Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
einem Pferd mit acht Schultern«, merkte Welgarak an. Bei ihrer Ankunft auf dem Großen Fried stellte er fest, dass Gordak eine ähnliche Einladung erhalten hatte. »Nur habe ich mich nicht lange mit Höflichkeiten aufgehalten«, meinte Gordag. »Hätte ich mich geweigert, hätten sie meine Familie umgebracht und mich dann trotzdem weggeschleppt, und das sagte ich ihnen auch. Dann ging ich mit ihnen.« Ohne Waffen wurden sie einen langen, prächtigen Korridor entlanggeführt, an dessen Ende Schattenkönig Byrnak sie persönlich erwartete. Keiner der beiden konnte sich noch an Einzelheiten dieser Begegnung erinnern, selbst wenn sie genau darüber nachdachten, außer dass Byrnak den schwarzen Priester Ystregul für ihre Probleme verantwortlich machte. Der war jetzt in Trevada eingekerkert. Die beiden Oberhäuptlinge waren davon überzeugt, dass Byrnak sie irgendwie verhext hatte, weil sie von diesem Treffen die unerschütterliche Absicht mitgenommen hatten, die restlichen Clans in Nord-Khatris zu sammeln und einen neuen Feldzug gegen den Feind vorzubereiten. Außerdem hatten beide Byrnak versprochen, fünfhundert Reiter nach Rauthaz zu entsenden. Sie sollten, so sagte man ihnen, als Vorauskundschafter und Patrouille zwischen Rauthaz und Ost-Khatris eingesetzt werden. Die Krieger wurden pflichtgemäß entsandt, und in den nächsten Wochen ritten die beiden Oberhäuptlinge im ganzen Reich umher, ermunterten und überredeten die anderen Clanchefs und schickten Nachrichten an die Kriegsherren, deren Domänen weiter entfernt lagen. Eine Versammlung der Kriegshorde wurde im Gehölz von Gulmaegorn in Nord-Khatris anberaumt, und die Clans des Schwarzmondes und der Rotklauen waren die ersten, die eintrafen. Kurz darauf folgten die anderen. Eines Abends, gegen Ende der ersten Woche, kamen zwei Nachtjäger aus Rauthaz mit fünf maskierten Schwertkämpfern und einem Akolythen. Der Priester überbrachte den Clans einen Brief von Byrnak, der tiefsten Respekt und Dankbarkeit ausdrückte, sowie die Forderung nach tausend weiteren Kämpfern, um, wie er schrieb, die »weitere Strategie des Krieges« zu unterstützen. Diesmal jedoch waren sich Welgarak und Gordag unsicher, denn die Aura, mit der Byrnak sie belegt hatte, war schwächer geworden. Erst nach einer langen Diskussion der Oberhäuptlinge und Kriegsherrn kamen sie überein, achthundert Reiter von den gegenwärtig anwesenden Stämmen abzuziehen und unter Byrnaks Oberbefehl zu stellen.
    Die Kriegshorde brach am nächsten Morgen auf, ein langer Tross aus Reitern, die ihren Familien zum Abschied zuwinkten, als sie in Richtung Nordwesten den Wald verließen und zu einem Pass ritten, der sie durch das Gorodar-Massiv führen sollte. Später am selben Tag berichteten einige Clan-Kundschafter von Abteilungen der maskierten Reiter, die am Rand des Waldes patrouillierten. Welgarak und Gordag waren besorgt, weil sie nicht wussten, was das zu bedeuten hatte, und beschlossen, am nächsten Tag Antworten zu suchen. Doch noch in derselben Nacht wurde alle Zuversicht zerstört.
    Gordag schlief mit seiner Familie im großen Zelt des Häuptlings, als Schreie und Geheul aus einer seiner Kammern drangen. Gordag war sofort wach, packte einen Dolch und stürmte durch die Zeltklappen. Er wurde Zeuge, wie sich seine Frauen und Kinder in die Ecken der Zeltkammer drängten und mit Stöcken und Webstangen einen maskierten Soldaten abwehrten, der in der mit Kissen übersäten Kammer stand und abwechselnd in Mogaun und einer anderen, derberen Sprache redete. Der Mann hatte sich mit einem Krummsäbel den Weg in das Zelt geschnitten, doch kaum war er eingedrungen, hatte er die Waffe fallen lassen und war nun unbewaffnet und offenkundig auch verwirrt.
    »Dann sah er mich, kam zu mir und fiel vor mir auf die Knie«, sagte Gordag. »Meine Wachen kamen mit Speeren und Klingen hereingelaufen, doch der Maskierte unternahm nichts weiter, als seine Ledermaske abzunehmen und sich dann die Tuchmaske vom Gesicht zu reißen …« Der stämmige Oberhäuptling atmete tief ein und seufzte. »Sein Schädel war völlig kahlgeschoren, und seine Kopfhaut von Narben übersät, aber ich erkannte ihn trotzdem sofort.«
    Sie hatten ihm schweigend zugehört, und Yasgur beschlich das kalte Grausen.
    »Wer war es?«, fragte er heiser.
    »Galzar, meiner Schwester Sohn«, antwortete Gordak tonlos. »Ich habe ihn selbst von unserem Lager in Mantinor nach unserer Rückkehr von Rauthaz zu Byrnak geschickt. Er war einer der fünfhundert

Weitere Kostenlose Bücher