irgend etwas zu bleiben, vielleicht als eine Art Buße für die Sünden, die er begangen hatte, indem er Davies-Jones des Mordes verdächtigt und alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um Helen dazu zu bewegen, ebenfalls an ihm zu zweifeln. Mehr von persönlicher Leidenschaft als von sachlicher Vernunft getrieben, hatte er nur nach den Fakten gesucht, die auf eine Schuld Davies-Jones' hinzuweisen schienen, und hatte all jene ignoriert, die andere schuldig sprachen.
    Und das alles, dachte er mit bitterem Spott, weil ich in meiner Dummheit erst, als es zu spät war, merkte, was Helen mir bedeutet.
    »Du brauchst nicht zu versuchen mich zu trösten.« Es war die stockende Stimme einer Frau, die von der anderen Seite der Bar herüberdrang. Die Frau selbst konnte Lynley nicht sehen. »Ich will nichts anderes sein als gleichgestellt. Du hast gesagt, laß uns ehrlich miteinander reden. Gut, tun wir das. Schonungslos, aufrichtig, ohne Scham meinetwegen.«
    »Jo -« sagte David Sydeham.
    »Es ist kein Geheimnis mehr, daß ich dich liebe. Es war nie eines. Ich liebte dich schon damals, als ich dich bat, den Namen des steinernen Engels mit deinen Fingern zu lesen. Ja, so früh hatte sie begonnen, diese Heimsuchung der Liebe, und hat mich seither nie mehr losgelassen. Das ist meine Geschichte -«
    »Joanna, hör auf! Du hast mindestens zehn Zeilen ausgelassen!«
    »Gar nicht wahr!«
    Wie Schläge drangen die Worte David Sydehams und Joanna Ellacourts in Lynleys Schädel. Er eilte durchs Foyer, erreichte die Bar und riß Sydeham das Skript aus der Hand. Ohne ein Wort zu sagen, überflog er die Seite, um Almas Worte in Der steinerne Engel zu finden. Er setzte gar nicht erst seine Brille auf; die Wörter waren verschwommen. Aber lesbar. Und von unauslöschlicher Einprägsamkeit.
    »Du brauchst nicht zu versuchen, mich zu trösten. Ich will nichts anderes sein als gleichgestellt. Du hast gesagt, laß uns ehrlich miteinander reden. Gut, tun wir das. Schonungslos, aufrichtig, ohne Scham meinetwegen. Es ist kein Geheimnis mehr, daß ich dich liebe. Es war nie eines. Ich liebte dich schon damals, als ich dich bat, den Namen des steinernen Engels mit deinen Fingern zu lesen. Ja, ich erinnere mich der langen Nachmittage unserer Kindheit ...«
    Und doch hatte Lynley einen Moment lang geglaubt, Joanna Ellacourt spräche aus sich selbst, spräche nicht Worte, die

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