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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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ganze Zeit nicht aus den Augen. Es fiel ihm nicht schwer zu erraten, wohin ihre Gedanken abgeschweift waren: zu jenem innigen Moment, dessen Erinnerung auch ihn in jeder wachen Sekunde quälte. Er machte eine Bewegung, als wollte er Ruth über die Wange streicheln, aber mittendrin ließ er die Hand wieder sinken. Wie gern hätte er ihr unter vier Augen gezeigt, wie sehr er sie vermisste!
    Als er ungehalten zu dem Grüppchen an der Tür zum Saal hinübersah, bemerkte er, dass eine der Damen auf sie zukam.
    „Bitte ... bitte gehen Sie nicht dort hinein ... noch nicht. Bitte!“ Flehend flüsterte Ruth die unzusammenhängenden Worte. Sie zuckte innerlich zusammen, als sie sah, wie die Leidenschaft in seinen Augen plötzlichem Misstrauen wich.
    Clayton wusste auf einmal, dass Ruths Erschrecken bei seinem Anblick nichts mit der Auseinandersetzung bei ihrer letzten Begegnung zu tun hatte. Nein, hier und heute musste etwas vorgefallen sein, das sie verunsicherte. Loretta! Warum hatte Loretta Vane die Gesellschaft frühzeitig verlassen? Er presste die Lippen zusammen.
    „Warum sollte ich nicht dort hineingehen?“, fragte er leise, aber bestimmt. „Sehen Sie mich an“, fügte er hinzu, als sie seinem Blick beharrlich auswich. „Was ist geschehen? Es wäre besser, es mir sofort zu erzählen, denn Lady Morganston ist nur noch ein paar Schritte von uns entfernt.“
    Einen Augenblick stand sie wie erstarrt, dann fuhr Ruth in einem Wirbel hellblauer Seide herum und erkannte, dass er die Wahrheit sprach. Entsetzt sah sie zu Clayton hoch und öffnete den Mund – aber von den Worten, die ihr auf der Zunge lagen, wollte keine Silbe hinaus. Sie musste es ihm beichten ... jetzt, sofort! Doch wie gestand man einem Mann, der der Ehe ein für alle Mal abgeschworen hatte, dass alle Welt ihn nun als Bräutigam sah ... ihren Bräutigam?
    „Wie schön, dass Sie Sir Clayton überreden konnten, zu dieser Soiree zu erscheinen, Mrs. Hayden.“ Lady Morganston zwinkerte Ruth vertraulich zu. „Sie wissen sicher, wie selten er Abendgesellschaften mit seiner Anwesenheit beehrt. Nun, für die Zukunft kennen wir natürlich den Weg, ihn anzulocken.“
    Über den Kopf der Countess hinweg begegnete ihr Blick dem Claytons, in dem ein Funken Argwohn aufblitzte.
    „Mir wurde auf einmal warm, und ich musste hinausgehen, um Luft zu schnappen.
    Hier draußen ist es angenehm kühl.“ Hastig sprach Ruth die ersten Worte, die ihr in den Sinn kamen. Damit tat sie einen Schritt in Richtung Musikzimmer. „Höre ich da, wie die Instrumente gestimmt werden? Haben Sie das Konzert auch so genossen, Lady Morganston?“
    Der Weg zurück zu den anderen Gästen kam Ruth endlos vor. Die ganze Zeit über plapperte sie sinnlose Floskeln vor sich hin, um die Countess nicht zu Wort kommen zu lassen. Lady Morganston durfte auf keinen Fall andeuten, dass sie von der angeblichen heimlichen Verlobung wusste!
    Hätte Ruth länger in London gelebt und wäre ihr die Etikette der feinen Gesellschaft vertrauter gewesen, dann hätte sie keine solche Angst ausstehen müssen. Die Countess war viel zu wohlerzogen, um den künftigen Bräutigam auf eine Verbindung anzusprechen, die jener noch nicht offiziell verkündet hatte. Aber nachdem sie und einige ihrer Bekannten Zeuginnen des romantischen Tête-à-Tête in der Eingangshalle geworden waren, verbot sich ohnehin jeder Zweifel von selbst: Mrs. Hayden würde Lady Powell werden.

    Allerdings wusste die Countess so gut wie jeder andere Gast dieser Soiree, dass die Verlobung erst dann unwiderruflich feststand, wenn Sir Clayton es in den Gazetten veröffentlicht hatte. Hätte diese unmögliche Loretta Vane nicht Mrs. Hayden gezwungen, es auszusprechen, dann würden die Brautleute es wohl immer noch als süßes Geheimnis hüten. Wie Lady Morganston mehr als einer ihrer Freundinnen an diesem Abend flüsternd mitgeteilt hatte: Die Umstände ließen es geraten erscheinen, Sir Clayton nicht offen auf seine Verlobung anzusprechen.

15. KAPITEL
    „Wo zum Teufel hast du gesteckt?“
    „Oh, ich freue mich auch, dich zu sehen.“ Clayton erwiderte Gavins Begrüßung in heiterem Ton, während er die Gäste betrachtete, die sich im Haus der Storeys versammelt hatten.
    „Seit ich nach London gekommen bin, versuche ich deiner schon habhaft zu werden.“
    „Ich weiß. Es tut mir leid.“ Die gemurmelte Entschuldigung befriedigte Gavin keineswegs, denn der Freund war ganz offensichtlich abgelenkt.
    Sobald Clayton den Fuß in den Salon gesetzt

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