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02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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und Freien, die seine Geschäfte führten. Ich begleitete Cicero bei seinem Besuch, und nach einer kurzen einleitenden Erörterung der politischen Lage sprach Cicero die Drusus- Villa an.
    »Willst du sie kaufen?«, fragte Crassus und war plötzlich hellwach.
    »Möglich. Wie viel kostet sie denn?«
    »Vierzehn Millionen.«
    »Oha. Das ist leider zu teuer für mich.«
    »Ich lass sie dir für zehn.«
    »Das ist sehr großzügig, aber immer noch weit über meinen Möglichkeiten.«
    »Acht?«
    »Nein, Crassus, wirklich – ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber ich hätte das Thema erst gar nicht ansprechen sollen.« Cicero machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Sechs?«, sagte Crassus. »Vier?«
    Cicero setzte sich wieder. »Eventuell könnte ich drei beschaffen.«
    »Also gut, einigen wir uns auf dreieinhalb?«
    Auf dem Nachhauseweg versuchte ich Cicero behutsam darauf hinzuweisen, dass der Kauf eines Hauses für den Viertel seines tatsächlichen Werts bei den Wählern möglicherweise nicht gut ankommen würde. Sie würden argwöhnen, dass an der Geschichte irgendetwas faul sein müsse. »Was kümmern mich die Wähler?«, sagte Cicero. »Ich darf mich für die nächsten zehn Jahre ohnehin nicht mehr ums Konsulat bewerben, egal, was ich tue. Außerdem, sie brauchen ja nicht zu erfahren, wie viel ich bezahlt habe.«
    »Irgendwie wird es rauskommen«, sagte ich mit warnendem Unterton.
    »Hör um Himmels willen auf, mich darüber zu belehren, wie ich zu leben habe. Schlimm genug, dass ich mir das dauernd von meiner Frau anhören muss, da brauche ich nicht
auch noch gute Ratschläge von meinem Sekretär. Habe ich mir das Recht auf ein bisschen Luxus etwa nicht verdient? Wenn ich nicht gewesen wäre, läge die halbe Stadt in Schutt und Asche. Übrigens – haben wir schon Nachricht von Pompeius?«
    »Nein«, sagte ich und senkte den Kopf.
    Ich brachte das Thema nicht mehr zur Sprache, machte mir aber weiter Sorgen. Ich war mir absolut sicher, dass Crassus für seinen Preisnachlass irgendeine Art von Gegenleistung erwartete. Oder er hasste Cicero so sehr, dass es ihm zehn Millionen Sesterze Wert war, unter der Bevölkerung Neid und Missgunst gegen Cicero zu schüren. Insgeheim hoffte ich, Cicero würde in ein oder zwei Tagen wieder zur Vernunft kommen, nicht zuletzt deshalb, weil ich wusste, dass er nicht mal annähernd dreieinhalb Millionen Sesterze besaß. Aber Cicero hatte schon immer die Meinung vertreten, das Einkommen habe sich den Ausgaben anzupassen, und nicht umgekehrt. Er hatte sich darauf versteift, an den Clivus Victoriae zu ziehen und im Pantheon der großen Namen der Republik zu leben, und war fest entschlossen, das Geld dafür irgendwie aufzutreiben. Schon bald fand er einen Weg.
    Zu jener Zeit wurde auf dem Forum fast täglich einem der überlebenden Verschwörer der Prozess gemacht. Wie in einer trübseligen Prozession mussten Autronius Paetus, Cassius Longinus, Marcus Laeca, die beiden Möchtegern-Attentäter Vargunteius und Cornelius und viele andere mehr vor Gericht erscheinen. Bei jedem Fall war Cicero ein Zeuge der Anklage, und sein Ansehen war derart hoch, dass jedes Wort von ihm die Entscheidung des Gerichts beeinflusste. Einer nach dem anderen wurde schuldiggesprochen. Allerdings hatten sie das Glück, dass kein nationaler Notstand mehr herrschte, so dass sie nicht zum Tod verurteilt wurden. Stattdessen wurden sie unter Aberkennung des
Bürgerrechts und Einziehung ihres Vermögens mittellos ins Exil geschickt. Unter den Verschwörern und ihren Familien war Cicero verhasster als jemals zuvor, und so konnte er sich auch weiterhin nicht ohne Leibwache in die Öffentlichkeit wagen.
    Der vielleicht mit größter Spannung erwartete Prozess war der gegen Publius Cornelius Sulla, der bis zu seinem adeligen Hals in die Verschwörung verstrickt gewesen war. Als das Datum der Verhandlung näher rückte, bekam Cicero Besuch von dessen Anwalt Hortensius.
    »Mein Mandant möchte dich um eine Gefälligkeit bitten« , sagte er.
    »Sag’s nicht: Ihm wäre es lieber, wenn ich nicht als Zeuge gegen ihn auftrete?«
    »Richtig. Er ist vollkommen unschuldig und hatte immer die höchste Achtung vor …«
    »Also bitte, erspar mir das scheinheilige Gewäsch. Er ist schuldig, und das weißt du.« Cicero musterte Hortensius’ ausdrucksloses Gesicht. »Allerdings … du kannst ihm ausrichten, dass ich gewillt sein könnte, in seinem besonderen Fall den Mund zu halten, unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Er

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