02 - Schatten-Götter
bernsteinfarbenen, viereckigen Edelstein, bevor er ihn in das mit Golddraht verbundene System einsetzte. »Ich habe vor fast zwei Tagen zuletzt von meinen heimlichen Augen in Besh-Darok gehört. Sie konnten mir nur berichten, dass irgendwelche merkwürdige Aktivitäten in Sejeends Werften vor einigen Tagen schlagartig aufhörten, dass die Aufstände wegen Lebensmittelmangel sich legten, nachdem Frachtschiffe aus Cabringa eintrafen, und dass der Junge mit der Krone, wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, bereit ist, wann immer wir es wollen. Von den Aktivitäten der Magier weiß er nur wenig, außer, dass sie angefangen haben, nach ihm zu suchen.«
»Das hilft mir nicht weiter«, erwiderte Byrnak.
»Nimm dir Zeit, Bruder. Lass die Armeen wachsen, während wir das Geflecht der Gerüchte knüpften. Viele wichtige Dinge stehen bevor, doch das Wichtigste ist unser Plan Dalbar betreffend. Sobald Crevalcor mit dem Hohen Haus der Kiele fertig ist, ist der Weg für die Schiffe aus Jefren frei für ihren Überfall auf die ganze Südküste.«
Byrnak runzelte die Stirn. Die Theokratie von Jefren hatte kurz nach dem Fall des Reiches als Sekte des Zwielichts in den Hügeln von Hanoriath in West-Jefren Fuß gefasst. Im Lauf der Jahre hatten sie ihre brutale Herrschaft auf das ganze vormalige Königreich von Jefren ausgedehnt und stellten durch ständige Überfälle die Entschlossenheit der benachbarten Herrscher auf die Probe. Als Kriegsherr von Nord-Honjir hatte Byrnak ihre Übergriffe mehr als einmal zurückgeschlagen.
»Unsere Jefren-Verbündeten!«, höhnte er. »Jedes Mal, wenn ich einen dieser maskierten Priester treffe, habe ich den Eindruck, dass er sich selbst für größer dünkt als mich.«
»Im Augenblick hält sich eine Delegation von ihnen in Trevada auf.« Kodel stand auf und nahm einen hölzernen Dreifuß von der Wand, an der noch andere lehnten. »Offenbar bitten sie uns um Hilfe gegen eine kleine Rebellenarmee, die sich in irgendeiner alten Feste in den Druandag-Bergen verschanzt hat. Bisher verweisen die Akolythen immer wieder darauf, dass die meisten Nachtjäger bei dem Kampf gegen die Dämonenbrut gefallen sind und die wenigen Überlebenden noch nicht stark genug für einen gleichzeitigen Angriff auf eine Bergfestung und den bevorstehenden Feldzug sind.«
»Stimmt das?«
Kodel nickte. »Ich glaube schon.« Er befestigte das komplizierte Objekt aus Drähten und Edelsteinen auf dem Dreifuß, bückte sich und sah hindurch. »Wir haben natürlich noch die Fressbiester zur Verfügung. Ihre Wärter hier und in Casall müssen frische Gruben und Höhlen ausschachten, damit die neue Brut genug Platz für die Aufzucht bekommt. Aber all das sind nur Nebensächlichkeiten. Es braut sich ein neues Problem zusammen, auf das wir möglicherweise kurzfristig reagieren müssen. Unser Bruder Thraelor.«
Byrnaks finstere Miene verdüsterte sich noch mehr, und er verschränkte die Arme. »Sprich weiter.« »Er kommuniziert nur noch über den Brann-Spiegel, und im Verlauf der Gespräche während der letzten drei Tage wurde er merklich… unberechenbarer. Ich habe heute früh das letzte Mal mit ihm geredet, und es gab einige Momente, da wusste ich, dass hinter seinen Augen nicht er selbst war.«
Die beiden Schattenkönige sahen sich voller Unbehagen an.
»Hast du in letzter Zeit etwas von unserem dunklen Parasiten gehört?«, erkundigte sich Byrnak. »Zuletzt vor zwei Tagen«, gab Kodel zu.
»Ich auch.« Byrnak schaute den gefangenen Ystregul an und knirschte mit den Zähnen. »Sollten wir einen weiteren Käfig vorbereiten, für den Fall, dass Thraelor in dem Ringen unterliegt?«
Kodel musterte den gefangenen Schattenkönig ebenfalls, aber durch sein funkelndes Gerät. »Das wäre klug, wenngleich diese Käfige möglicherweise nicht mehr länger so unangreifbar sind, wie wir dachten.« Er richtete sich mit einem schiefen Lächeln auf. »Jemand hat sich an den Zaubern zu schaffen gemacht, die wir um unseren Bruder gewirkt haben.«
Byrnak ging zu dem Gerät auf dem Dreifuß, ließ sich aber nicht herab, hindurch zu sehen. »Bist du sicher?« Kodel nickte. »Ich habe die Elemente dieses kleines Kunstwerks mit der Macht des Brunn-Quell getränkt, und ich kann sehen, wie das Netz der Zauber verändert wurde.« Er strich sich über das Kinn. »Das heißt, vielleicht nicht verändert, sondern eher erprobt.«
»Es gibt nur wenige, die zu so etwas fähig wären.« Byrnaks Gedanken überschlugen sich. »Ich bezweifle, dass es in
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