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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden nichts und niemand niederreiten, als nur sich selbst. Wir aber bleiben hier.“
    „Ist Old Death nicht unser Freund? Hat er nicht die Pfeife des Friedens mit uns geraucht? Ist er nicht verpflichtet, mit uns zu kämpfen? Die Bleichgesichter sind tapfere und kühne Krieger. Sie werden uns begleiten und sich an unsere Spitze stellen.“
    Da stand Old Death auf, trat ganz nahe an den Comanchen heran, lachte ihm in das Gesicht und antwortete:
    „Mein Bruder hat einen schlauen Gedanken. Die Bleichgesichter sollen voranreiten, um den Roten den Weg zu öffnen und dabei unterzugehen. Wir sind Freunde der Comanchen, aber wir haben nicht ihren Häuptlingen zu gehorchen. Wir sind zufällig auf sie getroffen, aber wir haben uns nicht verpflichtet, an ihrem Kriegszug teilzunehmen. Wir sind mutig und tapfer; mit diesen Worten hat mein Bruder die Wahrheit gesagt. Wir helfen unseren Freunden bei jedem Kampf, welcher mit Sinn und Überlegung geführt wird; aber wir nehmen nicht teil an Plänen, von denen wir schon vorher wissen, daß sie mißlingen werden.“
    „So werden die Weißen nicht mitreiten? Ich hatte sie für kühne Leute gehalten!“
    „Wir sind es. Aber wir sind auch vorsichtig. Wir sind die Gäste der Comanchen. Wann ist bei ihnen die Sitte aufgekommen, ihre Gäste, die sie doch beschützen sollten, grad an die Spitze zu stellen, wo der Tod unvermeidlich ist? Mein Bruder ist schlau, aber wir sind nicht dumm. Auch mein Bruder ist ein sehr tapferer Krieger, und darum bin ich überzeugt, daß er seinen Leuten voranreiten wird, denn das ist die Stelle, wohin er gehört.“
    Der Rote wurde verlegen. Seine Absicht, uns zu opfern, um sich zu retten, war sehr unverfroren. Als er sah, daß er bei uns nicht durchkam, wurde er nicht nur verlegen, sondern auch zornig. Sein bisher ruhiger Ton wurde strenger, als er sich erkundigte:
    „Was werden die Bleichgesichter tun, wenn die Comanchen fort sind? Werden sie sich etwa den Apachen anschließen?“
    „Wie wäre das möglich, da mein Bruder die Apachen doch vernichten will! Es sind dann also gar keine vorhanden, denen wir uns anschließen könnten.“
    „Aber es werden welche nachkommen. Wir dürfen nicht dulden, daß die Bleichgesichter hier zurückbleiben. Sie müssen mit uns fort.“
    „Ich habe bereits gesagt, daß wir bleiben.“
    „Wenn die Weißen nicht mit uns gehen, müssen wir sie als unsere Feinde betrachten.“
    „Und wenn die Roten uns als solche ansehen, werden wir sie auch als Feinde behandeln.“
    „Wir werden ihnen ihre Pferde nicht geben.“
    „Und wir haben sie uns bereits genommen. Da werden sie uns eben gebracht.“
    In der Tat kamen unsere Freunde gerade mit unsern Pferden heran. Der Häuptling zog die Brauen finster zusammen und sagte:
    „So haben die Weißen also bereits ihre Vorkehrungen getroffen. Ich sehe, daß sie uns feindlich gesinnt sind und werde sie von meinen Kriegern gefangen nehmen lassen.“
    Der Scout ließ ein kurzes, unheimlich klingendes Lachen hören und antwortete:
    „Der Häuptling der Comanchen täuscht sich sehr in uns. Ich habe dem ‚Weißen Biber‘ bereits gesagt, daß wir hier bleiben werden. Wenn wir diesen Entschluß nun ausführen, so enthält er nur das, was ich gesagt habe, aber nicht die mindeste Feindseligkeit gegen die Comanchen. Es ist also gar kein Grund vorhanden, uns gefangen zu nehmen.“
    „Wir werden es aber dennoch tun, wenn die Weißen mir nicht sofort versprechen, mit uns zu reiten und sich an unsere Spitze zu stellen.“
    Der Blick Old Deaths schweifte forschend umher. Über sein Gesicht glitt jenes Grinsen, welches bei ihm stets anzeigte, daß er im Begriff stehe, jemandem eine Schlappe beizubringen. Wir drei standen am Feuer. Wenige Schritte von uns hielten die anderen mit den Pferden. Kein einziger Comanche befand sich mehr in der Nähe. Sie waren alle zu ihren Pferden gegangen. Old Death sagte in deutscher Sprache, sodaß der Comanche seine Worte nicht verstehen konnte:
    „Wenn ich ihn niederschlage, dann schnell auf die Pferde und mir nach, dem Eingang des Tales zu, denn die Comanchen befinden sich auf der anderen Seite.“
    „Mein Bruder mag nicht diese Sprache reden. Ich will wissen, was er seinen Gefährten zu sagen hat.“
    „Das soll der Häuptling sofort erfahren. Ihr habt heute wiederholt meinen Rat mißachtet und seid durch den darauffolgenden Schaden selbst jetzt noch nicht klug geworden. Ihr geht dem sicheren Tod entgegen und wollt uns zwingen, euch und uns selbst

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