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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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waren. Sergeant Jamek war der Kommandeur von Bardows sechsköpfiger Eskorte. Er musterte die Menge vor sich und drehte sich dann um.
    »So kommt Ihr nicht weiter, Meister Bardow. Am anderen Ende des Marktes scheint eine Prügelei ausgebrochen zu sein, und selbst die Stadtwache hat Schwierigkeiten, sie zu erreichen.
    Vielleicht sollten wir im Interesse Eurer Sicherheit und der von Lady Fionn einen Umweg in Betracht ziehen.« »Etwa durch eines dieser Häuser?«, erkundigte sich Fionn. »Dort wohnen doch Menschen.« Bardows rothaarige Gehilfin war kurz nach der Schlacht um Besh-Darok aus Krusivel angereist. Sie übernahm bereitwillig ihre Aufgabe und zeigte sehr bald ein willkommenes Talent für die Verwaltung und das Ausfüllen der allfälligen Formulare. Außerdem empfand Bardow ihre Freundlichkeit und Herzlichkeit als dringend benötigten Ausgleich zu seinem täglichen Kampf mit der Stadtpolitik.
    »Wir benötigen nur einen Weg zur rückwärtigen Gasse, Fionn«, beruhigte Bardow sie. »Wir werden bitten, nicht fordern. Sergeant, bahnt uns einen Weg zu diesem Gebäude da. Seid entschlossen, aber vermeidet es bitte möglichst, irgendjemandem den Schädel einzuschlagen.«
    »Wie Ihr wünscht, Meister.«
    Jamek, ein großer, breitschultriger Mann, war Zweiter Rul in der Stadtmiliz gewesen, bis er zu dem Orden der Paladine abgeworben worden war, einer der vier neuen Rittergemeinschaften, die Mazaret persönlich ins Leben gerufen hatte. Seine Männer und er trugen Lederharnische, die mit silbernen Intarsien und schwarzen Eisenkragen verziert waren, sowie lange, dunkelblaue Umhänge.
    Schnell und geschickt bahnten sie einen Weg durch die Menge zu den schäbigen, zweistöckigen Gebäuden hinter den Buden. Der mürrische, bärtige Hausbesitzer eines der dunklen Gebäude wurde plötzlich sehr eifrig und kooperativ, als Bardow zwei Silbermünzen aus seinem Geldbeutel zog.
    Wenige Augenblicke später traten sie in eine kalte Gasse hinaus, in der sich der Schnee in graubraunen Matsch verwandelt hatte.
    »Gibt es von hier aus einen anderen Weg zum Fünfkönigs-Pier?«, erkundigte sich Fionn.
    »Allerdings«, sagte Bardow.
    »Habt Ihr einen Stadtplan?«
    »Habe ich. Hier drin.« Bardow tippte an seine Stirn. »Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, habt Ihr das vergessen? Wenn wir hier entlang gehen, sollten wir eine Nebenstraße finden, die uns zur Uferpromenade bringt…«
    Er drängte sie zur Eile, weil er spürte, dass es bald wieder schneien würde. Jamek und seine Leute waren zwar genügend gegen das Wetter geschützt, doch Fionn und er selbst trugen nur dünne Umhänge über ihrer vornehmen Kleidung. Er fröstelte und wünschte sich, er hätte aus dem Palast eine Kutsche mitgebracht. Während sie gingen, kehrten Bardows Gedanken zu den morgendlichen Konferenzen zurück. Zuerst hatte er sich im Palast mit Beamten getroffen, die mit der Krönungsplanung betraut waren, und sich von diesen eine Zusammenfassung der letzten, ungelösten Einzelheiten geben lassen. Die nächste Besprechung hatte in einem bescheidenen Zimmer im Tagfried stattgefunden. Dort hatte er mit einer kleinen Abordnung von Magiern gesprochen, von denen die meisten nur sehr ungern gekommen waren. Nach einer intensiven Diskussion hatte er sie überredet, an einem weiteren Treffen innerhalb der nächsten zwei Tage teilzunehmen.
    Für die dritte Konferenz hatte Bardow den Palast verlassen und war durch die Stadt zum Platz der Fehde gegangen, wo wichtige Kaufleute sich in den Kontoren der Händlergilde versammelt hatten. Die dortigen Verhandlungen gestalteten sich als ein wahres Labyrinth, ein verschlungenes Dickicht aus besonderen Präzedenzfällen, zweifelhaften Rechtmäßigkeiten und purer Arroganz. Und es ging dabei vor allem um eine grundlegende Frage, nämlich der, dass den Händlern von Besh-Darok erlaubt werden sollte, mit jedem beliebigen Gut handeln zu können, ohne Zollgebühren, versteht sich, während sie gleichzeitig nur minimale Steuern an die Krone zahlen wollten. Bardow hatte immer ungläubiger zugehört, bis ihm klar geworden war, dass die Kaufleute trotz des Untergangs des Imperiums und einer sechzehnjährigen Besatzung noch immer nicht die Natur des Bösen begriffen, das sie alle bedrohte. Die Welt taumelte am Abgrund, und sie dachten nur daran, sich ihre Taschen zu füllen.
    Aber die neue Regierung von Besh-Darok brauchte ihre Erfahrung und ihr weitgespanntes Netz von Kontakten. Im Frühling würde es vermutlich erneut blutige Kämpfe geben,

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