02 Titan
um den Hals, um – so erzählte man sich – die Bissspuren zu verhüllen, die Pompeius ihr beim Liebesspiel beibrachte. Sie schenkte den Wein ein und zog sich dann sittsam wieder zurück, während
Pompeius uns Alexanders Umhang zeigte, den man, so sagte er, in Mithridates’ Privatgemächern gefunden habe. Mir kam er sehr neu vor, und ich konnte sehen, dass Cicero Mühe hatte, einen ernsten Gesichtsausdruck zu bewahren. »Fantastisch« , sagte er mit gedämpfter Stimme, während er andächtig den Stoff befühlte. »Dreihundert Jahre alt und sieht doch aus, als wäre er vor höchstens zehn Jahren gemacht worden.«
»Er hat magische Eigenschaften«, erklärte Pompeius. »Solange er in meinem Besitz ist, hat man mir gesagt, kann mir kein Unheil widerfahren.«
Als er Cicero zur Tür geleitete, sagte er in ernstem Ton zu ihm: »Sprichst du mit Celer und den anderen und legst ein Wort für mich ein? Ich habe meinen Veteranen Land versprochen, ein Pompeius Magnus kann es sich nicht leisten, seine Zusagen nicht einzuhalten.«
»Ich werde tun, was ich kann«, versprach Cicero.
»Ich würde eine Zusammenarbeit mit dem Senat natürlich vorziehen, aber wenn ich gezwungen wäre, woanders nach Freunden zu suchen, dann werde ich das tun. Richte ihnen das aus.«
Auf dem Nachhauseweg sagte Cicero: »Hast du das gehört? ›Ich weiß nichts von irgendwelchen Waffen.‹ Unser ›Pharao‹ mag ja ein großer General sein, aber er ist ein lausiger Lügner.«
»Was werdet Ihr tun?«
»Was habe ich schon für eine Wahl? Ihn unterstützen natürlich. Was er da gesagt hat, dass er seine Freunde auch woanders suchen könnte, das gefällt mir ganz und gar nicht. Ich muss um jeden Preis verhindern, dass er in Caesars Fänge gerät.«
Also schluckte Cicero seinen Widerwillen und Argwohn hinunter und führte in Pompeius’ Namen einige Gespräche, genau so, wie er es Jahre zuvor getan hatte, als er noch ein aufstrebender Senator gewesen war. Das war eine weitere Lektion in Sachen Politik für mich – eine erfolgreiche Ausübung dieses Berufs erfordert ein Höchstmaß an Selbstdisziplin, eine Eigenschaft, die von den Naiven oft als Scheinheiligkeit missverstanden wird.
Zuerst lud Cicero Lucullus zum Essen ein und verbrachte erfolglos mehrere Stunden damit, ihn zu überreden, seinen Widerstand gegen Pompeius’ Gesetze aufzugeben. Da Lucullus dem »Pharao« jedoch niemals verziehen hatte, den gesamten Ruhm für den Sieg über Mithridates für sich beansprucht zu haben, lehnte er eine Zusammenarbeit rundheraus ab. Als Nächstes versuchte es Cicero bei Hortensius und erhielt die gleiche Antwort. Er suchte sogar Crassus auf, der seinen Besucher zwar nach wie vor unschädlich machen wollte, ihn aber trotzdem höflich empfing. Er saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl, mit gegeneinander gedrückten Fingerspitzen und halb geschlossenen Augen, und hörte sich Ciceros Gesuch an, wobei er jedes einzelne Wort genoss.
»Also«, sagte er zusammenfassend, »Pompeius fürchtet, das Gesicht zu verlieren, sollten seine Gesetze nicht angenommen werden, und er bittet mich, zum Wohl der Republik, unsere alte Feindseligkeiten zu vergessen und ihn zu unterstützen.«
»Genau.«
»Nun, ich habe nicht vergessen, wie er versucht hat, den Ruhm für den Sieg über Spartacus einzuheimsen, ein Sieg, der ganz und gar mir zu verdanken war, und du kannst ihm ausrichten, dass ich nicht einmal, wenn mein eigenes Leben davon abhinge, einen Finger rühren würde, um ihm zu helfen. Ach, übrigens, zufrieden mit dem neuen Haus?«
»Ja, danke, sehr.«
Danach beschloss Cicero, Metellus Celer aufzusuchen, der inzwischen designierter Konsul war. Es dauerte eine Zeit, bis er schließlich den Mut aufbrachte, nach nebenan zu gehen: Es wäre das erste Mal seit Clodius’ Freveltat bei der Bona-Dea-Zeremonie, dass er einen Fuß in das Haus seines Nachbarn setzte. Aber wie schon Crassus hätte auch Celer nicht zuvorkommender sein können. Die bevorstehende Machtfülle stand ihm gut – dafür war er ausgebildet worden, wie ein Rennpferd. Auch er hörte aufmerksam zu, als Cicero ihm sein Anliegen darlegte.
»Pompeius’ Arroganz missfällt mir genauso wie dir«, schloss Cicero, »aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er der bei weitem mächtigste Mann der Welt ist, und sollte der Senat ihn verprellen, dann kann das nur in einer Katastrophe enden. Und genau das wird passieren, wenn wir ihm seine Gesetze vorenthalten.«
»Du glaubst, er wird sich rächen?«
»Er
Weitere Kostenlose Bücher