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02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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gibt mir eine Million Sesterze.«
    Ich schrieb die Unterhaltung wie üblich mit, aber ich muss gestehen, dass mir die Hand erstarrte, als ich das hörte. Sogar Hortensius, den nach dreißig Jahren an den Gerichtshöfen Roms nicht mehr viel schockieren konnte, war sprachlos. Trotzdem traf er sich mit Sulla und kam noch am gleichen Tag wieder zurück.
    »Mein Mandant möchte dir ein Gegenangebot unterbreiten. Wenn du die Schlussrede der Verteidigung übernimmst, dann zahlt er dir zwei Millionen.«
    »Einverstanden«, sagte Cicero, ohne zu zögern.
    Es kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass Sulla
ohne den Handel mit Cicero wie alle anderen schuldig gesprochen und ins Exil geschickt worden wäre. Es wurde sogar gemunkelt, dass er einen Großteil seines Vermögens schon außer Landes geschafft habe. Als am ersten Verhandlungstag Cicero vor Gericht erschien und sich auf die für die Verteidiger reservierte Bank setzte, konnte der Anklagevertreter Torquatus seinen Zorn und seine Enttäuschung kaum verbergen. Im Lauf seiner Auflistung der Klagepunkte ritt er eine bittere Attacke gegen Cicero: Er bezichtigte ihn, ein Tyrann zu sein, sich selbst zum Richter wie zum Geschworenen aufzuschwingen und der nach Tarquinius und Numa dritte ausländische König Roms gewesen zu sein. Es war schmerzlich, das zu hören, noch schmerzlicher war, dass einige der Zuschauer auf dem Forum applaudierten. Dieser Ausdruck der Volksmeinung durchdrang selbst den Panzer von Ciceros Selbstwertgefühl, und als der Zeitpunkt für seine Schlussrede gekommen war, wagte er eine Art Entschuldigung. »Ja«, sagte er, »meine Leistungen haben mich vermutlich zu hochmütig werden und in mir den Samen der Arroganz aufkeimen lassen. Über jene glorreichen und unsterblichen Leistungen kann ich nur eines sagen: Für diesen Dienst an der ganzen Menschheit, dafür, dass ich unsere Stadt und das Leben all ihrer Bürger gerettet habe, werde ich mich reichlich belohnt fühlen, sollte meinem Leben keine Gefahr mehr drohen. Das Forum ist heute voll von jenen Männern, vor deren Klauen ich euch gerettet habe, die meinen Hals aber noch immer umklammern.«
    Die Rede verfehlte nicht ihre Wirkung, und Sulla wurde freigesprochen. Dennoch hätte Cicero gut daran getan, diese Warnsignale eines aufkommenden Sturms zu beachten. Stattdessen war er so entzückt darüber, sich den Großteil des Kaufpreises für das neue Haus beschafft zu haben, dass er den Vorfall mit einem Achselzucken abtat. Ihm fehlten jetzt
nur noch anderthalb Millionen zur vollen Kaufsumme, dafür wendete er sich an die Geldverleiher. Die verlangten Sicherheiten, und deshalb erzählte er mindestens zwei von ihnen im Vertrauen von seinem Abkommen mit Hybrida und dem zu erwartenden Anteil aus den macedonischen Einkünften. Das reichte, um den Kauf perfekt zu machen, und gegen Ende des Jahres zogen wir an den Clivus Victoriae um.
    Das Haus war innen genauso pompös, wie es von außen aussah. Der Speiseraum hatte eine getäfelte Decke mit vergoldeten Balken. In der Halle standen goldene Statuen von jungen Männern, deren ausgestreckte Hände so modelliert waren, dass sie lodernde Fackeln halten konnten. Sein beengtes Arbeitszimmer, in dem wir so viele erinnerungswürdige Stunden verbracht hatten, tauschte Cicero gegen eine elegante Bibliothek ein. Sogar ich bekam ein größeres Zimmer, das zwar im Kellergeschoss lag, aber nicht feucht war und sogar ein kleines vergittertes Fenster hatte, durch das ich die Blumen riechen und frühmorgens das Vogelgezwitscher hören konnte. Ich hätte natürlich meine Freiheit und ein eigenes Haus vorgezogen, aber Cicero hatte nie mehr davon gesprochen, und ich traute mich nicht zu fragen und war auch irgendwie zu stolz dazu.
    Nachdem ich meine wenigen Habseligkeiten verstaut und ein Versteck für meine Ersparnisse gefunden hatte, begleitete ich Cicero auf einen Rundgang über das Anwesen. Ein Kolonnadenweg führte uns an einem Springbrunnen und einem Sommerhäuschen vorbei und dann unter einer Pergola hindurch in einen Rosengarten. Die wenigen noch blühenden Blumen waren fleischig und verblasst: Als Cicero eine pflücken wollte, fielen die Blütenblätter ab. Ich hatte das Gefühl, als beobachtete uns die ganze Stadt. Ich fühlte mich unbehaglich dabei, aber das war der Preis, den man für den tatsächlich atemberaubenden Blick zahlen musste.
Hinter dem Tempel des Castor konnte man deutlich die Rostra und dahinter das Senatsgebäude erkennen, und in der anderen Richtung konnte

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