Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
Eine Weile …«
    »Mein Kaiser, meine Brüder!«, sagte Aygil. »Es war eine unaussprechliche Ehre, Euch und mit Euch gedient zu haben. Möge die Mutter Euren Weg erleuchten …«
    Die anderen wiederholten das Gebet, und Tauric hätte geweint, wenn er dazu imstande gewesen wäre.
Oh, ihr armen Narren! Es ist meine Torheit, die Euch den Tod bringt.
    »Deckt Euren Mann!«, war das Letzte, was Tauric von Aygil hörte, bevor der Lärm eines wütenden Gefechtes auf ihn eindrang. Seine ganze Aufmerksamkeit war derweil auf das weiße Glühen gerichtet, das von dem Baumstumpf wie eine zylindrische Säule aus kleinen, weißen Flammen herausströmte. Die Vorgänge um ihn herum schienen sich zu verlangsamen, als die Manifestation der Macht, der Macht des Himmelspferdes, ihn zu sich zog. Sie schien sich zu öffnen und ihn hindurch ziehen zu wollen, aber etwas fehlte noch an dem Ritual… Etwas bewegte sich neben ihm, eine Gestalt, die hinunter in das Sanktuarium gesprungen war. Sein Blick hing zwar gebannt an dem Baumstumpf, doch aus den Augenwinkeln bemerkte er eine verhüllte, bekannte Gestalt. Ein schillernde Hand hob sich, und eine Welle aus brutaler, smaragdgrüner Macht zuckte heraus. Sie spülte jedoch wirkungslos über Tauric hinweg. Der Waffenmeister griff in seinen Umhang und zückte einen geschwungenen Dolch.
    »Eisen versagt niemals«, fauchte er, trat vor und legte die Klinge der Waffe an Taurics ungeschützte Kehle. Im nächsten Moment stolperte der Waffenmeister vor, ließ den Dolch fallen, und eine Schwertspitze drang mitten aus seiner Brust. Als das tödliche Schwert zurückgezogen wurde, hustete er Blut und fiel vor dem glänzenden, brausenden Pfeiler aus Macht auf die Knie. Als Tauric auf das Blut auf dem Gesicht des Mannes, seiner Brust und seinen Händen schaute, überkam ihn eine Erkenntnis mit der Wucht einer Offenbarung. Im nächsten Moment packte jemand ihn an der Schulter.
    »Kommt mit mir«, sagte ein stämmiger, bärtiger Mogaun, dessen Miene angesichts der strahlenden Macht furchtsam verzerrt war. »Wenn Ihr Euer Schwert zieht, können wir uns vielleicht den Weg freikämpfen.« »Das Blut des Himmelsgeborenen ist der Schlüssel«, sagte Tauric, griff mit seiner metallenen Hand zu und stieß den sterbenden Waffenmeister in die gleißende, flammende Säule.
    Blendendes Licht strömte heraus, als wäre eine Tür aufgestoßen worden. Eine merkwürdige Kraft zerrte wie ein starker Wind an Tauric, der sich ihr willig hingab. Während er in die brausende Helligkeit gezogen wurde, warf er einen letzten Blick auf seine Gefährten. Er sah das blutbefleckte Banner, das Aygil, der letzte Aufrechte seiner Gefährten, hochhielt, während er gegen die maskierten Soldaten der Schattenkönige kämpfte, die ihn umringten. Näher waren ihm jedoch die entsetzten Züge des Mogaunkriegers, der den Waffenmeister getötet hatte. Der Mann riss den Mund zu einem lautlosen Schrei auf, als er hinter Tauric durch die Luft und in die Lichtsäule gezogen wurde.
    Yasgurs Leutnant … Ghazrek, ja, das ist sein Name, dachte Tauric, als der Umriss eines gewaltigen Himmelspferdes aus dem Licht auftauchte und sich über ihnen beiden aufbäumte.
    Früher am Tag hatte etwa eine Meile vor Besh-Darok ein Zweimastschoner den Schleppanker gesetzt. Er hatte keine Positionslichter, sondern nur eine Tarnlaterne entzündet, die nach Norden zeigte. Das Boot hatte eine lange Heckkajüte mit zwei Frachträumen, einige Luken für Strickleitern, die zu den Mannschaftsquartieren führten, sowie ein kleines Deckhaus, in der sich die Kapitänskajüte und etwas zusätzlicher Stauraum befanden. Die weiten Türen der nach vorn gerichteten Kammer waren geöffnet worden, sodass Yasgur nach Norden in die Morgendämmerung blicken konnte, während er sich an einem glühenden Feuerkorb wärmte, der auf dem Deck befestigt war. Er saß auf einem dreibeinigen Schemel, hatte seinen Übermantel geöffnet, der über das Deck schleifte, und schaute abwechselnd aus den Türen und in die glühenden Kohlen. Der Duft nach frisch geschlagenem Holz hing in der Luft. Vermutlich ist dies die letzte Ladung des Schiffes gewesen, dachte er. Das Knarren von Tauen und das Scharren von Füßen auf den Holzplanken verkündeten, dass Atroc zu ihm heraufkletterte. Im nächsten Moment stieg der Seher aus einer Luke in der Ecke. Yasgur hörte den alten Mann bei der Anstrengung keuchen und fluchen und lächelte.
    »Euer Wein, mein Prinz.«
    Yasgur nahm ihm den Holzbecher mit heißem,

Weitere Kostenlose Bücher