02 - Schatten-Götter
Fragen stellen. Byrnak, soweit ich weiß, gabst du dein Gesicht ebenfalls einem deiner Handlanger. Warum hast du das getan?« Byrnak runzelte die Stirn und wendete sich gereizt ab. »Es kam mir in den Sinn, dass ein solcher Diener von großem Nutzen wäre, um meine Befehle zu überbringen. Meine eigenen Züge lassen es scheinen, als kämen sie direkt aus meinem Mund.«
»Mit anderen Worten, es war eine geheimnisvolle innere Laune, für die du dir eine gute Rechtfertigung ausgedacht hast, ebenso wie bei dem Jungen, den du zu einem Spiegelkind machtest …«
»Das ist nicht so!«
Thraelor lächelte, sichtlich unbeeindruckt von Byrnaks Ärger. »Und du, Bruder Kodel, wie sind deine Nächte? Voller Sorge, möchte ich meinen.«
»Jede Nacht erzeugt ihr eigenes Muster aus Träumen, Bruder«, sagte Kodel gepresst.
»Hm, ja«, erwiderte Thraelor. »Ich nehme an, dass auch ihr beide leere Momente habt, die ihr zu bedenken fürchtet.«
Sie schwiegen, während Byrnak darauf wartete, dass Kodel den Vorwurf abstritt. Aber er sagte nichts. »Gut«, meinte Byrnak schließlich. »Es ist klar, dass wir alle unter der Präsenz unseres Gastes leiden, aber es scheint so, Bruder, dass du die heftigsten Qualen auszustehen hast.«
»Die äußere Erscheinung kann täuschen«, erwiderte Thraelor. »Seht ihr, liebe Brüder, statt mich den Albträumen auszusetzen, die unser heiliger Gast uns sendet, habe ich beschlossen, gänzlich auf den Schlaf zu verzichten. Die Anstrengung ist beträchtlich, wie ihr sehen könnt. Und warum ich all diesen Leuten mein Antlitz gegeben habe …«Er lächelte. »Ich mag mein Gesicht, und ich sehe es gern auf anderen Körpern. Ich sende sie in regelmäßigen Abständen zurück auf die Straße, damit Casall von meinem Bildnis verschönt wird, aber leider leben sie nicht sehr lange.«
Kodel setzte nach. »Aber du kannst doch nicht abstreiten, dass du selbst von leeren und unerklärlichen Zeiten betroffen bist.«
»Das streite ich ganz entschieden ab«, erwiderte Thraelor. »Wenn mich diese Momente der Schwäche überkommen, dann bleibe ich wach, während mein Fragment unseres Vorgängers sich zeigt…« »Du bleibst wach?« Kodel runzelte die Stirn.
»Sein Geplapper und seine Wutausbrüche sind mir unverständlich und erscheinen vollkommen sinnlos …« Byrnak wandte sich ab, als er fühlte, wie eine andere Stimme versuchte, in seine Gedanken einzudringen. Als er begriff, dass sie nicht aus seinem eigenen Verstand kam, senkte er seine Abwehr, damit die Stimme deutlicher wurde.
Ah, Großer Gebieter Byrnak … Ich bin es, Euer Diener Crevalcor.
Crevalcor,
antwortete Byrnak in Gedankensprache.
Welche Neuigkeiten hast du?
Nur wenig Gutes, mein Gebieter. Die Invasionsflotte wurde von schnellen Rammschiffen angegriffen, die man insgeheim von Sejeend über Land transportiert und in Stellung gebracht hatte. Die Schlachtschiffe der Jefren sind allesamt versenkt worden, und die Insulaner haben sich auf ihre Inselfesten zurückgezogen.
Byrnak knirschte mit den Zähnen.
Wie konnte das geschehen?
Ich bin sicher, dass Bardow dahinter steckt, Großer Gebieter. Vielleicht hat er die Ausführung des Plans in die Hände eines Geheimbundes gegeben, der nicht mit dem Hohen Konklave in Besh-Darok in Verbindung steht. Dennoch war unser Unternehmen kein vollkommener Fehlschlag. Wir haben in Scallow selbst große Zerstörung angerichtet und den größten Teil ihrer Flotte versenkt. Solltet Ihr wünschen, dass ich das Hinterland der Rebellen von der Draakilis-See aus angreife, könnte uns niemand aufhalten.
Verstehe. Wo bist du jetzt?
Ich bin an Land an der südöstlichen Küste von Jefren, Gebieter.
Ich muss mich bald mit dir treffen, Crevalcor. Unsere Strategie Besh-Darok betreffend trägt Früchte. Ich lasse von den Akolythen einen Nachtjäger aus Trevada zu dir senden, der dich nach Casall bringt. Der Große Gang bringt dich dann zu mir.
Ich hatte vorgehabt, in den Norden nach Bidolo zu reisen, mein Gebieter, um mich mit den Hohen Priestern der Theokratie von Jefren zu beraten. Die Häretiker und Banditen in den Druandag-Bergen sind in letzter Zeit zahlreicher und gefährlicher geworden und stellen eine Bedrohung für den Süden von Anghatan dar.
Byrnak ranzelte die Stirn.
Vor ein paar Tagen war es kaum mehr als eine lästige Minderheit. Warum fällt es der Theokratie so schwer, mit diesen Briganten fertig zu werden?
Sie sind gut organisiert, Gebieter. Und haben sogar mehrere Vorstöße in die Bergschluchten
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