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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fast ausgetreten worden; aber es erleuchtete die Umgegend doch immer noch so, daß ich sehen konnte, was geschah. Die Apachen zogen sich zurück. Winnetou hatte eingesehen, daß eine viel zu große Übermacht gegen ihn stand. Ich wunderte mich außerordentlich darüber, daß er, ganz gegen seine sonstige Art und Weise, nicht vorher rekognosziert hatte, um die Feinde zu zählen; der Grund wurde mir aber bald darauf bekannt.
    Die Comanchen wollten nachdrängen, wurden aber durch die Kugeln der Apachen daran gehindert. Besonders fleißig hörte ich dabei den Knall von Winnetous Silberbüchse, welche er von seinem Vater geerbt hatte. Der ‚Weiße Biber‘ ließ das Feuer wieder nähren, so daß es heller wurde, kam zu uns und sagte:
    „Die Apachen sind uns entkommen; aber morgen früh werde ich sie verfolgen und vernichten.“
    „Meinst du, daß dir das wirklich gelingen werde?“
    „Ganz gewiß! Denkt mein Bruder etwa anders als ich? So irrt er sich.“
    „Hast du nicht, als ich dich vorhin warnte, auch gesagt, daß ich mich irre? Ich habe dieses Tal eine Falle genannt. Vielleicht wird es dir unmöglich; sie zu verlassen.“
    „Laß nur den Tag erscheinen, dann sehen wir die Feinde, die wenigen welche übrig geblieben sind, und werden sie schnell erlegen. Jetzt sind sie durch die Dunkelheit geschützt.“
    „So ist es doch unnötig, auf sie zu schießen! Wenn ihr Eure Pfeile verschossen habt, so gibt euch dieses Tal zwar Holz genug, neue zu fertigen; aber habt Ihr auch Eisenspitzen dazu? Vergeudet eure Verteidigungsmittel nicht! Und wie sieht es mit den zehn Kriegern der Comanchen aus, welche den Eingang des Tales bewachten? Befinden sie sich noch dort?“
    „Nein; sie sind hier. Der Kampf hat sie herbeigelockt.“
    „So sende sie unverzüglich wieder hin, damit dir wenigstens der Rückzug offen bleibt!“
    „Die Sorge meines Bruders ist ganz überflüssig. Die Apachen sind durch den Ausgang geflohen. Zum Eingang aber kann keiner gelangen.“
    „Und doch rate ich dir, es zu tun. Die zehn Mann können dir hier nichts nützen; dort sind sie nötiger als hier.“
    Der Häuptling folgte dieser Aufforderung, freilich mehr aus Achtung für Old Death als aus Überzeugung, daß diese Maßregel notwendig sei. Bald stellte es sich heraus, wie recht der Alte gehabt hatte; denn als die zehn den betreffenden Befehl erhalten hatten und fort waren, ertönten vom Eingang des Tales her zwei Büchsenschüsse, welchen ein wildes Geheul antwortete. Einige Minuten später kehrten zwei von den zehn zurück, um zu melden, daß sie mit zwei Kugeln und vielen Pfeilen empfangen worden seien; sie beide seien die einzigen Übriggebliebenen.
    „Nun, habe ich mich abermals geirrt?“ fragte der Scout. „Die Falle ist hinten und vorn geschlossen, und wir stecken drin.“
    Der ‚Weiße Biber‘ fand keine Erklärung. Er fragte im betroffenen Ton:
    „Uff! Was soll ich tun!“
    „Verschwende nicht die Kräfte und die Waffen deiner Leute! Stelle je zwanzig oder dreißig Mann gegen den Aus- und Eingang des Tales, um diese beiden Punkte bewachen zu lassen. Die übrigen Leute mögen sich zurückziehen, um zu ruhen, damit sie früh gute Kräfte haben. Das ist das einzige und wohl auch das beste, was man dir raten kann.“
    Diesesmal befolgte der Häuptling den Rat sofort. Dann zählten wir die Gefallenen, und da dachte ich erst wieder an die Weißen. Nur die Toten lagen da; die übrigen waren fort. Es fehlten mit Gibson und William Ohlert grad zehn Mann.
    „Das ist schlimm!“ rief ich aus. „Die Kerle haben sich zu den Apachen in Sicherheit gebracht.“
    „Ja, und dort sind sie natürlich gut aufgenommen worden, da sie es mit den beiden Kundschaftern, den vermeintlichen Topias, gehalten haben.“
    „So ist uns Gibson abermals verloren!“
    „Nein. Wir haben das Totem des ‚Guten Mannes‘; die Apachen kennen mich; also versteht es sich ganz von selbst, daß wir von ihnen als Freunde aufgenommen werden. Dann werde ich es schon so weit bringen, daß Gibson und Ohlert uns ausgeliefert werden. Wir verlieren einen Tag, das ist alles.“
    „Aber wenn nun die beiden sich auf und davon machen?“
    „Das glaube ich nicht. Sie müßten quer durch die Mapimi, und das können sie nicht wagen … Aber, was ist denn das?“
    Ein Haufen der Comanchen stand beisammen. Aus der Mitte desselben erklang ein markerschütterndes Stöhnen und Wimmern. Wir gingen hinzu und sahen einen Weißen, welcher nicht tot, sondern wieder zu sich gekommen war. Er

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