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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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männlichen Nachbarn.
    Und genau das war der Kern des Problems.
    Ruth wusste, dass sie gut aussah, denn hingebungsvolle Eltern und ein liebender Ehemann hatten ihr das oft genug bestätigt. Genau durch diese Schönheit jedoch fühlten sich die Damen von Fernlea und Willowdene bedroht, auch wenn sie nie ein Interesse an einem der Nachbarn gezeigt hatte – noch nicht einmal an Dr. Ian Bryant.
    Hastig schob Ruth die unwillkommenen Gedanken beiseite und wechselte das Thema. „Ich habe mich heute mit Gavin und Sarah über diesen Rapphengst unterhalten ... Storm heißt er, glaube ich. Gavin sagt, das Pferd sei sehr wild.
    Wussten Sie davon, als Sie ihn heute Morgen satteln ließen?“
    „Haben Sie sich etwa Sorgen um mich gemacht?“
    „Genau wie um jeden anderen Menschen auch, der unwissentlich ein schwieriges Pferd unter widrigen Wetterbedingungen reitet“, gab Ruth scharf zurück. Als sich sein Lächeln nur noch vertiefte, fuhr sie fort: „Wer so leichtsinnig handelt, scheint unbedingt beweisen zu müssen, was für ein toller Kerl er ist. Geben Sie mir darin nicht recht?“
    Clayton stellte sich neben sie an den Kamin. „Und Sie halten mich für einen solch armseligen Burschen.“
    Sein gespielt reumütiger Seufzer machte es Ruth schwer, das Lächeln zu unterdrücken. Sir Clayton Powell konnte ein charmanter, humorvoller Gesprächspartner sein, wenn er es darauf anlegte. „Wofür halten Sie sich denn selbst?“

    „Im Augenblick versuche ich, alle meine schlechten Eigenschaften zu unterdrücken, um vor Ihren Augen Gnade zu finden.“ Die Worte wurden betont demütig hervorgebracht.
    „Und warum wollen Sie Gnade vor meinen Augen finden? Sie brauchen nicht zu versuchen, meinetwegen Ihre besten Seiten hervorzukehren. Schließlich leben wir in verschiedenen Welten, und selbst bei unseren gemeinsamen Freunden dürften wir uns nur selten begegnen.“ Ruth lächelte spitzbübisch. „Verhalten Sie sich ruhig so aufgeblasen wie eh und je. Ich werde davon nie erfahren.“
    „Oho, da täuschen Sie sich. Tatsächlich bleibt mir nur bedauerlich wenig Zeit, um mich in einen tugendhaften Menschen zu verwandeln. Der kleine James wird bereits in ein paar Monaten getauft, und von Gavin weiß ich, dass Sie seine Taufpatin werden.“
    „Das stimmt.“ Der Gedanke entlockte ihr ein Lächeln. „Und ich freue mich darüber.“
    Beinahe hätte sie vergessen, dass sie das Patenamt mit diesem Gentleman teilen musste.
    „Und da ich mich ebenfalls bereit erklärt habe, die Patenschaft für den Kleinen zu übernehmen, werden wir uns zumindest noch bei einer zukünftigen Gelegenheit begegnen“, erklärte Clayton, ohne Ruth aus den Augen zu lassen. „Bis dahin setze ich alles daran, Ihre gute Meinung zu gewinnen. Wenn ich ehrlich bin, erhoffe ich mir sogar noch vor diesem Termin ein bisschen Freundlichkeit von Ihnen.“
    Sofort riss Ruth den Blick von seinen grauen Augen los, in denen plötzlich etwas Dunkles, Gefährliches, aber auch unerklärlich Anziehendes zu lodern schien. Verwirrt wandte sie sich ab. Sir Clayton flirtete ungehemmt, weckte unpassende Vorstellungen in ihr, löste Gefühle aus, die sie tief in ihr Inneres verbannt hatte ...
    verbannt, nachdem Pauls Liebesworte und seine zärtlichen Berührungen zu bloßen Erinnerungen geworden waren.
    Wie hatte sie nur so töricht sein können, mit einem berüchtigten Schürzenjäger zu flirten? Diesem Tändelspiel war sie nicht gewachsen. Sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte, um das Gespräch wieder in ungefährliche Bahnen zu lenken. Im nächsten Augenblick spürte sie, dass er eine Hand nach ihr ausstrecken wollte – und trat so schnell zurück, als hätte sie sich an glühenden Kohlen verbrannt.
    Während sie um Fassung rang, wich sie seinem Blick aus. Er sollte nicht glauben, sie sei tatsächlich prüde genug, sich von seiner sinnlichen Herausforderung schockieren zu lassen. Als sie endlich aufsah, las sie in Sir Claytons Augen etwas ganz anderes, Unerwartetes.
    „Haben Sie sich heute Sorgen um mich gemacht?“, fragte er beinahe barsch.
    Ruth nickte nur.
    „Ich habe diesen Hengst satteln lassen, weil ich mich ablenken wollte. Je mehr ich mich auf das Pferd konzentrieren musste, desto weniger konnte ich an andere, gefährlichere Ablenkungen denken.“
    „Und – hatten Sie damit Erfolg?“, flüsterte sie.
    Ihre Blicke begegneten sich und verschränkten sich ineinander – doch dann wurde die Tür geöffnet, sodass Clayton seiner schönen Gesprächspartnerin

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