Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Art.«
    »Lügen?«
    »Ja. Die Beziehung ging anscheinend viel länger. Gowan sagt, als Joy Gabriels Verlangen zurückwies, hätte der gesagt -« Barbara warf einen Blick auf ihre Notizen »›- Du widerliche Heuchlerin. Ein Jahr lang triffst du dich heimlich mit mir in jeder Absteige von London, und jetzt hast du die Stirn zu behaupten, lügen wäre nicht deine Art!‹ Sie stritten hin und her, bis Gabriel schließlich auf sie losging. Er hatte sie zu Boden geschleudert, als es Rhys Davies-Jones gelang, die Tür zu öffnen und die beiden zu trennen. Gowan brachte gerade Gepäck hinauf, als das alles sich abspielte. Er hat alles ziemlich genau sehen können, weil Davies-Jones die Tür offen ließ, als er in Joys Zimmer stürmte.«
    »Und wie kam es zu dem Zusammenstoß zwischen Gowan und Gabriel in der Bibliothek?«
    »Durch eine Bemerkung - ich glaube, Sydeham machte sie. Er deutete an, Mary Agnes Campbell sei wohl Gabriels Alibi für die vergangene Nacht.«
    »Könnte daran etwas Wahres sein?«
    Barbara überlegte einen Moment. »Das ist schwer zu sagen. Mary Agnes scheint fürs Theater zu schwärmen. Sie ist hübsch, hat eine gute Figur ...« Barbara schüttelte den Kopf. »Inspector, der Mann muß mindestens fünfundzwanzig Jahre älter sein als sie. Ich kann mir zwar vorstellen, daß sie ihn reizt, aber umgekehrt - nie im Leben. Das heißt -« Sie überdachte die Möglichkeiten.
    »Havers?«
    »Ja? Also, vielleicht glaubte sie, Robert Gabriel wäre das Sprungbrett in die große Welt. Sie kennen doch diese Geschichten. Das schwärmerische kleine Mädchen trifft den großen Theaterstar, sieht, was für ein Leben er ihr bieten kann, und wirft sich ihm an die Heldenbrust, weil sie hofft, er wird si!mitnehmen, wenn er wieder abreist.«
    »Haben Sie das Mädchen danach gefragt?«
    »Konnte ich nicht. Ich hörte von der Prügelei zwischen Gowan und Gabriel erst, als ich schon mit Mary Agnes gesprochen hatte. Und ich bin noch nicht dazu gekommen, sie mir noch einmal vorzuknöpfen.« Der Grund dafür waren die Auskünfte, die Gowan ihr gegeben hatte; ihre Ahnung, was Lynley mit diesen Auskünften anfangen würde.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte er: »Was konnte Gowan Ihnen über die vergangene Nacht sagen?«
    »Er hat eine Menge mitbekommen, nachdem die Lesung geplatzt war, weil er in der Halle war, um sauberzumachen. Francesca Gerrard war mit ihm zusammengestoßen, als sie aus dem Wohnzimmer rannte, und dabei war Gowan ein Tablett mit Gläsern und Likörflaschen hinuntergefallen. Er brauchte mehr als eine Stunde, um alles wieder sauberzumachen. Obwohl Helen ihm half.«
    Lynley ignorierte den Nachsatz. »Und?« sagte er nur.
    Barbara wußte, was Lynley wollte, aber sie hielt ihn noch ein wenig hin, indem sie zunächst über die Nebenfiguren des Dramas berichtete, an deren Kommen und Gehen sich Gowan erstaunlich genau erinnert hatte. Lady Stinhurst, ganz in Schwarz, war ziellos zwischen Salon, Speisezimmer, Wohnzimmer und Halle hin- und hergewandert, bis nach Mitternacht ihr Mann von oben heruntergekommen war, um sie zu holen; Jeremy Vinney hatte unermüdlich Lady Stinhurst mit Fragen verfolgt, auf die sie nicht reagierte; Joanna Ellacourt war nach einem lautstarken Streit mit ihrem Mann voller Wut durch einen der oberen Korridore gerannt; Irene Sinclair und Robert Gabriel hatten sich in die Bibliothek zurückgezogen. Gegen halb eins schließlich war so etwas wie Ruhe in dem großen Haus eingekehrt.
    Aufmerksam wie immer sagte Lynley: »Aber das ist ja woh!nicht alles, was Gowan sah, vermute ich.«
    Barbara grub die Zähne in die Unterlippe. »Nein, das ist nicht alles. Später, als er schon zu Bett gegangen war, hörte er draußen vor seiner Tür Schritte. Sein Zimmer ist direkt an der Ecke, dort, wo der Nordwestflügel an die Halle anstößt. Die Zeit konnte er mir nicht genau sagen, nur daß es um einiges nach halb eins war. Fast eins, meint er. Er war neugierig wegen der ganzen Aufregung an diesem Abend. Darum stand er auf, machte leise seine Tür einen Spalt auf.«
    »Und?«
    »Er hörte wieder Schritte. Dann wurde eine Tür geöffnet und geschlossen.« Barbara war nicht sonderlich erpicht darauf, den Rest von Gowans Bericht wiederzugeben, und sie wußte, daß ihr Gesicht ihr Widerstreben verriet. Dennoch sprach sie weiter. Gowan hatte sein Zimmer verlassen, war bis zum Ende des Korridors gegangen und hatte einen Blick in die Halle geworfen. Alles war dunkel - er selbst hatte kurz vorher alle Lichter

Weitere Kostenlose Bücher