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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Effekt gehabt?«
    »Furcht und Hysterie regieren in Besh-Darok, Gebieter«, erklärte Azurech lächelnd. »Einige von Yasgurs Männern wurden sogar von betrunkenem Pöbel angegriffen.«
    »Gut. Nereks Anwesenheit in Besh-Darok wird jetzt diejenigen in der Stadt, die ebenfalls über die Macht verfügen, überschatten, sodass niemand bemerkt, wenn wir einen Botenvogel zu Kodels Spion schicken.« Byrnak grinste. »Es wird Zeit, dass der junge Tauric seine Bestimmung in Khatris erfüllt. Wenn sich die Nachricht von seinem Verschwinden unter dem Abschaum der Stadt herumspricht, wird sich Panik wie ein Lauffeuer ausbreiten. Geh und bereite meine Offiziere für die Seelenbindung vor.«
    »Wie Ihr befehlt, Großer Gebieter.«
    Es war eine sehr schwierige Aufgabe, diese heimliche Abreise, und es fiel ihm auch schwer, sich davon zu überzeugen, dass er wirklich das Richtige tat. Tauric war klar, dass Bardow wütend und gleichzeitig außer sich vor Sorge sein würde, wenn er herausfand, was passiert war, aber er hoffte, dass die Briefe, die er in seinen Gemächern hinterlassen hatte, die Wogen ein wenig glätteten. Die Aufgabe, diese Suche, war für das Überleben von ihnen allen von entscheidender Bedeutung. Falls sie unentdeckt einen Weg zum Tempel von Nimas fanden, würde er endlich den Geist des Himmelspferdes anrufen können.
    Er saß mit gekreuzten Beinen auf der Fläche ihres kleinen Nachschubkarrens, der durch die Straßen der Altstadt rumpelte. Es wurde kälter, als die graue Dämmerung allmählich auf Besh-Darok herabsank. Tauric trug den breitkrempigen Hut eines Kutschers und dazu einen langen, schmutzigen Überwurf über seinem Brustharnisch und dem Kettengeflecht, außerdem wollene Handschuhe und Lappen, mit denen er seine Stiefel verbarg. Aber die Kälte biss trotzdem in seine Zehen, seine Nase und Finger.
    Sein Fahnenträger Aygil und drei andere seiner Weißen Gefährten ritten hinter dem Wagen und zwei weitere voran. Sie alle waren gegen Kälte und Entdeckung so gut wie möglich gewappnet. Der Himmelspferd-Priester hatte ihm nicht mehr als vier seiner Gefährten als Eskorte erlaubt, also hatte Tauric dafür gesorgt, dass sie wenigstens gut bewaffnet waren.
    Der Priester hatte sein eigenes Maultier vor den Karren gespannt und saß auf dem Bock. Seine verhüllte Gestalt schwankte, während sie über die unebene, gepflasterte Straße fuhren. Vor drei Stunden, am späten Nachmittag, hatte Tauric gerade in der Palastbibliothek gesessen und sich Notizen über alte Himmelspferd-Rituale gemacht, als ihm einer seiner Gefährten eine dringende Nachricht überbrachte. Also hatte er die bekritzelten Pergamente in sein Wams geschoben und sich zum Nachtfried begeben. Jetzt, hinten auf dem Wagen, kamen ihm die Worte des Priesters wieder in den Sinn.
    »Majestät, die Zeit der Bestimmung ist gekommen. Wir müssen so schnell wie möglich nach Nimas aufbrechen.«
    In der kleinen Kammer des Priesters, in der eine einzige Kerze einen dämmrigen Schein verbreitete, hatte Tauric gespürt, wie die Angst nach ihm griff, während das Blut in seinem Schädel pochte. »Warum jetzt? Was ist passiert?«
    »Ich hatte eine Vision, Majestät. Mitten in meiner Meditation wurden meine Sinne von einem Wirbel erfasst, als würden mich Schwingen in den Himmel emportragen. Als ich wieder zur Ruhe kam, stand ich auf dem höchsten Gipfel eines gewaltigen Berges, um den sich die Sterne zu scharen schienen. Von dort aus konnte ich den gesamten Kontinent von Toluveraz von Küste zu Küste überblicken, ja, selbst noch jenseits seiner Grenzen, während die Vögel weit unter mir kreisten und die Wolken meine Stirn streiften. Durch diese Großartigkeit galoppierte ein fahles Ross auf mich zu, das so groß war wie ein Palast, und bäumte sich vor mir auf, bevor es mich mit Augen betrachtete, aus denen die Weisheit von Äonen sprach.
    ›Er muss nach Nimas kommen !‹, sagte es mit donnernder Stimme. »Zum Tempel, und zwar bevor am morgigen Abend die Sonne untergeht.‹ Einen Moment später verflüchtigte sich die Vision wie Rauch in einer Bö, und ich fand mich hier in meinem dämmrigen Zimmer wieder…«
    Er muss nach Nimas kommen …
Die Worte hallten durch Taurics Kopf, als er jetzt auf der Karrenpritsche saß, während sie durch die dunklen Straßen der Altstadt von Darok fuhren. Ihr Weg führte an dem hohen Haus vorbei, auf dessen Dach Tauric und einige andere am Anfang der schweren Kämpfe um die Stadt Zuflucht gesucht hatten. Er schaute kurz hinauf

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