Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Comanchen fortgelockt in den Bereich der Seinigen. Die Pfeile der Apachen werden ihre Opfer fordern. Horcht!“
    Der scharfe, dünne Knall eines Revolvers war zu hören, drei-, fünf-, achtmal hintereinander.
    „Das ist Winnetou“, meinte Old Death. „Er bedient sich seiner Revolver. Ich glaube, der Kerl steckt mitten unter den Comanchen, ohne daß sie ihm etwas anhaben können!“
    Dem alten Westmann waren solche Ereignisse etwas ziemlich Gewöhnliches. Sein Gesicht war so ruhig, als ob er im Theater den Verlauf eines Stückes verfolge, dessen Aufbau und Schluß ihm schon bekannt war. Die Comanchen kehrten zurück, da es ihnen nicht gelungen war, Winnetou zu treffen; anstatt dessen aber brachten sie mehrere der Ihrigen getragen, welche tot oder verwundet waren. Zivilisierte Leute hätten sich dabei sowohl aus Teilnahme, als auch aus Klugheit ruhig verhalten. Die Roten aber heulten und brüllten, als ob sie gepfählt werden sollten, und tanzten mit um die Köpfe geschwungenen Kriegsbeilen um die Leichen.
    „Ich würde das Feuer auslöschen lassen und mich an Stelle dieser Kerle sehr ruhig verhalten“, sagte Old Death. „Sie heulen ihren eigenen Todesgesang.“
    „Was ist denn eigentlich im Kriegsrat beschlossen worden?“ fragte Lange.
    „Sich nach Westen durchzuschlagen und zwar sofort.“
    „Welche Dummheit! Da gehen sie ja den Apachen, welche hier eintreffen sollen, grad entgegen.“
    „Das wohl nicht, Master, denn es wird ihnen nicht gelingen, durchzukommen. Allerdings, wenn es ihnen glückte, so hätten sie Winnetou hinter sich und die von ihm erwarteten Hilfstruppen vor sich; sie befänden sich also in der Mitte und würden aufgerieben. Aber sie glauben die Apachen in der Minderzahl und sind gewiß, dieselben vernichten zu können. Übrigens wissen sie, daß der Sohn des ‚Weißen Bibers‘ mit seiner Schar, welche wir getroffen haben, nachkommen wird; das verdoppelt ihre Zuversicht. Nun werden sie erst recht vor Begierde brennen, den Tod der beiden Häuptlinge zu rächen. Aber die Comanchen sollten den Anbruch des Tages erwarten und dann nach der anderen Seite durchbrechen, rückwärts, woher wir gekommen sind. Am Tage sieht man den Feind und die Hindernisse, welche derselbe einen bereitet. Aber meine Ansicht drang nicht durch. Uns freilich kann es äußerst gleichgültig sein, was sie tun. Wir machen nicht mit.“
    „Das werden uns die Comanchen übelnehmen.“
    „Habe nichts dagegen. Old Death hat gar keine Lust, sich nutzlos den Kopf einzurennen. Horcht! Was war das?“
    Die Comanchen heulten noch immer, so daß sich nicht bestimmen ließ, welcher Art das Geräusch gewesen war, welches wir soeben gehört hatten.
    „Diese Toren!“ zürnte Old Death. „Winnetou ist ganz der Mann, den unzeitigen Lärm, den sie da vollführen, sich zunutze zu machen. Vielleicht legt er Bäume nieder, um den Ausgang zu verschließen, denn es klang ganz wie das Krachen und Prasseln eines fallenden Baumes. Ich möchte darauf schwören, daß keiner von den Comanchen entkommen wird, eine schreckliche, aber gerechte Strafe dafür, daß sie mitten im Frieden ahnungslose Indianerortschaften überfallen und sogar die Abgesandten ermordet haben. Wenn es Winnetou gelingt, die Ausgänge zu verschließen, so kann er seine Leute zurückziehen, hier im Tal zusammennehmen und die Unvorsichtigen von hinten angreifen. Ich traue ihm das zu.“
    Endlich war die vorläufige Totenklage zu Ende, und die Comanchen verhielten sich still, traten zusammen und erhielten die Weisungen des Unteranführers, welcher nunmehr den Befehl übernahm.
    „Sie scheinen jetzt aufbrechen zu wollen“, sagte Old Death. „Wir müssen zu unsern Pferden, damit sie sich nicht etwa an denselben vergreifen. Master Lange, geht mit Eurem Sohn und Sam hin um sie zu holen. Wir beide bleiben hier, denn ich vermute, daß der Häuptling uns noch eine kleine Rede halten wird.“
    Er hatte recht. Als die drei fort waren, kam der jetzige Anführer langsamen Schrittes auf uns zu und sagte:
    „Die Bleichgesichter sitzen ruhig an der Erde, während die Comanchen sich zu ihren Pferden begeben. Warum stehen sie nicht auch auf?“
    „Weil wir noch nicht erfahren haben, was von den Comanchen beschlossen worden ist.“
    „Wir werden das Tal verlassen.“
    „Aber es wird euch nicht gelingen, hinaus zu kommen.“
    „Old Death ist wie eine Krähe, deren Stimme stets häßlich klingt. Die Comanchen werden alles niederreiten, was sich ihnen in den Weg stellt.“
    „Sie

Weitere Kostenlose Bücher