02 - komplett
erraten, wie Sie und der Arzt zueinander stehen.
Man musste Sie beide lediglich zusammen sehen.“
Nicht zum ersten Mal verschlug dieser Mann ihr die Sprache. „Wie scharfsinnig von Ihnen“, murmelte sie.
„Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie einen neuen Versuch von Dr. Bryant erwarten?“
„An Ihrer Beobachtungsgabe mag nichts auszusetzen sein; an Ihrem Benehmen allerdings sehr wohl“, gab Ruth zurück. „Was, bitte schön, geht Sie das an?“
„Oh, natürlich überhaupt nichts.“ Clayton blieb aufreizend ruhig und höflich. „Haben Sie vor, seinen Antrag beim nächsten Mal anzunehmen?“
Stumm machte sie eine entrüstete Geste. Doch Clayton wartete auf eine Antwort, und schließlich gab Ruth nach. „Ich ... ich weiß es nicht ...“
„Warum nicht?“
„Bitte ...“, flehte Ruth. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt.
„Warum nicht?“, beharrte Clayton gnadenlos. „Zögern Sie etwa, weil Sie ihn nicht lieben?“
„Ich gehe davon aus, dass er mich genauso wenig liebt.“ Nun, da sie es eingestanden hatte, schien eine Erklärung gefragt zu sein. „Aber Dr. Bryant ist Witwer und braucht eine Mutter für seinen kleinen Sohn. Ich befürchte allerdings, dass er die Entscheidung überhastet trifft und dadurch das Kind jeder Chance beraubt, mit Eltern aufzuwachsen, die sich innig verbunden sind. Möglicherweise findet Dr.
Bryant noch eine Frau, die ihn liebt und die er wiederliebt. Das wäre das Beste für alle.“ Um deutlich zu machen, dass es dazu nichts mehr zu sagen gab, fügte sie hinzu:
„Ich hole den Portwein.“
Sie ging einen Schritt in Richtung Tür, bis sie zu ihrer Verwirrung merkte, dass sie dazu an Sir Clayton vorbei musste. Statt seiner verwirrenden Gegenwart zu entfliehen, fand sie sich plötzlich so dicht bei ihm wieder, dass sie überwältigt die Augen schloss.
Eine Hand hielt sie am Arm fest und drehte sie herum. Im nächsten Moment wurde Ruth an einen muskulösen männlichen Körper gepresst, und Begehren stieg süß wie Honig in ihr auf. Sie erwartete keine Worte, und Clayton sagte nichts. Während sie den Kopf hob, senkte er den seinen, und ihre Lippen trafen sich.
Clayton spürte, wie sich der Druck der schmalen Finger auf seinem Unterarm stetig änderte. Es war, als fechte Ruth einen inneren Kampf aus, ob sie ihn noch enger an sich ziehen oder aber von sich stoßen sollte. Um ihr bei der Entscheidung zu helfen, hielt er den Kuss sanft.
In ihren verwegeneren Tagträumen hatte Ruth sich immer vorgestellt, dass notorische Schürzenjäger sich nicht lange mit Zärtlichkeiten aufhielten, sondern schnell und zielstrebig verführten. Dass Sir Clayton Powell in die Klasse der Schürzenjäger gehörte, konnte niemand ernsthaft leugnen. Und dennoch küsste er sie, als hätte er alle Zeit der Welt, um Lippe an Lippe zu schmiegen und ihr damit unschuldiges Vergnügen zu bereiten. Solche Weichheit, solche Berührungen, zart wie Schmetterlingsflügel – sie schien dahinzuschmelzen.
Sanft drängte Clayton ihre Lippen auseinander, um mit der Zunge das Innere ihres Mundes zu erkunden, während seine Finger mit den Löckchen an ihrem Nacken spielten.
Ihre Hand wanderte wie von selbst zu seiner Schulter, um dort Halt zu suchen, und berührte dort harte Muskeln.
Mehr Ermutigung brauchte Clayton nicht. Augenblicklich vertiefte er den Kuss. Als er leises Stöhnen hörte, beschleunigte er das Spiel seiner Zunge zu einem aufreizenden Rhythmus. Er umfasste eine von Ruths Brüsten und strich mit dem Daumen über die Spitze, bis er spürte, wie sie sich unter der Berührung aufrichtete.
Ruth presste sich enger an ihn, beide Hände um seinen Nacken geschlungen, den Rücken durchgebogen. Unwillkürlich zog sie damit Claytons Kopf näher an sich, sodass der Kuss härter wurde.
Auch ohne Worte verstand Clayton sofort, dass Ruth mehr von ihm spüren wollte –
eine Einladung, der er nicht widerstehen konnte. Ohne die Lippen von den ihren zu lösen, machte er sich geschickt daran, winzige Knöpfe zu öffnen. Es dauerte nicht lange, bis er Ruths wohlgerundete Brüste unter dem dünnen Hemdchen streicheln konnte. Sie schmiegten sich geradezu in seine Handflächen. Während er die Spitzen weiter mit dem Daumen reizte, spürte er, wie Ruth die Hüfte dichter gegen ihn presste. Mit einer geschickten Bewegung brachte er sie dazu, ein wenig die Schenkel zu öffnen.
Clayton streifte ihr das Kleid von den Schultern und senkte den Kopf, um die zarte, weiße Haut zu liebkosen. Augenblicklich fühlte
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