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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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„Was machen Sie eigentlich hier in der zugigen Eingangshalle, statt vor einem warmen Kaminfeuer zu sitzen? Haben Sie das schlechte Wetter verflucht? Oder haben Sie sich womöglich Sorgen gemacht, mir könnte etwas zugestoßen sein, während ich Sie fast den ganzen Tag von meiner Anstoß erregenden Gegenwart befreit habe, und zwar vollkommen uneigennützig?“
    „Uneigennützig? Das glaube ich kaum.“
    „Aber es entspricht der Wahrheit“, antwortete er ruhig. Sein Blick blieb an ihren Lippen hängen, die sie gerade unruhig mit der Zunge befeuchtet hatte.
    „In dem Fall überschätzen Sie wohl meinen Einfluss. Sie hätten meinetwegen keinen Genickbruch zu riskieren brauchen.“
    Schweigend betrachtete Clayton die Schönheit vor ihm, deren schokoladenbraune Augen kämpferisch blitzten. Mrs. Haydens Wangen waren gerötet, und er erriet, dass sich in ihren Ärger auch Verlegenheit mischte.
    „Oh, ich habe mein Leben schon für unwürdigere Menschen aufs Spiel gesetzt.“
    „Bestimmt ...“ Ruth straffte die Schultern und machte Anstalten, die Fensternische zu verlassen. Doch Sir Clayton wich nicht zur Seite, und so war sie gezwungen, zu bleiben, wo sie war. Sie wollte sich nicht die Blöße geben, seinen Arm zur Seite zu stoßen und dadurch in ein peinliches Handgemenge zu geraten.
    Er erriet ihre Gedanken und ließ den Arm sinken. Doch sie zögerte plötzlich, und er lächelte sie an. Er wünschte sich, sie möge bleiben und das Gespräch mit ihm fortsetzen, aber ihm war schleierhaft, warum eigentlich. Schließlich hatte sie ihm überaus deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ihn für ungehobelt und arrogant hielt – und angesichts seines gestrigen Benehmens fand er das auch nicht weiter verwunderlich. Aber er hatte sich bereits dafür entschuldigt, und mehr konnte er nicht tun.
    Sein Gefühl sagte ihm, dass sie deshalb stehen blieb, weil sie ihn ebenso interessant fand wie er sie. Leider schien ihr Interesse eher mit einer faszinierten Abscheu gepaart zu sein, während er selbst sich zu ihr stärker hingezogen fühlte, als gut für ihn war. Ihre Nähe weckte höchst unzüchtige Gedanken in ihm. Er musste gegen den Wunsch ankämpfen, sie gegen die Wand zu drücken und leidenschaftlich zu küssen.
    Dabei wusste er genau, dass sie bald die Ehe mit einem der Honoratioren von Willowdene eingehen würde. Warum quälte ihn bloß die Vorstellung so sehr, dass ein anderer Mann Ruth Hayden bald sein Eigen nennen würde? Einen Augenblick lang empfand er Scham über seine Selbstsucht.
    Trotz Gavins Vorschlag, sich Lorettas Machenschaften durch Heirat zu entziehen, hatte er keineswegs die Absicht, jemals wieder eine Frau um ihre Hand zu bitten.
    Aber eine Spur von Neid stieg in ihm auf, wenn er an den Mann dachte, der Ruth Hayden heimführen würde. Wäre er nur ein wenig früher nach Willowdene gekommen, dann hätte er selbst ihr einen Antrag machen können – allerdings einen, dessen Ziel nicht die Ehe war. Gavin hatte ihn zwar gewarnt, für eine Liebschaft sei Ruth Hayden nicht zu haben, aber wenn man ihr zu großzügigen Bedingungen carte blanche bot ... Er hatte die Erfahrung gemacht, dass jede Frau ihren Preis hatte.
    „Ich weiß, dass wir beide den Besuch bei unseren Freunden genießen wollen“, stieß Ruth hervor. Sir Claytons Nähe, sein großer, muskulöser Körper und die Wärme, die er ausstrahlte, verunsicherten sie. „Sicher können wir uns so weit zusammennehmen, einander noch einen weiteren Tag lang zu ertragen.“
    Clayton lachte auf. „Oh, mich kostet das überhaupt keine Mühe, Mrs. Hayden.“
    Noch einen Augenblick lang zögerte Ruth, dann nickte sie und zwängte sich an Sir Clayton vorbei. Eilig kehrte sie in die Bibliothek zurück, wohl wissend, dass sein Blick ihr folgte.
    Nachdem sich die Tür der Bibliothek hinter Ruth Hayden geschlossen hatte, wandte Clayton sich zur Treppe. Ob er ihre Anwesenheit ertragen könnte, hatte sie ihn gefragt. Es hatte fast flehentlich geklungen. Seine Mundwinkel zuckten. Wenn er die Gelegenheit dazu bekäme, würde er ihre Gegenwart voll auskosten. Schon einmal hätte er beinahe dem ununterdrückbaren Wunsch nachgegeben, ihre Nähe zu suchen.
    Es war weit nach Mitternacht gewesen, und er hatte noch angekleidet in seinem Zimmer am Kamin gesessen; gequält von den Bildern seiner Vorstellung, die ihm Ruth Hayden in sinnlicher Nacktheit zwischen zerwühlten Laken vorgaukelten. Um eins war er kurz entschlossen aufgesprungen, um zu ihr zu gehen, entschlossen, sie zu

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