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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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gedämpfte, wortlose Weise, während Bardow einige Worte über die drei Reisenden und ihr Ziel sprach. Dann gab Yasgur Medwin eine flache Ledertasche mit Dokumenten und redete leise mit den dreien, bevor er samt seinem Gefolge abzog.
    Alael saß neben Fionn und den anderen Magiern und vermied es nach Möglichkeit, in Taurics Richtung zu sehen. Sie war erleichtert, als die Zeremonie endlich vorbei war. Nachdem er ein paar Worte mit Gilly gewechselt hatte, verließen Tauric und sein Gefolge sofort den Raum. Danach gingen die drei Delegierten zu der Tür, die zu den Kutschställen führten. Alael eilte ihnen nach, blieb jedoch stehen, als sie Nerek und Keren nebeneinander gehen sah. Sie unterhielten sich leise und ernst. Keren trug zwei Satteltaschen über der Schulter und griff in eine, als sie Alael bemerkte.
    »Da ist sie ja.«
    Die beiden wie Zwillinge anmutenden Frauen verabschiedeten sich und umklammerten ihre Unterarme. Nerek nickte Alael auf dem Weg nach draußen kurz zu.
    »Was für ein überstürzter Aufbruch«, meinte Keren, während sie in ihrer Satteltasche wühlte. »Ich habe schon befürchtet, wir bekämen keine Gelegenheit mehr, miteinander zu sprechen … Ah, da ist es ja.« Sie zog ein dickes, in Leder gebundenes Buch heraus und gab es Alael. »Das ist ein sehr seltenes Buch. Es heißt:
Der Kodex der Nördlichen Sagen
…« Sie deutete mit dem Finger auf ein zerfasertes Band zwischen den Seiten. »Das Band markiert die Stelle, an der ein sehr altes Sagenlied steht. ›Wie Raegal Sich Einen Weg In Das Land Der Dämonen Sang‹. Bedauerlicherweise ist es in einem uralten Othazi-Dialekt geschrieben. Könntest du dich, während ich fort bin, bei den Gelehrten der Stadt erkundigen, ob einer von ihnen es zu übersetzen vermag?« »Das tue ich gern.«
    Keren lächelte. »Danke. Ich nehme selbst eine Kopie mit, falls ich zufällig jemandem begegne, der dazu in der Lage ist. Aber es ist gut zu wissen, dass auch jemand anderes dem Rätsel nachgeht. Wenn du mit Bardow redest, wird er dir sagen können, an welches Kolleg du dich am besten wendest. Wenn ich zurückkomme, können wir die Übersetzungen vergleichen, hm?« Sie legte Alael eine Hand auf den Arm. »Pass auf deine Träume auf, kleine Schwester. Und hab nicht zu viel Angst, Tauric in die Augen zu sehen.«
    Alael blieb auf einer Empore der Versammlungskammer stehen, das Buch fest umschlungen, und beobachtete, wie die Kutsche der Delegierten den Palast verließ und zum Hafen rumpelte. Dort würden sie an Bord einer schnellen Galeere gehen, die sie nach Sejeend ruderte, von wo eine Barke sie an Gronanvel vorbei zum nördlichen Ende des Roten Weges bringen sollte. Von dort aus würden sie nach Süden reiten, nach Dalbars Hauptstadt Scallow. Als die Kutsche in der Ferne verschwand, flüsterte sie ein kurzes Gebet für ihre Sicherheit. »Ah. Wie ich sehe, hat sie Euch diese Sammlung von … Knittelversen gegeben.«
    Erzmagier Bardow betrachtete Alael mit seinem humorvollen Blick.
    »Oh, werter Meister Bardow, ich wollte Euch fragen, an welches Kolleg…«
    »Sicherlich, wegen der Übersetzung und dergleichen. Ich kann Euch einige Empfehlungen aussprechen, aber ich würde lieber später darüber reden, weil wir im Moment ein dringenderes Problem zu lösen haben. Ich wollte selbst gewisse Dinge mit Euch und Nerek besprechen, und dieser versuchte Meuchelmord macht dies noch drängender. Ich treffe Nerek in Kürze in der Halle der Magier. Falls Ihr uns jetzt Gesellschaft leistet, können wir anfangen. Seid Ihr einverstanden? Über die Übersetzung reden wir später.«
    Alael dachte einen Moment nach und stellte sich Nerek vor. Sie wollte ohnehin mehr über Kerens magisches Spiegelkind erfahren.
    »Ich würde Euch sehr gern helfen.«
    »Gut, gehen wir. Die Zeit ist wichtig. Lordregent Mazaret wird in nur wenigen Stunden vor den Toren stehen …« Es war später Nachmittag, als Mazaret und seine Ritter die Karren der Verwundeten und Flüchtlinge durch das Gallaro-Tor geleiteten. Die Stadtwachen erwarteten sie bereits, alarmiert durch den Botenvogel, den Mazaret vom Fort am Shekaruk-Pass vorausgeschickt hatte. Sie sollten mit Speisen und Getränken versorgt werden, mit warmer Kleidung, Arzneien für die Kranken, und auch um die Trauernden würde sich gekümmert.
    Als Mazaret und die anderen auf ihren müden Pferde die Shaska-Straße entlangritten, wurden auf den Stadtmauern die ersten Wachfeuer entzündet. Schnee und Schneeregen waren in eisigen, nadelscharfen

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