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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Tennessee Williams geschrieben hatte. Einer ähnlichen Täuschung war der junge Constable Plater erlegen, als er fünfzehn Jahre zuvor Hannah Darrows Abschiedsbrief in Porthill Green gelesen hatte.

14
    Wegen eines Staus auf der M11 kam er erst nach ein Uhr in Porthill Green an. Das Wetter hatte sich verschlechtert, ein Schneesturm schien sich zusammenzubrauen. Das Wine's the Plough war noch geöffnet, aber anstatt direkt in das Pub zu gehen, um noch einmal mit John Darrow zu sprechen, ging Lynley zuerst über den knirschenden Schnee auf dem Dorfanger zu einer Telefonzelle und rief New Scotland Yard an. Es dauerte nur Augenblicke, ehe Barbara Havers sich meldete. Den Hintergrundgeräuschen von Geschirrgeklapper und Stimmengewirr entnahm er, daß sie das Gespräch in der Kantine entgegengenommen hatte.
    »Verdammt noch mal, wo sind Sie denn abgeblieben?« rief sie scharf und fügte dann pflichtschuldig, aber trotzig, »Sir« hinzu. »Wo sind Sie? Inspector Macaskin hat angerufen. Sie haben jetzt die kompletten Autopsiebefunde über Sinclair und Gowan Kilbride. Macaskin läßt Ihnen ausrichten, daß sie die Todeszeit von Joy Sinclair auf die Zeitspanne zwischen zwei und Viertel nach drei Uhr fixiert haben. Und er teilte mir unter viel Gestammel mit, daß es keinerlei Anzeichen dafür gibt, daß sie vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr hatte oder gar vergewaltigt wurde. Er sagte, die Freunde von der Spurensicherung hätten noch nicht alles gesichtet, was sie aus dem Zimmer mitgenommen haben. Er ruft wieder an, sobald die Ergebnisse vollständig sind.«
    Lynley war dankbar für Macaskins Gründlichkeit und seine Bereitschaft zu helfen, ohne sich von der Übermacht Scotland Yards einschüchtern zu lassen.
    »Wir haben Stinhurst noch mal verhört. Es ist mir nicht gelungen, ihm wegen Samstag nacht auch nur eine einzige Widersprüchlichkeit nachzuweisen, obwohl wir die Geschichte x-mal durchgekaut haben.« Havers schnaubte verächtlich. »Jetzt ist gerade sein Anwalt gekommen - typisch Alt-Eton, steif und zugeknöpft. Den hat zweifellos seine Frau geschickt, da seine Lordschaft sich selbstverständlich nicht dazu herabließ, Volk wie Nkata und mich um die Erlaubnis zu bitten, einen Anruf zu machen. Er sitzt jetzt in einem Vernehmungszimmer, aber wenn nicht schleunigst was Entscheidendes passiert, können wir ihm nichts anhaben. Warum sind Sie nicht gekommen?«
    »Ich bin in Porthill Green.« Er unterbrach ihre Empörungsäußerungen mit: »Jetzt hören Sie mir mal zu. Ich behaupte gar nicht, daß Stinhurst mit Joy Sinclairs Tod nichts zu tun hat. Aber ich lasse diese Darrow-Sache hier nicht einfach auf sich beruhen. Vergessen wir nicht die Tatsache, daß Joy Sinclairs Zimmertür abgeschlossen war, Havers. Ob es Ihnen nun paßt oder nicht, einziger Zugang ist und bleibt die Verbindungstür von Helens Zimmer.«
    »Aber wir waren uns doch einig, daß Francesca Gerrard ihm den Schlüssel -«
    »Und Hannah Darrows Abschiedsbrief war aus einem Theaterstück abgeschrieben.«
    »Aus einem Theaterstück? Aus welchem denn?«
    Lynley blickte über den Anger hinweg zum Pub. Rauch stieg aus seinem Schornstein zum düsteren Himmel auf.
    »Das weiß ich nicht. Aber ich vermute, John Darrow weiß es. Und ich denke, er wird es mir sagen.«
    »Aber was hilft uns das denn, Inspector? Und was soll ich mit seiner ehrenwerten Lordschaft anfangen, während Sie draußen in den Fens rumtollen?«
    »Lassen Sie ihn noch einmal alles erzählen. Im Beisein seines Anwalts, wenn er darauf besteht. Sie kennen die Routine, Havers. Planen Sie es mit Nkata. Variieren Sie die Fragen.«
    »Und dann?«
    »Dann lassen Sie ihn gehen.«
    »Inspector -«
    »Sie wissen so gut wie ich, daß wir im Augenblick nichts Handfestes gegen ihn haben. Allenfalls Vernichtung von Beweismaterial durch die Verbrennung der Skripten. Aber abgesehen davon absolut nichts außer der Tatsache, daß sein Bruder vor fünfundzwanzig Jahren für die Russen spioniert und er selbst beim Tod seines Bruders sich der Beihilfe oder unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht hat. Ich glaube kaum, daß es etwas bringt, wenn wir Stinhurst dafür heute in Haft nehmen. Und Ihnen dürfte doch klar sein, daß sein Anwalt darauf bestehen wird, daß wir entweder Anklage erheben oder ihn auf freien Fuß setzen.«
    »Vielleicht bekommen wir von der Spurensicherung Strathclyde noch was«, meinte sie.
    »Vielleicht. Dann holen wir ihn uns eben wieder. Im Augenblick sind uns die Hände gebunden. Wir können

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