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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Vorbereitungen für einen Verrat aufnahm. Er wusste, dass Yasgur sich irrte, der Tod noch nicht sicher, die Schlacht nicht verloren war, aber er kannte seine Pflicht und würde seine selbst auferlegte Loyalität niemals brechen.
    »Euer Wille ist mir Befehl, Herr«, erwiderte er. »Um zu vermeiden, erkannt zu werden, sollte ich vielleicht etwas Unauffälligeres über meinen feinen Gewändern tragen.«
    Yasgur lachte. »Wähle dir etwas aus den Kisten in meiner Kammer aus. Und suche auf dem Weg Ghazrek auf und sage ihm, er soll sofort zu mir kommen. Ich habe eine Aufgabe, die nur er erfüllen kann.« »Wie ihr befehlt, großer Feuerspeer.« Atroc neigte den Kopf.

19
    Wenn Masken Gesichter werden,
Schärfe deinen Geist.
Wenn Gesichter Masken werden,
Schärfe dein Schwert.
    SPRICHWORT DER JEFREN
    Tauric fror, er war müde, ängstlich und gleichzeitig aufgeregt, als seine vier Gefährten und der Himmelspferd-Priester auf ihren vollkommen zerschundenen Pferden die Ruinen von Nimas erreichten. Morgennebel verhüllte die weiße Landschaft und tauchte die ausgehöhlten und ausgebrannten Gebäude der Stadt in ein blasses Grau. Die dachlose Hülle des Vater-Baum-Tempels wirkte wie eine breite, schattige Kluft in dem felsigen Vorsprung des Marktfleckens.
    Tauric hatte Nimas nur einmal zuvor besucht, mit vierzehn, als der Herzog von Patrein ihn zum jährlichen Hohen Tag der Lichter mitgenommen hatte. Diese Feier markierte das Ende der Ernte und den Beginn des Winters. Die Menschen strömten aus ganz Khatris und den umliegenden Ländern herbei und brachten Laternen aller Art mit, die sie aus Pergament, Stoff, Blättern, Rinde, Holz oder Metall angefertigt hatten. Sie wurden an große Rahmen gehängt, wo sie die ganze Nacht und den folgenden Tag hindurch brannten, während ein fröhliches Fest stattfand. Tauric erinnerte sich gern an diese unbeschwerte Zeit und hatte die fantastische Vielzahl von glühenden Formen und Umrissen der Laternen nie vergessen. Besonders gut hatte er noch ein gut bewachtes Paar winziger Lampen aus Tymora vor Augen, die aus hauchdünnen Scheiben von Diamanten, Smaragden und Flusskristallen gefertigt waren.
    Bei diesem Besuch hatte man Tauric als Sohn des Herzogs Zutritt zum Tempel gewährt, aber das Sanktuarium hatte er nicht sehen können, weil es von einem großen, reich bestickten Wandschirm vor Blicken geschützt wurde, der das mit einem Baldachin versehene Podest umringte. Heute würde er den Tempel als Kaiser betreten, das Versprechen neuer Größe bringen, eines neuen Anfangs und eines neuen Reiches. Er dachte an die Notizen, die er aus der Palastbibliothek in Besh-Darok mitgebracht hatte, und fühlte die gefalteten Pergamentblätter, die unter seiner Rüstung und seinem Hemd direkt auf seiner Haut lagen. Gestern am späten Nachmittag hatte er sie dem Priester gegeben, der sie ihm nach einem flüchtigen Blick und mit einem Nicken zurückgegeben hatte. »Eure Studien der heiligen Geschichte des Himmelspferd-Glaubens sind lobenswert und befriedigend, Sire«, hatte er gesagt. »Es mag sein, dass eine Form der Anrufung erforderlich ist, wenn wir den heiligen Schrein erreichen, aber ich glaube, dass die uralten Mächte des Himmelspferdes Euch als ihren rechtmäßigen Erben erkennen und Euch ihre Pracht von sich aus verleihen werden.«
    Auch wenn diese Ankündigung ihn erfreute und beruhigte, hatte Tauric den Mann nach seiner Meinung über spezifische Aspekte dieser niedergekritzelten Anrufungen und Gesänge fragen wollen, vor allem nach einer, welche »das Blut des Himmelsgeborenen« im Kontext einer Opfergabe erwähnte. Aufgrund der Ereignisse hatte er beschlossen zu warten, bis sie das Sanktuarium selbst erreichten.
    Als der Priester sie jetzt durch die Ruinen von Nimas führte, schaute sich Tauric zu seinen Gefährten um, Herik, Rowlg, Drano und Aygil. Sie wirkten alle wachsamer und frischer, als Tauric sich fühlte, aber er vermutete, dass einige, wenn nicht sogar alle irgendwann im Sattel auf dem langen, beschwerlichen Ritt von der Küste hierher geschlafen hatten.
    Tauric unterdrückte ein Gähnen, als sie sich dem Marktplatz der Stadt näherten. Früher einmal war hier selbst im Winter ein brodelndes Zentrum gewesen, an dem Kutscher und Schäfer über die Preise feilschten, die bei dem kalten Wetter anstiegen. Die Schneedecke verhüllte zwar die stummen Zeugnisse der Plünderungen, aber in seiner Vorstellung sah Tauric all diese Trümmer beseitigt, die Heime und Märkte neu aufgebaut, den Tempel

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