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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den ausgestellten Posten vorüber und auch nicht zu den Felsen herab.“
    „Vielleicht doch. Mit Hilfe der Lassos können sie sich von Punkt zu Punkt herablassen, denn es ist –  –  – horch!“
    Der Eulenruf erscholl abermals, und zwar nicht von der Höhe aus, sondern von weiter unten.
    „Es ist der Vogel wieder“, meinte der Comanche ohne alle Beunruhigung. „Deine Sorge ist sehr überflüssig.“
    „Nein. Alle Teufel! Die Apachen sind da, mitten im Tal. Hörst du?“
    Von dem Ausgang des Tales her erscholl ein lauter, schriller, erschütternder Schrei, ein Todesschrei. Und gleich darauf erzitterte die stille Luft von dem vielstimmigen Kriegsgeheul der Apachen. Wer dasselbe auch nur ein einzigesmal vernommen hat, der kann es nie, nie wieder vergessen. Kaum war dieses Geschrei erschollen, so sprangen alle Weißen am Feuer auf.
    „Dort stehen die Hunde“, rief der Offizier, indem er auf uns deutete. „Drauf auf sie!“
    „Ja, drauf!“ kreischte Gibson. „Schlagt sie tot!“
    Wir standen im Dunkeln, so daß sie ein sehr unsicheres Zielen hatten. Darum zogen sie es vor, nicht zu schießen, sondern sich mit hochgeschwungenen Gewehren auf uns zu werfen. Jedenfalls war dies vorher verabredet, denn ihre Bewegungen waren so schnell und sicher, daß sie nicht die Folge einer augenblicklichen Eingebung sein konnten. Wir standen höchstens dreißig Schritte von ihnen entfernt. Aber dieser zu durcheilende Raum gab Old Death Zeit zu der Bemerkung:
    „Nun, habe ich nicht recht? Schnell in die Höhe mit den Gewehren! Wollen sie gehörig empfangen.“
    Sechs Gewehre richteten sich auf die gegen uns Anstürmenden; denn auch der Häuptling hielt das seinige in der Hand. Unsere Schüsse krachten zweimal aus den Doppelbüchsen. Ich hatte keine Zeit, zu zählen, wie viele getroffen niederstürzten. Auch die Comanchen waren aufgesprungen und hatten ihre Pfeile den Kerls von der Seite zu- und in den Rücken geschickt. Ich sah nur noch, daß Gibson trotz seines auffordernden Rufes nicht mit auf uns eingedrungen war. Er stand noch am Feuer, hatte Ohlerts Arm ergriffen und bemühte sich, ihn vom Boden empor zu zerren. Mein Auge konnte diese beiden nur für einen Augenblick erfassen. Weitere Beobachtungen waren unmöglich, denn das Geheul war schnell näher gekommen, und jetzt drangen die Apachen auf die Comanchen ein.
    Da der Schein des Feuers nicht weit genug reichte, so konnten die ersteren nicht sehen, wie viele Feinde sie vor sich hatten. Die letzteren standen noch immer im Kreis, doch wurde dieser augenblicklich durchbrochen und durch den Anprall auf der einen Seite aufgerollt. Schüsse krachten, Lanzen sausten, Pfeile schwirrten, Messer blinkten. Dazu das Geheul der beiden gegnerischen Scharen und der Anblick des Chaos dunkler, miteinander ringender Gestalten, welche das Aussehen wütender Teufel hatten! Allen Apachen voran war einer mit gewaltigem Stoß durch die Linie der Comanchen gedrungen. Er hatte in der Linken den Revolver und in der Rechten den hoch erhobenen Tomahawk. Während jede Kugel aus dem ersteren mit Sicherheit einen Comanchen niederstreckte, sauste das Schlachtbeil wie ein Blitz von Kopf zu Kopf. Er trug keine Auszeichnung auf dem Kopfe, auch war sein Gesicht nicht bemalt. Wir sahen dasselbe mit größter Deutlichkeit. Aber auch wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, so hätte die Art und Weise, in welcher er kämpfte, und der Umstand, daß er einen Revolver hatte, uns erraten lassen, wer er sei. Der ‚Weiße Biber‘ erkannte ihn ebenso schnell wie wir.
    „Winnetou!“ rief er. „Endlich habe ich ihn! Ich nehme ihn auf mich.“
    Er sprang von uns fort und in das Kampfgewühl hinein. Die Gruppen schlossen sich so dicht hinter ihm, daß wir ihm nicht mit den Augen folgen konnten.
    „Was tun wir?“ fragte ich Old Death. „Die Apachen sind in der Minderzahl, und wenn sie sich nicht schnell zurückziehen, werden sie aufgerieben. Wir müssen sie warnen; ich muß hin, um Winnetou herauszuhauen!“
    Ich wollte fort; der Alte aber ergriff mich beim Arm, hielt mich zurück und sagte:
    „Macht keine Dummheit! Wir dürfen nicht verräterisch gegen die Comanchen handeln, denn wir haben das Calumet mit ihnen geraucht. Übrigens braucht Winnetou Eure Hilfe nicht; er ist selber klug genug. Ihr hört es ja.“
    Ich hörte allerdings die Stimme meines roten Freundes; er rief:
    „Wir sind betrogen worden. Weicht schnell zurück! Fort, fort!“
    Das Feuer war während des kurzen aber sehr energischen Kampfes

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