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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Schauern auf dem Rückweg auf sie herabgeprasselt, aber jetzt war der Himmel ein dunkelblauer, sternenübersäter Baldachin, über den Wolkenfetzen von Horizont zu Horizont zogen. Der Wind, der von der Bucht herüberwehte, war bitterkalt und brannte dennoch wie Feuer in Mazarets Wunden. Terzis hatte zwar erfolgreich die Verletzung am Hinterkopf gesäubert und ihre Ränder geheilt, aber der Schock, die Gehirnerschütterung und die Quetschungen ließen Mazaret jedes seiner zweiundfünfzig Jahre fühlen.
    Als sie sich der Eisen-Kaserne näherten, verabschiedete sich Mazaret mit einem Händedruck von Hauptmann Kance. Die Ritter des Vater-Baums bogen zu ihrem neuen Quartier ab, während Mazaret und Terzis ihre Pferde weitertrieben. Sie stapften platschend durch die Pfützen aus Schneematsch, bevor sie schließlich das Haupttor des Palastes erreichten. Nachdem sie hindurchgeritten waren, stiegen sie ab und übergaben ihre Pferde den Stallknechten. Alle Knochen taten ihnen weh, als sie über den von Fackeln beleuchteten Hof zum nördlichen Vestibül gingen. Dort wartete bereits ein Hofverwalter.
    »Willkommen, Lordregent. Lady Terzis, ich möchte Euch darüber informieren, dass der Verwalter der Halle der Magier sofort nach Eurer Ankunft mit Euch sprechen möchte.«
    »Vielen Dank, guter Mann«, erwiderte Terzis und drehte sich zu Mazaret um. »Mylord, wenn Eure Wunden Euch größere Unannehmlichkeiten bereiten sollten, schickt bitte sofort nach mir.«
    »Ich danke Euch für Eure Besorgnis, Mylady.«
    Als Terzis gegangen war, redete der Hofverwalter weiter.
    »Mylord, der Erlauchte Erzmagier Bardow entbietet Euch seine herzlichsten Grüße und erbittet respektvoll Eure Anwesenheit bei einem dringenden Gespräch, das in Kürze in der Bibliothek im vierten Stock stattfinden wird.« »Wie dringend?«
    »Es soll stattfinden, sobald Ihr den Palast erreicht habt, Mylord.«
    Mazaret massierte sich den schmerzenden Nacken, und versuchte trotz seiner Erschöpfung nachzudenken. Schließlich seufzte er.
    »Informiert den Erzmagier, dass ich daran teilnehmen werde, sobald ich mich in meinen Gemächern umgezogen habe.«
    »Wie Ihr befehlt, Mylord.«
    Kurze Zeit später stieg er die Dienstbotenstiege von seinen Gemächern im fünften Stock hinunter. Er fühlte sich etwas weniger staubig und schmutzig, aber er sehnte sich immer noch nach einem heißen Bad, ganz zu schweigen nach einer Mahlzeit und seinem warmen Bett. Die weichen Sohlen seiner Stiefel machten auf der Wendeltreppe fast kein Geräusch, sodass er die leisen Stimmen rechtzeitig hörte. Ihr Tonfall veranlasste ihn, langsamer zu gehen, bis er an einen schmalen Durchgang kam, der auf einen der äußeren Balkone des Palastes führte. Neugierig blieb er stehen und lauschte.
    «… vier neue Orden, aber er hat nicht angeboten, für Euch einen zu schaffen?« Es war die Stimme eines jungen Mannes. »Wir zählen bereits mehr als vierzig, und jeder von uns hat sich seinem Dienst verschworen. Ich könnte sogar einen Titel für uns vorschlagen: Die Ritter des Ordens der Gefährten des …«
    »Hm, das würde mir gefallen«, erwiderte jemand anders. »Es hat einen vornehmen Klang.« »Und wir könnten einen feierlichen Eid auf Eure Majestät schwören«, sagte der erste.
    »Nein«, erwiderte ein dritter Mann, in dem Mazaret sofort Tauric erkannte. »Die Ideale einer solchen Bruderschaft sollten weiter reichen als bis zum Leib des Kaisers. Sie sollten etwas Höherem und Reinerem gewidmet sein …«
    »Ihr meint wie die …?«
    »Ja, aber das führt uns wieder zu demselben Problem zurück«, unterbrach Tauric ihn. »Das Fehlen des geweihten Schreins.«
    »Er weiß vielleicht, wo man einen solchen finden kann …«
    Was tue ich da?, fragte sich Mazaret plötzlich. Ich habe keine Zeit zum Lauschen …
    Er schlich auf Zehenspitzen einige Stufen zurück und trampelte dann geräuschvoll die Treppe hinunter. Zur Sicherheit hustete er noch einige Male, während er an dem Durchgang vorbeiging, scheinbar ohne die Männer auf dem Balkon zu bemerken. Dennoch dachte er unwillkürlich über das Gehörte nach. Welcher Schrein? Und wer könnte mit »Er« gemeint gewesen sein? Bardow vielleicht? Möglicherweise sollte er es dem Erzmagier gegenüber erwähnen, bevor er ins Bett ging.
    Die Bibliothek im vierten Stock war eigentlich eine Erweiterung der Hauptbibliothek im zweiten Stock, welche eine ganze Hälfte des Stockwerks belegte. Die Erweiterung war schmal und in zwei Etagen geteilt worden, um mehr Platz

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