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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Gilly zum dritten Mal beinahe mit dem Karren eines Straßenverkäufers kollidiert wäre, kam er zu dem Schluss, dass die Straßen für einen raschen Galopp einfach zu belebt waren. Er stieg vor einer Kutschstation ab, die »Schild und Deichsel« hieß und drückte dem Stallburschen die Zügel seiner Stute in die Hand.
    »Sieh zu, dass sie gefüttert und getränkt wird, und reib sie gefälligst auch ordentlich ab! Ich heiße Cordale …« Er warf dem Jungen einen halben Silberling hin. »Einen weiteren Halben gibt es nach der Krönung.« Dann eilte er durch die Menge in die Richtung davon, die Yarram und seine Leute eingeschlagen hatten, die ebenfalls zu Fuß weitermarschiert waren.
    Es war noch nicht lange her, seit er Yarram bei seinem beunruhigenden Treffen mit Atroc in vollem Galopp hatte heranreiten sehen. Obwohl er sich beeilt hatte, von den Zinnen herunterzukommen, hatte Gilly Yarrams Gruppe nicht mehr abpassen können. Die Männer hatten sich nach einem kurzen Gespräch mit dem Oberstallknecht, bei dem sie sich nach Yasgurs Aufenthaltsort erkundigt hatten, frische Pferde geben lassen und waren zum Hafen geritten. Gilly musste sich noch mit dem Oberstallknecht auseinandersetzen, bevor ihm endlich ein gesatteltes Pferd gebracht wurde und er sich an die Verfolgung machen konnte. Während er sich jetzt geschickt durch die Menge schlängelte und sich fast den Hals verrenkte, während er in schneebedeckte Gassen und Durchgänge starrte, wuchs seine Enttäuschung mit jeder Minute. Welche Neuigkeiten Yarram auch gehabt haben mochte, sie waren offenbar wichtig genug, dass er sie direkt Yasgur am Fünfkönigs-Pier überbrachte. Allein das genügte, Furcht in Gilly zu wecken.
    Als er um die nächste Ecke bog, versperrte ihm eine Masse aus Leibern vollkommen den Weg. Die Stadtleute johlten und applaudierten einer Gruppe von Gauklern und Jongleuren. Die schmale Straße war an beiden Seiten von hohen Häusern gesäumt. Auf der Brücke standen die Menschen dicht an dicht.
    »Komm schon, Cordale«, murmelte er sich aufmunternd zu. »Denk nach!«
    Er schnippte mit den Fingern und schaute zu der Brücke hinauf.
    Dieser Bezirk von Besh-Darok, das Hohe Ufer, war um felsige Ausläufer des Hügels herum errichtet worden, der den Südosten der Stadt dominierte. Im Laufe der Jahrhunderte hatten die Bewohner dem Fels Häuser, Geschäfte und Tempel abgetrotzt, während die exklusiveren Residenzen in höheren Lagen gebaut waren. Brücken überspannten die Spalten und Schluchten, und in die Ausläufer waren Passagen und Treppen gehauen worden. Gilly erinnerte sich an eine Straße, die über mehrere Brücken am Hohen Ufer vorbeiführte, bevor sie sich in den kleinen Park senkte, der vor dem Fünfkönigs-Pier lag. Diese Strecke war bestimmt ruhiger, und vielleicht erreichte er auf dem Weg den Hafen sogar noch vor Yarram.
    In der Nähe befand sich eine lange, gewundene Treppe, der Envadine-Stieg. Gilly nahm zwei Stufen auf einmal, während eine Gruppe von kleinen Jungen hinter ihm herlief, die sangen und lachten, während sie ihm folgten. Als er mitten auf der Treppe innehielt, um Atem zu schöpfen, hielten sie Abstand und riefen ihm Bettlerzoten zu. »Es muss Euch ganz schön warm sein, Milor'. Braucht Ihr den Mantel tatsächlich?«
    »Und dieses Wams … Euch ist bestimmt ganz schön heiß …«
    «… die Schuhe drücken Euch sicher überall, und alles …«
    »Habt Ihr nicht ein paar Humpen und Beeren, Milor', Humpen und Beeren?«
    Gilly grinste. Der kupferne Halb-Wen war die geringste Münze des Reiches. Auf der Rückseite war ein überfließender Humpen geprägt und auf der Vorderseite eine Traube von Beeren. Aber er wusste genau, dass er nur ein paar Silbermünzen und einen Goldtaler in der Börse hatte. Er drehte sich zu seinen Verfolgern um und versuchte, drohend auszusehen.
    »Wissen eure Mütter, dass ihr noch unterwegs seid… und mit gefährlichen Fremden redet?« »Ah, das weiß sie, Milor', das weiß sie.«
    »Meine sagt, ich wäre selbst gefährlich genug …«
    Gilly schüttelte ergeben den Kopf. Genauso gut könnte ich versuchen, einen Wolf mit einer Karotte zu vertreiben, dachte er.
    Während seine jugendliche Eskorte darüber stritt, wer von ihnen der Gefährlichste war, setzte er seinen Aufstieg fort und nahm jetzt drei Stufen auf einmal. Als hinter ihm hohe Schreie gellten, bog er um die erste Ecke, die er erreichte, und lief in eine gepflasterte Gasse, die steil und gewunden anstieg und dämmriger wurde, als sie sich

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