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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hinaus. Ein Fäßchen Petroleum und eine Flasche Benzin wurden hinaus an den Bach geschafft. Den Deckel des Fasses entfernte man, und ein Mann stand dabei, welcher den Befehl erhielt, auf einen bestimmten Zuruf das Benzin in das Petroleum zu gießen und anzubrennen. Sobald die Masse brenne, sollte er das Faß in den Bach stoßen. Das brennende Öl mußte mit dem Wasser fortgeführt werden und das ganze Tal erleuchten.
    So standen jetzt mehr als fünfzig Mann bereit, die Feinde zu erwarten, denen wir an Zahl gleich, an Waffen aber weit überlegen waren. Einige schlaue und erfahrene Arbeiter waren gegen den Eingang beordert worden, um die Ankunft der Feinde zu melden.
    An der Hinterwand des Zeltes wurden die untern Ringe gelockert, um dort aus- und eingehen zu können.
    Die Frauen waren mit dem Kind natürlich nach dem Hintergrund des Tales in Sicherheit gebracht worden. Ich saß mit Uhlmann, Winnetou und den beiden Langes allein im Zelt. Sam war bei den Apachen geblieben. Seit wir warteten, mochten wohl zehn Minuten vergangen sein. Da kam einer der Leute, welche wir nach vorn gesandt hatten. Er meldete uns, daß er zwei Weiße bringe, welche Señor Uhlmann ihre Aufwartung machen wollten. Hinter diesen Weißen aber habe sich eine Bewegung bemerkbar gemacht, aus welcher zu schließen sei, daß auch die andern im Anzug sich befänden. Sie erhielten den Bescheid, einzutreten. Ich aber versteckte mich mit den beiden Langes und Winnetou in der Nebenabteilung des Zeltes.
    Ich sah –  –  – Gibson mit William Ohlert eintreten. Sie wurden höflich bewillkommnet und zum Sitzen eingeladen, was sie auch taten. Gibson nannte sich Gavilano und gab sich für einen Geographen aus, welcher mit seinen Kollegen diese Berge besuchen wolle. Er habe sein Lager in der Nähe aufgeschlagen und da sei ein gewisser Harton, ein Gambusino, zu ihm gekommen. Von diesem habe er erfahren, daß sich hier eine ordentliche Wohnung befinde. Sein Kollege sei krank, und so habe er sich von Harton herführen lassen, um Señor Uhlmann zu bitten, den Kollegen für diese Nacht bei sich aufzunehmen.
    Ob dies klug oder albern ausgedacht sei, das zu beurteilen, nahm ich mir nicht die Zeit. Ich trat aus meinem Versteck hervor. Bei meinem Anblick fuhr Gibson empor. Er starrte mich mit dem Ausdruck des größten Entsetzens an.
    „Sind die Tschimarra auch krank, welche hinter Euch kommen, Master Gibson?“ fragte ich ihn. „William Ohlert wird nicht nur hierbleiben, sondern mit mir gehen. Und Euch nehme ich auch mit.“
    Ohlert saß wie gewöhnlich ganz teilnahmslos da. Gibson aber faßte sich schnell.
    „Schurke!“ schrie er mich an. „Verfolgst du ehrliche Leute auch hierher! Ich will –  –  –“
    „Schweig, Mensch!“ unterbrach ich ihn. „Du bist mein Gefangener!“
    „Noch nicht!“ entgegnete er wütend. „Nimm zunächst das!“
    Er hatte sein Gewehr in der Hand und holte zum Kolbenhieb aus. Ich fiel ihm in den Arm. Er erhielt dadurch eine halbe Wendung; der Kolben sauste nieder und traf den Kopf Ohlerts, welch letzterer sofort zusammenbrach. Im nächsten Augenblick drängten sich einige Arbeiter von hinten in das Zelt herein. Sie richteten ihre Gewehre auf Gibson, den ich noch gefaßt hielt.
    „Nicht schießen!“ rief ich, da ich ihn ja lebendig haben wollte. Aber es war zu spät. Ein Krach, und er stürzte aus meinen Armen, durch den Kopf geschossen, tot zu Boden.
    „Nichts für ungut, Herr! So ist es hierzulande Sitte!“ sagte derjenige, welcher geschossen hatte.
    Als ob der Schuß ein Signal gewesen sei, was vielleicht auch zwischen Gibson und seinen Komplizen verabredet worden war, erhob sich unweit der Hütte ein indianisches Kriegsgeheul. So weit waren die Tschimarra mit den verbündeten Weißen bereits vorgedrungen.
    Uhlmann stürzte hinaus; die andern hinter ihm her. Ich hörte seine Stimme erschallen. Schüsse fielen, Menschen schrien und fluchten. Ich war mit Ohlert allein im Zelt. Ich kniete bei ihm, um zu sehen, ob er tot sei. Sein Puls ging noch. Das beruhigte mich. Nun konnte ich am Kampf teilnehmen.
    Als ich hinauskam, bemerkte ich, daß dies gar nicht nötig war. Das Tal war von dem im Bach brennenden Petroleum fast tageshell erleuchtet. Die Feinde waren ganz anders empfangen worden, als sie gedacht hatten. Die meisten von ihnen lagen am Boden; die andern flohen, verfolgt von den Siegern, dem Ausgang zu. Hier oder da rang ein einzelner der Angreifer gegen zwei oder drei von Uhlmanns Leuten, aber freilich ohne

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