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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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scheinbare Leichtigkeit nachdachte, mit der die Akolythen das Reich der Finsternis betreten und sich darin bewegen konnten. Dieses Portal versetzte Byrnak und seine Eskorte in einen Säulengang, von dem aus er eine gewaltige Halle sah, die in verschiedene Exerzierplätze aufgeteilt war, mit zahllosen Ausbildungszwingern und Schwertgruben. Tausende von Kriegern erzeugten einen gewaltigen Lärm aus grunzenden und stöhnenden Lauten und Schreien, während ihre Ausbilder sie durch die Übungen zwangen. Gruppen von Offizieren und Schreibern und Läufern hielten inne, wenn er vorüberschritt, einige neigten den Kopf, andere warfen sich gar bäuchlings vor ihm auf den warmen Stein. Byrnak sprach mit keinem, sondern nickte nur ernst, während er durch ein weiteres Portal trat.
    Erneut strich das langsam wirbelnde Funkeln mit eisigen Tentakeln über sein Gesicht, und er fand sich in einer stickigen Dämmerung wieder, in der es nach Pferdedung, Sattelleder und Schweiß stank. Die Stallungen nahmen fast das ganze Untergeschoss von Keshada in Beschlag, ihre Kammern und Ställe waren auf schweren, hölzernen Pfeilern und Bohlen errichtet und wurden von magischen Feuern erwärmt. Öllampen brannten in vergitterten Wandnischen und spendeten ein düsteres, gelbes Licht. Verbeugungen und Grüße begleiteten seine Ankunft. Byrnak befahl, ihm und seinen Untergebenen gesattelte Pferde zu bringen. Der lebhafte braune Hengst bäumte sich auf und hätte sich fast losgerissen, als er vor ihn geführt wurde, aber er unterwarf das Tier mit einem einzigen Blick, bevor er sich in den Sattel schwang. Augenblicke später ritt er mit seinem Gefolge langsam hinaus in eine lange, niedrige Kammer, in der sich Kavallerie, Karawanen von Packtieren und Herden neuer Pferde drängten. Drei große Tore führten zu ansteigenden steinernen Gängen. Der eine führte geradeaus, die beiden anderen bogen nach rechts und links ab. Ihnen gegenüber lag eine einzelne breite Öffnung und eine Rampe, die nach unten führte. Sie bestand aus von vielen Hufen festgetretenem Schotter und Schmutz, und genau dorthin führte Byrnak seine Eskorte.
    Als man den Schattenkönig und sein Banner erkannte, löste das bei den Reitern, die ihnen entgegen kamen, Jubel und Beifall aus. Einige seiner Gardisten waren von dieser respektlosen Darbietung empört, Byrnak schüttelte jedoch nur den Kopf, und lächelte die Reiter frostig an, als sie an ihnen vorbei ritten. Ihr Gruß bot ihm eine willkommene Abwechslung von dem unterwürfigen Gehorsam, das man ihm ansonsten entgegenbrachte, und es erinnerte ihn an lang vergangene Zeiten als Kriegsherr in Honjir. Die abfallende Rampe brachte sie in eine von Fackeln erhellte, grob gehauene Höhle, die sich zum Eingang des Großen Ganges weitete. Der rohe Fels verschmolz in die glatten, graugrünen Wände des Ganges, von denen ein gedämpftes, silbergrünes Leuchten ausging. Der Große Gang war vom Brunn-Tor geschaffen worden und wurde von ihm erhalten. Es war ein breiter, leicht ovaler Tunnel, der sanft nach oben anstieg. Am anderen Ende, kaum einen Tagesmarsch entfernt, lagen die Kavernen unter Rauthaz.
    Als er jetzt seine Eskorte hineinführte, stellte er sich vor, der Tunnel sei ein gigantisches Maul, das Städte, Berge und ganze Nationen verschluckte …
    Sie ritten im Galopp an mehreren Kolonnen marschierender Infanterie vorbei, bevor sie die Stelle erreichten, an welcher der Große Gang auf einen ähnlichen Tunnel traf, der von der Zitadelle von Gorla heranführte. Hier hielt Byrnak inne und instruierte den Hauptmann seiner Garde, nach Rauthaz weiter zu reiten. Während seine Leute in zügigem Galopp ihren Weg fortsetzten, richtete er den Blick auf die Wand des Ganges. Ein Gedanke genügte, und der Brunn-Quell war da. Er griff durch das Brunn-Tor nach einem sich selbst fortsetzenden Zauber, den er und Kodel entwickelt hatten, und rief ein Seitenportal auf. Eine große, ovale Einbuchtung erschien in der Wand des Ganges und beulte sich rasch nach innen aus, bis eine dunkle, runde Tür entstand. Byrnak richtete seinen Verstand rasch auf sein Ziel, trieb sein nervöses Pferd weiter hindurch …
    … und tauchte in dem steinernen Verlies unter Trevada auf, wo Ystregul, der fünfte Schattenkönig, in Gefangenschaft schmorte. Er saß noch immer in dem eisernen Käfig, der an eisernen Ketten in der Luft hing. Nur sein Kopf und seine Schultern waren zu sehen, und sein Gesichtsausdruck und seine Kopfbewegungen waren durch den Bann verlangsamt, mit

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