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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Weise mit direkten Fragen überfallen; dazu waren Mrs. Storeys Gäste zu gut erzogen. Aber das Gerücht von ihrer Verlobung hatte sich offensichtlich wie ein Lauffeuer verbreitet. Von allen Seiten wurden ihr neugierige Blicke zugeworfen, und hinter kostbar bemalten Fächern tuschelte man eifrig: Wie sah sie aus, die Frau, die Sir Clayton erobert hatte? Wie war sie gekleidet? Hielt sie sich aufrecht, wusste sie sich anmutig zu benehmen? Ach, sie war Witwe? Wusste man etwas über ihren verstorbenen Mann? Einige der Gäste waren sogar unauffällig etwas näher gerückt.
    Ruth hob das Kinn und gab eine betont heitere Antwort auf Gavins Frage, wie ihr die musikalischen Darbietungen gefallen hatten. Erleichtert nahm sie zur Kenntnis, dass er versuchte, ihr die unangenehme Lage so weit wie irgend möglich zu erleichtern.
    Auch er war dankbar, dass sie seiner Frau beigesprungen war.
    Aus dem Augenwinkel sah Ruth eine Bewegung. Zwei Matronen mit Turbanen, die von wippenden Federn gekrönt waren, standen inzwischen unmittelbar neben ihr.
    Ihr Herz begann, schneller zu klopfen. Nach den Regeln des guten Benehmens konnte sie den beiden nicht einfach den Rücken zuwenden. Dabei wusste sie genau, dass die Damen sie auf die geringste Ermutigung hin mit Fragen überfallen würden.
    Hilfe suchend sah Ruth sich nach Sarah um, doch die stand weit entfernt und unterhielt sich mit der Gastgeberin.
    „Mrs. Hayden, wenn ich mich nicht irre?“ Eine der beiden Matronen überraschte Ruth mit ihrem Eröffnungszug.
    „Ja, ich bin Mrs. Hayden ... sehr erfreut.“ Doch bevor ihr Gegenüber den Mund öffnen konnte, um ihre Neugier zu befriedigen, rief Ruth unter schöner Missachtung der Wahrheit aus: „Oh, bitte entschuldigen Sie mich. Ich sehe gerade, dass die Viscountess Tremayne mir zuwinkt.“
    Sie richtete einen flehenden Blick auf Gavin und überließ es seinem höflichen Charme, mit den beiden enttäuschten Damen fertig zu werden. Hastig steuerte sie auf den Damenraum zu und wechselte nur wenige Worte mit Sarah und Mrs. Storey.
    Sie musste jetzt einfach allein sein, sonst konnte sie ihre gleichmütige Fassade nicht mehr lange aufrechterhalten.
    Ihre Gedanken rasten. Was habe ich nur angerichtet? Sie trat in den kühlen Flur, blieb aber nicht stehen, sondern lief blindlings weiter. Einen kurzen Moment lang legte sie die heiße Stirn gegen eine der Marmorsäulen und atmete tief durch. Aber so kühl und erfrischend sich der Stein auch anfühlte: Nichts konnte die brennende Scham in ihrem Innern lindern. Denn sie wusste sehr gut, was sie angerichtet hatte: ein entsetzliches Durcheinander.
    Du bist nach London gekommen, weil du dir Sorgen um Clayton gemacht hast. Und was tust du? Du bereitest ihm noch mehr Schwierigkeiten. Loretta Vane hat mit allen Mitteln versucht, ihn zu einem Heiratsantrag zu zwingen. Natürlich wird er glauben, dass du genau das Gleiche vorhast. Er wird dich mit diesem intriganten, schamlosen Flittchen auf eine Stufe stellen – und wie sollte er auch anders handeln? Wie willst du ihm die Sache erklären? Was kann getan werden, um euch beide aus dieser verzwickten Lage zu befreien?
    Noch ahnte Clayton nichts von seinem zweifelhaften Glück, vollkommen ohne sein Zutun eine Braut gewonnen zu haben. Ruth zitterte jetzt schon vor dem Moment, in dem er es erfahren musste. Bestimmt würde er spöttisch den Mund verziehen und kalt bemerken, Mrs. Hayden hätte es ihm schon selbst überlassen können, Loretta loszuwerden.
    Bei der Vorstellung stieg Ruth erneut Schamesröte in die Wangen. Vielleicht sollte sie so schnell wie möglich nach Fernlea zurückkehren, um sich dort zu verbergen, bis Claytons Zorn verraucht war. Doch schon im nächsten Moment wurde ihr bewusst, wie feige es wäre, einfach davonzulaufen. Sie konnte es nicht Gavin und Sarah überlassen, die Folgen ihres voreiligen Verhaltens zu tragen.
    Nein, ich muss bleiben und die Suppe auslöffeln, die ich mir und allen anderen eingebrockt habe. Trotzdem empfand Ruth tiefe Erleichterung, dass ihr zumindest ein Aufschub vergönnt war. Denn noch wusste Clayton nichts von dem, was sie angerichtet hatte.
    Nachdem Clayton dem Butler Hut und Mantel gereicht hatte, sagte er dem dienstfertig herbeieilenden Lakaien: „Danke, Sie brauchen mich nicht anzumelden.
    Ich kenne mich aus.“
    Etwas unsicher zog sich der livrierte Diener zurück, doch in der Stimme des späten Gastes lag eine Autorität, die keinen Widerspruch duldete.
    Clayton wandte sich nach links und folgte der

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