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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihrem Rücken. Längs dieses lang gedehnten Rückens ging es nun unter Bäumen hin und dann in eine steile Tiefe hinab. Dann kamen wir durch eine Schlucht hinauf auf eine kleine, baumfreie und grasbewachsene Hochebene. Kaum hatten die Hufe unserer Pferde sie betreten, so sahen wir einen Strich, welcher sich quer über unsere Richtung durch das Gras zog.
    „Eine Fährte!“ rief der Gambusino. „Wer mag hier geritten sein?“
    Er stieg ab, um sie zu untersuchen.
    „Kann es sehen, ohne abzusteigen“, zürnte Old Death. „So eine Fährte kann nur eine Truppe machen, welche über vierzig Reiter zählt. Wir kommen also zu spät.“
    „Meint Ihr wirklich, daß es die Tschimarra gewesen sind?“
    „Ja, das meine ich sogar sehr, Señor!“
    Winnetou stieg auch ab. Er schritt die Spur eine Strecke weit ab und berichtete sodann:
    „Zehn Bleichgesichter und viermal soviel Rote. Seit sie hier vorüberkamen, ist die Zeit einer Stunde vergangen.“
    „Nun, was sagt Ihr dazu, Señor Gambusino?“ fragte Old Death.
    „Wenn es auch wirklich so ist, so können wir ihnen doch noch zuvorkommen“, antwortete der Gefragte. „Auf jeden Fall rekognoszieren sie doch vor dem Angriff. Und das erfordert Zeit.“
    „Sie werden Harton zwingen, ihnen alles zu beschreiben, so daß sie nicht mit langem Suchen ihre Zeit zu verschwenden haben.“
    „Aber Indianer greifen ja stets erst vor Tagesgrauen an.“
    „Bleibt mir mit Eurem Tagesgrauen vom Leib! Ich sagte Euch ja, daß Weiße bei ihnen sind! Die werden sich den Teufel um die Angewohnheiten der Roten kümmern. Ich möchte wetten, daß sie sogar am hellen Tage in die Bonanza gehen. Macht also, daß wir vorwärts kommen!“
    Jetzt wurden die Sporen eingesetzt, und wir flogen über die Ebene dahin, in ganz anderer Richtung, als die Tschimarra geritten waren. Harton hatte sie nicht nach dem Eingang der Bonanza geführt, sondern war beflissen gewesen, sie nach der hintersten Kante des Tales zu bringen. Den Eingang suchten nun hingegen wir so schnell wie möglich zu erreichen. Leider aber stellte sich jetzt die Dunkelheit mit großer Schnelligkeit ein. Auf der Ebene ging es noch. Aber wir kamen wieder in Wald, ritten unter den Bäumen auf, wie sich ganz von selbst versteht, völlig ungebahntem Boden, bald aufwärts, bald wieder niederwärts und mußten uns endlich ganz und gar auf den jetzt voranschreitenden Gambusino und die Augen unserer Pferde verlassen. Aber die Äste und Zweige waren uns im Weg. Sie schlugen uns in die Gesichter und konnten uns leicht von den Pferden schnellen. Darum stiegen auch wir ab und gingen zu Fuß, die Pferde hinter uns herführend, den gespannten Revolver in der freien Hand, da wir gewärtig sein mußten, jeden Augenblick auf die Feinde zu stoßen. Endlich hörten wir Wasser rauschen.
    „Wir sind am Eingang“, flüsterte der Gambusino. „Nehmt euch in acht! Rechts ist das Wasser. Geht einzeln und haltet euch links an den Felsen!“
    „Schön!“ antwortete Old Death. „Steht denn kein Nachtposten hier?“
    „Jetzt noch nicht. Es ist nicht Schlafenszeit.“
    „Schöne Wirtschaft das! Und noch dazu in einer Bonanza! Wie ist nun der Weg? Es ist stockfinster.“
    „Immer grad aus. Der Boden ist eben. Es gibt kein Hindernis mehr, bis wir an das Zelt gelangen.“
    Wir sahen in der Dunkelheit nur so viel, daß wir einen freien Talboden vor uns hatten. Links stiegen finstere Massen hoch empor. Das war die Bergeswand. Rechts rauschte das Wasser. Bis zu der dortigen Seite des Berges konnten wir nicht sehen. So gingen wir weiter, die Pferde noch immer an den Zügeln führend. Ich schritt mit Old Death und dem Gambusino voran. Da war es mir, als ob ich eine Gestalt, wie einen Hund zwischen uns und dem Felsen dahinhuschen sähe, nur für einen Augenblick. Ich machte die anderen darauf aufmerksam. Sie blieben stehen und lauschten. Nichts war zu hören.
    „Die Finsternis täuscht“, sagte der Gambusino. „Übrigens ist hinter uns die Stelle, an welcher sich der verborgene Aufstieg befindet.“
    „So kann die Gestalt von dorther gekommen sein“, sagte ich.
    „Wenn das der Fall ist, so hätten wir nichts zu sorgen; es wäre ein Freund gewesen. Ein Bewohner des Tales hat aber jetzt hier nichts zu suchen. Ihr habt Euch geirrt, Señor.“
    Damit war die Sache abgemacht, welche für uns so verhängnisvoll werden sollte, wenigstens für einen von uns. Nach kurzer Zeit sahen wir einen unbestimmten Lichtschimmer, den Schein der Lampen, welcher durch die Zeltdecke

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