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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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am Ziel ihrer Reise angekommen zu sein – sprang heraus und half einer Dame beim Aussteigen. Miss Prudhome, seit zwei Wochen ihre Gesellschafterin, sah entschieden unwohl aus. Sie wankte auf Hester zu.
    „Nie wieder, meine Liebe. Lieber gehe ich hundert Meilen zu Fuß! Nie wieder setze ich mich in eine dieser fürchterlichen Höllenkutschen.“
    „Schon gut, schon gut.“ Hester tätschelte ihr beruhigend den Rücken und achtete nicht auf das leidgeprüfte Gesicht des Kutschers. „Sie sind schnell gekommen, wenn man den langen Weg bedenkt“, lobte sie ihn allerdings, um ihn versöhnlich zu stimmen. „Jethro, zeig ihm, wo er die Pferde tränken kann, während wir das Gepäck abladen.“
    In der Küche brachte Hester Miss Prudhome ein Glas Wasser und kümmerte sich dann zusammen mit den beiden anderen um das Gepäck.
    Susan stellte mehrere Schachteln und Pakete auf den Tisch und sah sich voller Interesse um. „Hübsches Haus, Miss Hester. Aber doch ziemlich groß für nur zwei Diener, oder? Vielleicht können Sie hier in der Gegend noch mehr Personal finden.“
    „Ich hoffe, Susan.“ Hester stellte einen Korb auf den Boden. „Zuerst muss ich allerdings sehen, wie viel ich ausgeben werde, um das Haus in Ordnung zu bringen.
    Dann weiß ich erst, ob ich mir eine größere Dienerschaft überhaupt leisten kann. Bis dahin werden wir nur das Erdgeschoss und die drei Schlafzimmer bewohnen.“ Sie fasste Miss Prudhome skeptisch ins Auge. „Glauben Sie, Sie könnten eine kleine Mahlzeit zu sich nehmen, Maria?“
    Ein mitleiderregendes Stöhnen war die einzige Antwort. Miss Prudhome war sehr dünn, achtundvierzig Jahre alt und ähnelte mit ihrer spitzen Nase und den kleinen Knopfaugen, wie Jethro frech bemerkt hatte, auf fatale Weise einer Henne.
    Eigentlich hatte sie immer als Gouvernante gearbeitet, doch da sie die einzige Kandidatin gewesen war, die Hester sich leisten konnte, wurde sie auch engagiert.
    Außerdem erweckte sie Hesters Mitleid, denn die arme Frau war nach zehn Jahren aus einer Anstellung entlassen worden, weil der jüngste Sohn der Familie aufs Internat kam und kein Bedarf mehr für eine Gouvernante bestand.
    Jethro kam mit Besen, Putzlappen und Eimer bewaffnet lärmend herein. „Ich beseitige erst mal den ärgsten Schmutz oben, Miss Hester, und zünde Feuer im Kamin an.“
    Als es sieben Uhr schlug, saßen alle vier völlig erschöpft in einem Halbkreis um den Ofen herum, in dem Jethro zwar Feuer hatte anzünden können, der allerdings bedenklich zu qualmen begann. „Wahrscheinlich voller Nester der Rauchabzug“, bemerkte Jethro finster. „Am besten bringe ich morgen einen Kaminfeger her. Der kann sich dann um alle Kamine kümmern.“
    „Nicht so schlimm“, sagte Hester zufrieden. „Wir alle haben ein gemütliches Bett für die Nacht und eine saubere Küche für unsere Mahlzeiten. Morgen bringen wir noch die Halle und den vorderen Salon in Ordnung.“
    Susan seufzte tief, und auch Jethro schien von der Arbeit, die sie erwartete, ein wenig eingeschüchtert zu sein – nicht nur das Haus, auch der Garten, die Ställe und Anbauten waren nicht im besten Zustand. Trotz allem empfand Hester nur tiefen Frieden und war überzeugt davon, endlich ihr Zuhause gefunden zu haben.
    Entschlossen erhob sie sich, krempelte die Ärmel hoch und griff nach einem Kochtopf.
    „Abendessen und dann zu Bett“, sagte sie ermunternd. „Du schälst die Kartoffeln, Jethro. Susan, du übernimmst den Kohl und die Zwiebeln. Ich brate inzwischen das Fleisch. Maria, bitte decken Sie den Tisch, und legen Sie ein paar Ziegel in den unteren Ofen, damit sie später für die Betten warm genug sind.“

    Das Mahl war gut, sättigend und schmackhaft. Bald schon fielen ihren Begleitern die Augen zu. Hester schickte Maria und Susan je mit einem angewärmten Ziegelstein, der in eine Decke gewickelt war, zu Bett und versicherte ihnen, dass sie sie wirklich nicht mehr brauchte. Und am Ende ließ auch Jethro sich davon überzeugen, er könne sich getrost mit einer Lampe zu seinem Zimmer über den Ställen zurückziehen. Doch erst, nachdem er persönlich Haustür und Fenster überprüft hatte.
    Hester schloss die Hintertür ab, sobald er draußen war, schob die Riegel vor und schürte ein letztes Mal das Feuer im Ofen, bevor sie nach einem Kerzenhalter griff und sich durch das jetzt so stille Haus zu ihrem Zimmer aufmachte.
    Auf der Schwelle zögerte sie kurz, den Blick auf die Tür zum Ankleidezimmer gerichtet. Im Schein des flackernden

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