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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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bestanden. Aber leider ließ Gabriel gestern abend die Katze aus dem Sack, und Joanna erfuhr, daß ich derjenige gewesen war, der seine Verpflichtung gewünscht hatte. Das war ein Grund für Joannas Wutausbruch.«
    »Und jetzt, wo sicher ist, daß das Stück nicht aufgeführt werden wird?«
    Sydeham sprach mit schlecht verhohlener Ungeduld.
    »Joys Tod ändert nichts daran, daß Joanna bei Stinhurst unter Vertrag steht. Genau wie Gabriel. Und Irene Sinclair. Jo muß mit den beiden zusammenarbeiten, ob sie will oder nicht. Ich vermute, Stinhurst wird mit dem ganzen Ensemble so bald wie möglich nach London zurückkehren und schnellstens mit einer neuen Produktion beginnen. Wenn ich also Joanna helfen wollte - oder wenigstens den Ärger zwischen ihr und mir beilegen wollte -, müßte ich schon Stinhurst oder Gabriel ein schnelles Ende bereiten. Joys Tod war auch der Tod ihres Stücks. Aber Joanna hat nicht den geringsten Nutzen daraus, das können Sie mir glauben.«
    »Vielleicht Sie selbst aber?«
    Sydeham betrachtete Lynley mit abschätzendem Blick.
    »Ich wüßte nicht, wie etwas, das Joanna nicht nützt, mir nützen sollte, Inspector.«
    Daran war gewiß viel Wahres. »Wann haben Sie ihre Handschuhe das letzte Mal gesehen?« fragte Lynley unvermittelt.
    Sydeham hätte, so schien es, gern das frühere Gespräch weitergeführt, dennoch antwortete er bereitwillig. »Gestern nachmittag, als wir ankamen, soweit ich mich erinnere. Francesca bat mich, uns einzutragen, und da habe ich die Handschuhe ausgezogen. Ich muß gestehen, ich habe keine Ahnung, was ich danach mit ihnen getan habe. Ich kann mich nicht erinnern, sie wieder angezogen zu haben, aber vielleicht habe ich sie in die Manteltaschen gesteckt.«
    »Aber Sie haben ihren Verlust nicht bemerkt?«
    »Nein, ich brauchte sie ja nicht. Joanna und ich gingen nach unserer Ankunft nicht mehr raus. Bis vor wenigen Minuten, als Ihr Mitarbeiter den einen in die Bibliothek brachte, hatte ich keine Ahnung, daß sie weg waren. Der andere kann gut in meiner Manteltasche sein oder sogar am Empfang, wenn ich si!dort liegengelassen habe. Ich weiß es einfach nicht mehr.«
    »Sergeant?« Lynley machte eine Kopfbewegung. Barbara stand auf, ging aus dem Zimmer und kehrte gleich darauf mit dem zweiten Handschuh zurück.
    »Er lag auf dem Boden zwischen der Wand und dem Empfangstisch«, sagte sie und legte ihn auf den Tisch.
    Alle drei betrachteten einen Moment lang schweigend den Handschuh aus weichem, schon etwas abgetragenem Leder, der auf der Innenseite mit den Initialen DS gezeichnet war. Feiner Seifengeruch verriet, daß er kürzlich gereinigt worden war, aber weder an den Nähten noch am Futter waren Reste des Reinigungsmittels zu erkennen.
    »Wer war am Empfang, als Sie ankamen?« fragte Lynley.
    Sydehams Gesicht hatte den nachdenklichen Ausdruck dessen, der zurückblickt auf Ereignisse, die zum Zeitpunkt ihres Geschehens unwichtig schienen, und der nun in der Rückschau versucht Personen und Handlungen in die richtige Ordnung zu bringen. »Francesca Gerrard«, sagte er langsam. »Jeremy Vinney erschien kurz an der Wohnzimmertür und sagte Hallo.« Er machte eine Pause. »Der Junge - Gowan - war auch da. Vielleicht nicht gleich, aber er muß früher oder später dazugekommen sein, denn er holte unser Gepäck und zeigte uns unsere Zimmer. Und - ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich habe auch Elizabeth Rintoul gesehen, Stinhursts Tochter. Sie lief in eines der Zimmer in dem Korridor, der direkt von der Halle abgeht. Es war auf jeden Fall jemand dort.«
    Lynley und Havers tauschten einen kurzen Blick, dann tippte Lynley auf den Plan des Hauses, den Barbara ins Wohnzimmer mitgebracht hatte und der ausgebreitet auf dem Tisch lag, neben Sydehams Handschuh.
    »Welches Zimmer war es?«
    Sydeham stand aus seinem Sessel auf und kam an den Tisch. Er betrachtete den Plan sehr genau, ehe er antwortete. »Es ist schwer zu sagen. Ich habe sie nur flüchtig gesehen. Ich hatte den Eindruck, sie wollte uns aus dem Weg gehen. Ich nahm mehr oder weniger automatisch an, es wäre Elizabeth, weil sie in solchen Dingen sich oft merkwürdig verhält. Aber ich denke, es war dieses letzte Zimmer.« Er wies auf das Büro.
    Lynley erwog die mögliche Folgerung, die sich aus seinen Worten ergab. Die Hauptschlüssel lagen im Büro, abgeschlossen im Schreibtisch, hatte Macaskin gesagt. Doch er hatte auch gesagt, daß Gowan Kilbride möglicherweise Zugang zu ihnen gehabt hatte. Wenn das zutraf,

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