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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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so wollen.«
    »Ich bin der Manager meiner Frau. Ich kümmere mich um ihre Verträge und ihre Termine und schirme sie ab, wenn sie unter Arbeitsdruck steht. Ich lese ihre Stücke, lerne den Text mit ihr und verwalte ihr Geld.« Sydeham schien eine Veränderung in Lynleys Gesicht wahrzunehmen. »Ja«, wiederholte er, »ich verwalte ihr Geld. Sie verdient es, ich lege es an. Alles. Und es ist eine ganze Menge. Ich werde ausgehalten, Inspector.« Er lächelte ohne eine Spur von Heiterkeit. Er schien empfindlich in bezug auf die Unausgewogenheit der Beziehung zwischen ihm und seiner Frau.
    »Wie gut waren Sie mit Joy Sinclair bekannt?« fragte Lynley.
    »Sie meinen, ob ich sie getötet habe? Ich bin der Frau gestern abend um halb acht zum ersten Mal begegnet. Und wenn Joanna auch über die Veränderungen, die Joy Sinclair an ihrem Stück vorgenommen hatte, weiß Gott nicht begeistert war, so war das für mich doch kein Anlaß, sie zu töten. Ich pflege mit den Leuten zu verhandeln. Ich bringe sie nicht gleich um, wenn mir ihr Stück nicht gefällt.«
    »Was hatte Ihre Frau an dem Stück auszusetzen?«
    »Nun, Joanna hatte von Anfang an den Verdacht, daß es Joy vor allem darum ging, ihrer Schwester zu einer neue!Bühnenkarriere zu verhelfen. Auf Joannas Kosten. Joannas Name würde das Publikum und die Kritiker anziehen, aber dank ihrer Rolle würde Irene Sinclair das allgemeine Augenmerk auf sich ziehen. Das jedenfalls waren Joannas Befürchtungen. Und als sie das veränderte Manuskript sah, glaubte sie augenblicklich, ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet zu sehen.« Sydeham hob in einer hilflosen Bewegung beide Schultern und Arme. »Ich - wir hatten nach der Lesung deshalb eine ziemlich drastische Auseinandersetzung.«
    »Welcher Art?«
    »Wie das eben unter Ehepaaren so üblich ist. Einer machte dem anderen Vorwürfe. Joanna war entschlossen, nicht in dem Stück zu spielen.«
    »Nun, das Problem hat sich für sie ja nun gelöst, nicht wahr?« meinte Lynley.
    Sydehams Nasenflügel blähten sich. »Meine Frau hat Joy Sinclair nicht getötet, Inspector. So wenig wie ich. Unser wahres Problem hätte das nicht gelöst.«
    Er wandte den Kopf abrupt ab und starrte auf den Tisch unter dem Fenster und die in Silber gerahmten Fotografien, die darauf standen.
    Lynley verstand den mehr oder weniger versteckten Wink in der letzten Bemerkung und nahm die Aufforderung an. »Und was ist Ihr wahres Problem?«
    Sydeham wandte sich ihm wieder zu. »Robert Gabriel«, antwortete er bedrückt. »Dieser gottverdammte Robert Gabriel.«
    Lynley wußte aus langer Erfahrung, daß Schweigen bei einem Verhör oft fruchtbarer war als unausgesetztes Fragen. Die Spannung, die sich beinahe unweigerlich aufbaute, zwang den Gesprächspartner meistens zum befreienden Sprechen. Darum sagte er jetzt nichts, sondern ließ Sydeham ruhig schmoren. Und Sydeham reagierte beinahe unverzüglich.
    »Gabriel ist seit Jahren hinter Joanna her. Er bildet sich ein, der geborene Casanova zu sein. Nur konnte er bei Jo trotz all seiner Bemühungen nie landen. Sie kann den Mann nicht ausstehen. Das war schon immer so.«
    Lynley war erstaunt über diese Information. Gerade Joanna Ellacourt und Robert Gabriel galten doch als das erotisch aufregendste Bühnenpaar. Sydeham sah die Reaktion und lächelte.
    »Meine Frau ist eine glänzende Schauspielerin, Inspector. Aber Tatsache ist, daß Gabriel im Othello in der letzten Saison einmal zu oft versucht hat, ihr unter den Rock zu greifen. Sie war endgültig fertig mit ihm. Leider sagte sie mir zu spät, daß sie fest entschlossen war, nie wieder mit ihm zu spielen. Ich hatte bereits den Vertrag mit Stinhurst für diese neue Produktion ausgehandelt, als sie es mir eröffnete. Nachdem ich darauf bestanden hatte, daß auch Gabriel verpflichtet wurde.«
    »Warum?«
    »Geschäft, Inspector. Gabriel und Ellacourt - das zieht. Und ich meinte, Joanna würde ihn sich schon vom Hals halten können, wenn sie wieder mit ihm spielen mußte. Beim Othello hatte sie sich ja auch ganz tapfer geschlagen. Als er bei einem Bühnenkuß aufdringlich werden wollte, hat sie ihn kräftig in die Zunge gebissen und sich hinterher darüber kaputtgelacht. Ich hätte nie geglaubt, daß sie bei der Aussicht auf eine neue Zusammenarbeit mit Gabriel so außer sich geraten würde. Und als ich merkte, daß sie mit dem Mann absolut nichts mehr zu tun haben wollte, war ich so dumm, sie zu belügen. Ich sagte, Stinhurst hätte auf Gabriels Mitwirkung

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