02 - Schatten-Götter
seinen Angelegenheiten verbinden lassen würde. Er wollte gerade eine Frage stellen, als Gordag sich einmischte. Er war sichtlich gereizt und ungeduldig.
»Wir können hier noch eine ganze Weile quatschen, ohne etwas zu erreichen, verflucht! Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die wir klären müssen …«
»Der Sturm fege dich hinweg, Gordag!«, schrie Welgarak ihn an. »Wir waren uns einig, dass ich das Reden übernehme.«
»Schon, aber da wusste ich noch nicht, dass du es so umständlich machen würdest…«Er schaute Welgarak an. »Irgendwann müssen wir sowieso das ›wie‹ und ›warum‹ zur Sprache bringen.«
Der andere Oberhäuptling war zwar sichtlich verstimmt, nickte aber. »Dann sprich schon.« Während des Wortwechsels hatte Yasgur an den streitenden Oberhäuptlingen vorbei zu Atroc geschaut, der nur mit den Schultern zuckte, sichtlich ebenso verwirrt wie Yasgur selbst.
Gordag räusperte sich. »Also, Kusin Yasgur, wir müssen erfahren, ob deine Magier das dritte Artefakt in Händen halten.«
»Das dritte …?« Yasgur runzelte verblüfft die Stirn. »Sie haben den Mutterkeim nach der Schlacht vor drei Monaten erbeutet, und etwa zur gleichen Zeit wurde das Kristallauge aus Trevada entwendet. Ich weiß nichts von einem dritten Artefakt. Was aber nicht unbedingt bedeutet, Bardow und seine Magier hätten nicht insgeheim trotzdem noch etwas in ihrem Besitz.«
Gordags Enttäuschung war unübersehbar. »Nun, der Schattenkönig Byrnak scheint zu glauben, dass sie das dritte Artefakt haben, oder zumindest haben könnten. Er zögert den Angriff hinaus, obwohl er über mehr als genug Truppen verfügt, um die Stadt erobern zu können …«
»Wie groß ist seine Streitmacht?«, fiel Yasgur ihm ins Wort.
»Mehr als sechzigtausend Krieger«, erwiderte Gordag, »und ihre Zahl wächst mit jeder Stunde an.« Blut der Nacht, dachte Yasgur. So viele …
»Woher hat er sie?«, fragte er. »Durch erzwungene Rekrutierungen?«
Die beiden Oberhäuptlinge schauten sich an.
»So könnte man das auch nennen«, meinte Welgarak schließlich zögerlich.
»Gut, Kusin, und was wolltet ihr noch wissen?«
Gordak starrte ihn eindringlich an. »Werden die Herrscher von Besh-Darok die Kriegshorde der Stämme der Mogaun als Bundesgenossen akzeptieren?«
Yasgur lehnte sich verblüfft auf seinem Schemel zurück, und während die beiden Oberhäuptlinge ihn ernst betrachteten, kämpfte er dagegen an, über die schwarze Ironie dieser Situation in Gelächter auszubrechen. Während Yasgur noch versuchte, diese unerwarteten Wendung zu verdauen, begannen die Oberhäuptlinge die Ereignisse zu umreißen, die sie zu ihrem Vorschlag geführt hatten.
Bei der Schlacht um Besh-Darok hatten sich mehrere große Stämme sowohl aufeinander als auch auf die Stadtverteidiger gestürzt. Viele Oberhäuptlinge waren gefallen, und einige der kleineren Clans waren praktisch ausgelöscht. In der Folge gerieten die Bande der Loyalität zu den Schattenkönigen in Vergessenheit, als die von Rache angestachelten, gegenseitigen Überfälle in blutiges Gemetzel ausarteten. Die Schattenkönige hatten sich in ihre Festen zurückgezogen, um über ihre Strategie nachzudenken, und die Akolythen hatten alle Hände voll mit der Theokratie von Jefren zu tun, die bereits verschiedene Domänen kleinerer Kriegsherrn im Süden und Osten erobert hatten. Als die Kämpfe unter den Mogaun abebbten und die Eskalation von Vergeltung und Gegenangriffen aufhörte, sahen sich die Clans mit einer neuen Schwierigkeit konfrontiert. Ganze Städte und Dörfer erhoben sich gegen ihre schwächer gewordene Herrschaft.
Welgarak, dessen Herrschaftsgebiet einen großen Teil von Yularia umfasste, war mit seinen Kriegern im Vorgebirge des Goredar-Massivs, als zwei Nachtjäger aus dem Himmel fielen und mitten in seinem Lager landeten. Ihre Passagiere waren vier weißäugige Akolythen, deren Anführer eine persönliche Einladung von Byrnak an Welgarak überbrachte, augenblicklich mit den Nachtjägern auf seinen Großen Fried in Rauthaz zurückzukehren, wo sie ihre Streitigkeiten beenden und die Bande erneuern würden. Welgarak war klar, dass diese Einladung ein Befehl war, der lediglich in diplomatische Worte gekleidet wurde, und da er wusste, dass die beiden Nachtjäger seine dreihundert Krieger mit Leichtigkeit vernichten konnten, beschloss er, die Einladung anzunehmen.
Der Flug nach Rauthaz war kurz und ungemütlich. »Auf dem Rücken eines Nachtjägers zu sitzen gleicht dem Ritt auf
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