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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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restauriert und dem Himmelspferd geweiht…
    Als sie am Fuß der breiten, flachen Treppe ankamen, die zum Tempel hinaufführte, erwartete der junge Kaiser, dass der Priester abstieg und zu Fuß weiterging. Statt dessen trieb der Priester sein Pferd die Stufen hinauf, und Tauric und die anderen folgten ihm. Aygil hatte sein Banner entrollt, das blassblaue Banner, in dem das Wappen von Krone und Baum eingestickt war.
    Sie erreichten die Vorderseite des Vater-Baum-Tempels, wo Tauric mit seinen Gefährten abstieg. Der Priester war der Letzte und humpelte auf seinen Stock gestützt zu dem breiten Eingang, der ein türloses Loch in dem kniehohen, zerborstenen Mauerwerk war, das von der einst so gewaltigen Fassade des Tempels übrig geblieben war.
    »Hier müsst Ihr vorangehen, Majestät«, sagte der ehemalige Waffenmeister und schaute ihn aus seiner Kapuze an. »Wir folgen Eurer Führung.«
    Tauric blickte in die Gesichter seiner Gefährten, in denen er Hoffnung und Treue sah. Demütig trat er über die Schwelle.
    Aus einer vereisten Kuhle in einem Felsvorsprung konnte Ghazrek in die Tempelruine schauen und die Stadt überblicken. Nach einem anstrengenden Ritt nach Süden zur Schlucht in der Nähe des Kronfalken-Gehölzes und dann weiter nach Westen über einen wenig bekannten Pass durch die Rukangs hatte er die Außenbezirke von Nimas fast eine Stunde früher als die kleine Gruppe des jungen Kaisers erreicht. Er hatte sein erschöpftes Pferd in einem zerfallenen Stall angebunden, war zum Tempel geeilt und hatte sich einen passenden, gut versteckten Beobachtungsposten gesucht.
    Später, als Tauric und seine Leute in Sicht kamen und zielstrebig zwischen den Ruinen hindurchritten, beobachtete Ghazrek sie vollkommen lautlos, atmete nur flach und bewegte sich nur sehr langsam. Der Grund für seine Verstohlenheit war der maskierte Soldat, der die Neuankömmlinge von einer ähnlichen Kerbe im Mauerwerk beobachtete, ohne dass er jedoch den Mogaun-Offizier bemerkt hätte. Ghazrek hatte gesehen, wie die Maskierten vor etwa einer halben Stunde zu Fuß aus südlicher Richtung eingetroffen waren, sich in der Stadt verteilt und in den zerstörten Gebäuden versteckt hatten. Ihre geschickten, koordinierten Bewegungen sagten ihm, das es sich bei ihnen um Soldaten aus einer der Zitadellen des Schattenkönigs handeln musste, und er fragte sich, ob sie wohl den Hunden und Wolfsmenschen glichen, welche die Akolythen gewöhnlich als Wachen benutzten. Dann hatten sich drei von ihnen auf die Rückseite der Tempelruine geschlichen, und einer war an der Seite hinaufgeklettert und hatte sich, zu Ghazreks Erstaunen, dicht neben ihm versteckt.
    Eingezwängt in der schmalen, unbequemen Kuhle, durchnässt von dem Eisregen, der auf ihn heruntertropfte, fröstelte Ghazrek und ging in Gedanken noch einmal die Befehle seines Prinzen Yasgur durch. »Der Junge ist mit einigen seiner Gefährten unterwegs zur Stadt Nimas. Sie sind in Begleitung eines Lakaien der Schattenkönige. Sie wollen zu dem zerstörten Tempel, um dort irgendein Ritual auszuführen. Der Junge glaubt, dass es ihm Macht verleihen wird … Aber er soll dort nur gefangen oder sogar getötet werden. Du musst zuerst dort sein, dir den Jungen schnappen und ihn nach Besh-Darok zurückbringen. Sollte das unmöglich sein, dann unternimm alles, was in deiner Macht steht, um ihn zu beschützen, selbst wenn du dich dabei denen zeigen musst, welche diese Schattenkönige gesendet haben. Und sorg vor allem dafür, dass er am Leben bleibt.« Hätte Ghazrek Platz gehabt, hätte er mit den Schultern gezuckt. So aber beschied er sich mit einem grimmigen Zähnefletschen und beobachtete die Spuren der sechs Neuankömmlinge im Schnee, als sie den Tempel betraten. Tauric stieg die wenigen, schneebedeckten Stufen zu dem überdachten Podest hinauf. Die Lage des Sanktuariums am äußersten Ende des Tempels hatte es offenbar vor den schlimmsten Einflüssen des Wetters geschützt. Während seine Gefährten die Treppe in die offene Kammer hinuntergingen und sich daran machten, den schlimmsten Unrat hinauszuschaffen, drehte sich Tauric zu dem Priester herum. »Werdet Ihr mit mir hinuntersteigen, Meister?«
    »Nein, Sire«, erwiderte er. »Dieser Moment sollte Euch allein gehören.«
    Tauric lächelte und zog seine Notizen unter dem Wams hervor. »Dann werde ich einige dieser alten Anrufungen zitieren, um meine Hingabe an das Himmelspferd zu zeigen.«
    Nach einem Moment zeigte sich ein schwaches Lächeln auf dem

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