Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
Vom Netzwerk:
diesen Rat nicht erteilte, Tresham.
Oliver ist ein recht guter Schütze.«
    »Dann
lass es ihn beweisen, indem er mich tötet«, sagte der Duellant unbekümmert.
»Und lass es lieber innerhalb der nächsten Minuten als Stunden geschehen, mein
Lieber. Die Zuschauer legen entschieden Zeichen von Langeweile an den Tag.«
    Sir
Conan schüttelte den Kopf, zuckte die Achseln und schritt davon, um Viscount
Russell, Lord Olivers Sekundanten, darüber zu informieren, dass Seine Gnaden,
der Duke of Tresham, Lord Oliver gegenüber keine Notwendigkeit einer
Entschuldigung sah.
    Also
blieb nichts anderes zu tun, als die Angelegenheit voranzutreiben. Besonders
Viscount Russell war bestrebt, die Begegnung zu beenden. Selbst diese
abgelegene Ecke des Hyde Park war ein zu belebter öffentlicher Ort, um dort
Duelle abzuhalten, die ungesetzlich waren. Wimbledon Common, der üblichere
Schauplatz solcher Ehrenhandel, wäre sicherer gewesen. Aber sein Freund hatte
auf dem Hyde Park bestanden.
    Die
Pistolen waren geladen und von beiden Sekundanten sorgfältig überprüft worden.
Während sich erwartungsvolle Stille über die Zuschauer senkte, nahmen die
Protagonisten jeder eine Waffe auf, ohne einander anzusehen. Sie nahmen Rücken
an Rücken ihre Positionen ein und führten beim vereinbarten Zeichen die
vorgeschriebene Anzahl Schritte aus, bevor sie sich umwandten. Sie zielten
sorgfältig, beide seitlich stehend, um dem anderen ein so geringes Ziel wie möglich
zu bieten. Sie warteten darauf, dass Viscount Russell das weiße Taschentuch
senken würde, das er hochhielt das Zeichen zu feuern.
    Die
Stille wurde beinahe greifbar.
    Und
dann geschahen zwei Dinge gleichzeitig.
    Das
Taschentuch wurde gesenkt.
    Undjemand
schrie.
    »Halt!«, schrie die Stimme. »Halt!«
    Es war
eine weibliche Stimme, die aus der Richtung eines Hains in einiger Entfernung
erklang. Empörtes Murmeln stieg von den Zuschauern auf, die sich angemessen
still und regungslos verhalten hatten, um die Protagonisten nicht abzulenken.
    Der
Duke of Tresham senkte überrascht und zornig den rechten Arm, wandte sich um
und blickte in Richtung der Person, die es gewagt hatte, eine solche Begegnung
in einem solchen Moment zu unterbrechen.
    Lord
Oliver, der ebenfalls einen Augenblick geschwankt hatte, erholte sich rascher,
zielte erneut und feuerte seine Pistole ab.
    Die
Frau schrie.
    Seine
Gnaden sank nicht zu Boden. Tatsächlich schien es zunächst so, als sei er gar
nicht getroffen worden. Aber dann breitete sich ein hellroter Fleck an seiner
Wade aus, einen oder zwei Zoll über der Oberkante seiner perfekt polierten
Lederstiefel, gerade so, als wäre er dort in dem Moment von unsichtbarer Hand
mit einem langstieligen Pinsel aufgemalt worden.
    »Schande!«,
rief Baron Pottier von der Seitenlinie. »Schande über dich, Oliver!«
    Andere
schlossen sich ihm an und tadelten den Mann ebenfalls, der unfairen Vorteil aus
der Ablenkung seines Gegners gezogen hätte.
    Sir
Conan schritt auf den Duke zu, während der karmesinrote Fleck an Umfang zunahm,
und der Arzt beugte sich über seine Tasche. Aber Seine Gnaden hob mit einer
entschieden abwehrenden Geste die linke Hand, bevor er den rechten Arm wieder
anhob und mit seiner Pistole erneut zielte. Sie zitterte nicht. Und auch sein
Gesicht blieb vollkommen ausdruckslos. Nur seine zusammengekniffenen Augen
verrieten die Konzentration auf sein Ziel, das keine andere Wahl hatte, als
dazustehen und seinen Tod zu erwarten.
    Lord
Oliver stand, wie man ihm zugute halten musste, sehr still, obwohl seine Hand,
die die Pistole hielt, merklich zitterte.
    Die
Zuschauer verfielen wieder in Schweigen. Wie auch die unbekannte Frau. Es
herrschte eine fast unerträgliche Spannung.
    Und
dann beugte der Duke of Tresham seinen Arm, wie er es bei jedem vorangegangenen
Duell, an dem er beteiligt gewesen war, getan hatte, und schoss in die Luft.
    Der
rote Fleck auf seiner Kniehose breitete sich rasch in konzentrischen Kreisen
aus.
    Eiserne
Willenskraft hatte er aufbringen müssen, um aufrecht stehen zu bleiben, während
er das Gefühl hatte, als wäre sein Bein von tausend Nadeln getroffen. Aber
obwohl er Lord Oliver zürnte, weil dieser die Pistole abgefeuert hatte, wo
jeder wahre Gentleman auf ein Zeichen gewartet hätte, dass das Duell neu
beginnen würde, hatte Jocelyn Dudley, der Duke of Tresham, niemals die Absicht
gehegt, ihn zu töten oder auch nur zu verletzen. Er hatte ihn nur eine Weile
schwitzen lassen und ihm Zeit geben wollen, sein Leben vor sich

Weitere Kostenlose Bücher