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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bei einem improvisierten Bratspieß hockten. Sie entfernten sich ehrerbietig, als wir uns näherten. Auch die andern Apachen zogen sich zurück, als sie unsere Pferde angepflockt hatten. In einiger Entfernung weidete eine ganze Schar von Pferden, bei denen Wächter standen. Das hatte fast einen militärischen Anstrich. Die Bewegungen der Apachen waren so exakt und sicher, fast wie einexerziert gewesen.
    „Meine Brüder mögen sich an das Feuer setzen“, sagte Winnetou. „Ich habe ein Stück Lende des Büffels braten lassen. Sie können davon essen, bis ich wiederkehre.“
    „Bleibst du lange fort?“ fragte Old Death.
    „Nein. Ich muß in das Tal zurück. Die Comanchen könnten sich von dem Zorn über euch haben fortreißen lassen, sich meinen Kriegern zu nähern. Da werde ich ihnen einige Kugeln geben.“
    Er entfernte sich. Old Death ließ sich behaglich am Feuer nieder, zog das Messer und untersuchte den Braten. Er war ausgezeichnet. Der Alte und ich hatten überhaupt noch nicht gegessen, und auch von den drei anderen war das Pferdefleisch der Comanchen nur gekostet worden. Das große Stück Lende schrumpfte sehr schnell zusammen. Da kehrte Winnetou zurück; er sah mich fragend an, und ich verstand seinen Blick. Er wollte wissen, ob er mich auch jetzt noch verleugnen soll, darum stand ich vom Feuer auf, streckte ihm beide Hände entgegen und sagte:
    „Mein Bruder Winnetou sieht, daß ich nicht nach dem Rio Pecos zu gehen brauche, um ihn wieder zu treffen. Mein Herz freut sich, ihm schon hier zu begegnen.“ Wir umarmten uns. Als Old Death dies sah, fragte er erstaunt:
    „Was ist denn das? Ihr kennt euch schon?“
    „Es ist mein weißer Bruder Old Shatterhand“, erklärte der Apache.
    „Old Shatterhand!“ rief der Alte, indem er ein wahrhaft köstliches Gesicht machte. Und als ich die Worte Winnetous lachend bestätigte, fuhr er zornig fort:
    „So habt Ihr mich also belogen und betrogen, habt Old Death an der Nase geführt! Old Shatterhand! Und das hat nicht dergleichen getan, sondern sich immerfort ein Greenhorn und einen Neuling schimpfen lassen!“ Wir überließen ihn seinem Erstaunen, denn Winnetou hatte mir zu erzählen:
    „Mein Bruder weiß, daß ich nach Fort Inge mußte, dort erfuhr ich –  –  –“
    „Ich weiß schon alles“, unterbrach ich ihn. „Wenn wir mehr Zeit haben als jetzt, werde ich dir sagen, wie wir es erfahren haben. Jetzt muß ich vor allen Dingen schnell wissen, wo die zehn Bleichgesichter sind, welche bei den Comanchen waren und mit deinen beiden Spähern, die sich für Topias ausgaben, zu euch übergegangen sind.“
    „Sie sind fort.“
    „Fort? Wohin?“
    „Nach Chihuahua zu Juarez.“
    „Schon fort? Wirklich, wirklich?“
    „Ja. Sie hatten große Eile und mit den Comanchen einen großen Umweg machen müssen, den sie einholen mußten.“
    „Das ist ein Schlag für uns, denn bei ihnen waren die beiden Männer, denen ich folgte!“
    „Uff, uff! Die waren dabei? Das wußte ich nicht. Sie mußten zur bestimmten Zeit in Chihuahua eintreffen und hatten viel Zeit versäumt. Winnetou liebt Juarez; darum unterstützte er sie, schnell fortzukommen. Ich gab ihnen frische Pferde und Proviant und als Führer die beiden angeblichen Topias, welche den Weg über die Mapimi nach Chihuahua genau kennen. Die Bleichgesichter erklärten, keine Minute länger säumen zu dürfen.“
    „Auch das! Frische Pferde, Proviant und zuverlässige Führer! Ich hatte diesen Gibson schon in der Hand; nun wird er mir entkommen!“
    Winnetou sann einen Augenblick nach und sagte dann:
    „Ich habe einen großen Fehler begangen, ohne es zu wissen, werde ihn aber gutmachen. Gibson wird in deine Hände fallen. Der Auftrag, den ich in Matagorda auszuführen hatte, ist erledigt; sobald ich die Comanchen hier bestraft habe, bin ich frei und werde euch begleiten. Ihr sollt die besten Pferde haben, und wenn nicht etwas ganz Unerwartetes geschieht, haben wir bis Mittag des zweiten Tages die Weißen eingeholt.“
    Da kam ein Apache aus dem Tal gelaufen und meldete:
    „Die Hunde der Comanchen haben das Feuer verlöscht und sind vom Lagerplatz fort. Sie haben einen Angriff vor.“
    „Sie werden wieder abgewiesen werden, wie vorher“, antwortete Winnetou. „Wenn meine weißen Brüder mitkommen, werde ich sie dahin stellen, von wo aus sie alles hören können.“
    Wir standen natürlich sofort auf. Er führte uns in die Enge zurück, fast bis an die Barrikade. Dort gab er einen am Felsen niederhängenden

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