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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Reling in seine wartende Schaluppe. Es zischte leise, als Crevalcor einen Becher mit Flüssigkeit, vielleicht Wein, über das rituelle Feuer goss. Während der Rauch und Qualm davonwehten, stand der Nigromant auf und schlenderte zu Gilly herüber. In dem schwachen Glanz des verhexten Schiffes wirkte sein Gesicht finster und schweißüberströmt, seine Augen dagegen blass und sehr lebhaft. »Ich frage mich, ob Ihr wohl verstanden habt, was heute Nacht beschlossen wurde«, sagte Crevalcor. Gilly lächelte. Er hatte sich die Handgelenke wundgescheuert, einige seiner Fingerspitzen waren taub vor Kälte, und er fühlte ein kaltes Fieber, das sich in seine Brust und seine Eingeweide fraß. Er war so erschöpft, dass es fast wehtat. Aber das würde er seinen Häscher nicht merken lassen.
    »Hm, mal sehen … Ah, ich weiß, du und dein Schattenkönig-Meister haben beschlossen, unsere Länder für immer zu verlassen und in die nördlichen Gefilde zurückzusegeln, aber vorher wollt ihr ein gigantisches Abschiedsbankett feiern, zu dem ihr viele geehrte Gäste einladen wollt, mich eingeschlossen …« Crevalcor lachte leise, hockte sich vor Gilly und tätschelte seine Wange. »Beim Quell, ich glaube, Ihr könntet bis zur Taille im Rachen eines Fressbiestes stecken und würdet immer noch wie ein Hofnarr plaudern. Das ist gut. Starke Feinde geben ausgezeichnete Diener ab.«
    Gilly lachte heiser. »Niemals.«
    Der Nigromant ignorierte ihn. »Heute wurde ein heimlicher Pakt geschlossen. Die gemeinsamen Bemühungen der Akolythen und des Klerus der Jefren werden die Rückkehr des Herrn des Zwielichts in das Fleisch gewährleisten, trotz des Zögerns und der Listen der Schattenkönige. Ihre Besessenheit, diese armseligen Rebellen und Gesetzlosen zu unterwerfen, wird ihren Untergang herbeiführen. Während ihre Aufmerksamkeit sich darauf richtet, werden wir zuschlagen. Und genau dabei wirst du uns außerordentlich von Nutzen sein.« Er stand auf und starrte über das Heck auf das Draakilis-Meer hinaus.
    »Dein Freund Mazaret hat sich als ein ausgezeichneter Diener unserer Sache erwiesen«, fuhr er fort. »Wusstest du das eigentlich?«
    »Du lügst«, widersprach Gilly, aber ihn durchzuckte die kalte Gewissheit, dass es stimmte. »Die Magierfrau Suviel ebenfalls. Sie hat uns geholfen, Mazaret aus Besh-Darok herauszulocken.« »Aber … sie ist in Trevada gestorben.«
    »Sie wurde vor dem unseligen Kampf mit der Dämonenbrut tagelang in den Kerkern der Akolythen gefangen gehalten.« Crevalcor drehte sich um und schaute auf ihn herab. »Sie wissen, wie man gute Diener heranzieht, und alles, was sie wissen, weiß ich zuerst.«
    Gillys Verwirrung entlockte ihm ein kaltes Lächeln.
    »Ich würde sagen, fünf von dir dürften genügen.«

14
    Eine grausame Hand greift zu
Und macht aus strahlenden Träumen
Rauchende Ruinen.
    CALABOS, DIE STADT DER TRÄUME
    Alael erhielt die Nachricht aus dem Kolleg von Hendreds Hallen am späten Abend. Sie war schlicht gehalten.

    Lady Alael,
die Übersetzung, die Ihr erbeten habt, ist vollendet und wartet auf Eure Abholung. Allerdings hat ein weitergehendes Studium des Kodex Material ans Licht gebracht, das möglicherweise die Aufmerksamkeit einer höheren Autorität verdient. Da meine Gebrechlichkeit mich an meine Kammer fesselt, wäre ich Euch verbunden, wenn Ihr heute Abend direkt und ohne Verzögerung ins Kolleg kommen könntet. In Erwartung Eurer Ankunft verbleibe ich
    Baas Melgro Onsivar, Meister der Sprachen

    Sie brachte diese Nachricht direkt in die Gemächer des Erzmagiers, und nachdem ihr Zutritt gewährt und sie Grüße ausgetauscht hatten, zeigte sie ihm das Blatt. Erzmagier Bardow saß in einem Stuhl mit hoher Rückenlehne aus poliertem, dunkelrotem Steinholz und strich sich über sein bartloses Kinn, während er las. »Es entspricht der Art von Melgros Denken und scheint ebenso echt wie dringlich zu sein. Gut, ich werde es Euch erlauben, aber Ihr werdet dorthin reiten und zwar in Begleitung. Einverstanden?«
    Sie akzeptierte bereitwillig seine Bedingungen und verließ kurz darauf den Palast durch einen hohen, schmalen Tunnel, der in vielen Windungen von der Silbernen Aggor zu den Kaiserlichen Kasernen vor der Goldenen Aggor führte. Ihre Eskorte bestand aus sechs Rittern des Paladinordens, die allerdings von Ghazrek befehligt wurden, dem Bannerhauptmann Prinz Yasgurs. Sie fragte sich, ob es zwischen ihm und ihnen wohl Spannungen gab, aber die Blicke der Ritter waren alle so grimmig und

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