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02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Neidhammel! Da will man dem römischen Volk das prachtvollste Gebäude in der Geschichte der Menschheit schenken, und wie wird es einem gedankt? Überhaupt nicht!« Er trat einen der Holzböcke um. Er erinnerte mich an den kleinen Marcus, wenn man ihm befahl, seine Spielsachen aufzuräumen. »Da wir gerade von Kleingeistern sprechen«, sagte er mit drohender Stimme. »Warum hat der Senat noch keins der von mir gewünschten Gesetze verabschiedet? Wo ist das Gesetz, das meine Siedlungen im Osten billigt? Und das Land für meine Veteranen – was ist damit?«
    »Solche Dinge brauchen Zeit …«
    »Ich dachte, wir hätten eine Abmachung: Ich unterstütze dich in der Sache Hybrida, dafür schleust du meine Gesetze durch den Senat. Nun, ich habe meinen Teil erledigt, was ist mit deinem?«
    »Die Sache ist nicht so einfach. Ich kann die Gesetze ja kaum allein durch den Senat bringen. Ich bin nur einer von sechshundert Senatoren, und unglücklicherweise hast du unter denen jede Menge Gegner.«
    »Wer? Ich will Namen!«
    »Die kennst du besser als ich. Celer verzeiht dir die Scheidung von seiner Schwester nicht. Lucullus ist immer noch gekränkt, weil du ihm sein Kommando im Osten genommen hast. Crassus ist schon immer dein Rivale gewesen. Cato glaubt, du führst dich auf wie ein König …«
    »Cato! Den Namen will ich in meiner Gegenwart nie mehr hören! Es ist allein Catos Schuld, dass ich noch keine Frau habe!« Pompeius’ Stimme dröhnte durchs Haus. Mir fiel auf, dass sich einige seiner dienstbaren Geister an der Tür herumdrückten und uns beobachteten. »Ich habe das Gespräch mit dir bis nach meinem Triumph aufgeschoben in der Hoffnung, du hättest in der Sache inzwischen einige Fortschritte gemacht. Aber jetzt bin ich wieder in Rom, und ich verlange den mir zukommenden Respekt! Hast du mich verstanden? Ich verlange ihn!«
    »Natürlich habe ich dich verstanden. Selbst die Toten, könnte ich mir vorstellen, haben dich verstanden. Als dein Freund werde ich mich bemühen, deinen Interessen so zu dienen, wie ich es immer getan habe.«
    »Ach ja, immer? Bist du dir da sicher?«
    »Nenne mir einen Fall, bei dem ich deinen Interessen nicht ergeben gedient hätte.«
    »Was ist mit Catilina? Du hättest mich zur Verteidigung der Republik nach Hause rufen können.«
    »Du solltest mir dankbar sein, dass ich es nicht getan habe. Ich habe dich vor dem Makel bewahrt, römisches Blut vergossen zu haben.«
    »Ich hätte den Kerl erledigt, mit links!« Pompeius schnippte mit den Fingern.
    »Aber vorher hätte er die gesamte Führung des Senats ermordet, mich eingeschlossen. Aber vielleicht wäre dir das ja recht gewesen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Das war nämlich seine Absicht. Wir haben in der Stadt
Waffen gefunden, die genau für diesen Zweck bereitgehalten wurden.«
    Pompeius schaute ihn wütend an, und diesmal hielt Cicero dem Blick stand: Tatsächlich war es Pompeius, der sich als Erster abwandte. »Ich weiß nichts von irgendwelchen Waffen«, brummte er. »Ich kann mich nicht mit dir streiten, habe ich nie gekonnt. Du warst schon immer zu schlagfertig für mich. Es stimmt ja, das soldatische Leben liegt mir mehr als die Politik.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Ich muss wohl erst lernen, dass ich nicht mehr einfach einen Befehl erteilen und erwarten kann, dass alle Welt ihn befolgt. ›Toga und Worte vor Waffen und Lorbeer‹ – dein Credo, richtig? ›Glückliches Rom, geboren unter meinem Konsulat.‹ Noch so ein Spruch von dir. Du siehst, ich bin ein eifriger Schüler deiner Arbeit geworden.«
    Pompeius war normalerweise kein Mann für Poesie. Mir war sofort klar: Dass er diese Zeilen aus Ciceros Epos über sein Konsulat – das erst seit kurzem überall in Rom gelesen wurde – zitieren konnte, war der Beweis für seine gefährliche Eifersucht. Trotzdem brachte er es über sich, Cicero einen Klaps auf den Arm zu geben, worauf seine Höflinge erleichtert aufatmeten. Sie entfernten sich von der Tür, und allmählich kehrte das Haus zu seiner normalen Geschäftigkeit zurück, worauf Pompeius – dessen Jovialität so brüsk und beunruhigend sein konnte wie sein Jähzorn – plötzlich verkündete, dass jetzt alle einen Schluck Wein trinken sollten. Der Wein wurde von einer wunderschönen Frau gebracht, deren Namen, wie ich später erfuhr, Flora war. Sie war eine der berühmtesten Konkubinen Roms und lebte in dieser Übergangsphase zwischen alter und neuer Frau unter Pompeius’ Dach. Sie trug immer einen Schal

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