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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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ausgehöhlten Stück Agathonholz angefertigt worden war, entsprechend den Beschreibungen in dem uralten Text, den Alael von dem alten Gelehrten aus Hendreds Hallen bekommen hatte. Die Rinne war vom Zimmermeister des Palastes selbst angefertigt worden, und die Ausmaße der Höhlung entsprachen einem flachen, graden Breitschwert, das mehr als die Hälfte des Tisches in Beschlag nahm. Danach war Bardow zur Kaiserlichen Schmiede gegangen und hatte den dortigen Waffenschmied gebeten, ihm einige Bruchstücke aus Metall von alten Klingen, Äxten und Dolchen zu überlassen, die entweder eingeschmolzen oder neu geschmiedet werden sollten. In seinem Arbeitszimmer hatte er einen uralten Schwertgriff herausgekramt, der zu seinem privaten Schatz von Gegenständen gehörte, die von Palastbediensteten in den letzten Tagen des alten Reiches versteckt worden waren. Den Griff legte er auf das obere Ende der Holzmulde und verteilte den Rest der Bruchstücke darin, bevor er die zweite Hälfte der hölzernen Form drauflegte. Die beiden Stücke wurden mit Bronzebändern zusammengebunden und die Form selbst mit Lederriemen am Tisch befestigt.
    Bardow hatte die Hände flach auf den Tisch gelegt und konzentrierte sich, während er im Geist die Gedankengesänge der Formgebung wirkte. Nerek presste die Augen fest zu und zog die Stirn kraus, während sie dasaß und beide Hände vor sich auf dem Tisch faltete. Alaels Haltung wirkte dagegen entspannter. Sie saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl, hatte die Hände auf ihre Schenkel gelegt und starrte mit glasigen Augen in das vereinte Strahlen. Bardow hoffte, dass die beiden sich an seine Anweisungen erinnerten, jede ihre Macht auf die andere gerichtet hielt und sie ausbalancierten, bis die Verschmelzung und Vereinigung stattfand. Seine Anwendung der Niederen Macht, mit der er die kochenden Kräfte leitete, hing von dieser Harmonie ab. Jedes Ungleichgewicht konnte zu einem furchtbaren Rückschlag und seiner eigenen Vernichtung führen. Die Farben der beiden Mächte wirbelten umeinander und durchdrangen sich, silbern und grellgrün. Einige Minuten verstrichen ohne sichtbare Veränderung, und Bardow fragte sich, wie lange das Ritual wohl dauern würde, als sich plötzlich Bahnen aus einem nebligen Grau wie ein rauchiger Schleier um die ruhelose Kugel legten. Einen Moment später flackerten Flecken über die Oberfläche, die stetig dunkler wurden. Als Bardow Nerek ansah, bemerkte er, dass sie zwar mit weit aufgerissenen Augen auf die verschleierte Kugel schaute, jedoch keinerlei Zeichen von Beunruhigung zeigte. Dasselbe galt für Alael.
    »Weiß eine von Euch, was da gerade vorgeht?«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    »Ich habe mich sehr stark auf das Quellfeuer konzentriert«, erwiderte Nerek, »und auf das, was Ihr uns gesagt habt. Irgendwie scheine ich mich dabei entspannt zu haben und dachte plötzlich an …«
    »Ich auch«, fiel Alael ihr ins Wort. »Ich vermisse sie …«
    Die Dunkelheit auf der Kugel verstärkte sich und nahm deutliche Konturen, Farben und Stofflichkeit an. Bardow schrak zusammen, als er in eine Art Kammer schaute, deren Decke auf Pfeilern ruhte, und die von kleinen, goldenen Lampen beleuchtet wurde. Ihre Wände waren mit exotischen Reliefs bedeckt, in den Nischen standen kleine Statuen und die Wände waren mit steinernen Friesen geschmückt. Eine Frau wusch ihr Gesicht in einer Schüssel, die auf einem Marmorgestell stand, und nachdem sie ihr Gesicht mit einem viereckigen Leinentuch abgetrocknet hatte, blickte sie hoch und schnappte nach Luft. Es war Keren.
    »Bardow! Nerek … Alael… wie …?«
    »Wir haben an dich gedacht«, erklärte Alael.
    Keren schaute sich kurz um und lächelte. »Es tut so gut, dich und Bardow zu sehen. Und dich, Schwester.« Nerek lächelte unsicher. »Es freut mich auch, dich gesund zu sehen.«
    »Dank der Mutter, dass Ihr lebt«, sagte Bardow. »Was ist nach dem Angriff auf Scallow geschehen? Und wo steckt Ihr?«
    »Es gab eine Seeschlacht in der Hornbucht, und ich bin mitten hineingeraten«, erklärte Keren. »Später habe ich mich bis zur Küste von Honjir durchgeschlagen, wo mich eine Patrouille der Rebellen aufgegriffen hat. Sie haben mich nach Norden zur Feste von Untollan gebracht, hoch oben in den Druandag-Bergen.« »Ich kenne sie«, meinte Bardow. »Wer führt die Rebellen an?«
    Keren lächelte sarkastisch. »Ein guter alter Freund. Domas kommandiert sie, aber er lässt sich von zwei geheimnisvollen Beratern helfen, die ich

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