Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Euch hörte, denn ich bin es ja gewesen, der Euch diesen Weg gezeigt hat. Für diese Freude muß ich Euch dankbar sein. Seht einmal her, was ich da habe!“
    Er öffnete seinen Gewehrschrank, nahm –  –  – den ersten fertigen Henrystutzen heraus, erklärte mir die Zusammensetzung und den Gebrauch und führte mich dann nach seinem Schießstand, wo ich das unübertreffliche Gewehr probieren und beurteilen sollte. Ich war geradezu entzückt über den Stutzen, machte ihn aber, wie schon früher, darauf aufmerksam, daß die Verbreitung dieses Schnellfeuergewehres für die Tier- und auch die Menschenwelt des Westens die nachteiligsten Folgen haben werde.
    „Weiß es, weiß es“, nickte er; „habt es mir ja schon erklärt. Werde also nur einige Exemplare anfertigen. Das erste, also dieses hier, schenke ich Euch. Habt meinen alten Bärentöter berühmt gemacht, sollt ihn also für immer behalten und den Stutzen dazu. Ich kalkuliere, daß er Euch auf Euren weiteren Fahrten jenseits des Mississippi gute Dienste leisten wird.“
    „Ohne allen, allen Zweifel! Aber dann darf ich ihn jetzt nicht annehmen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich jetzt nicht nach dem Westen gehe.“
    „Wohin denn?“
    „Erst heim und dann nach Afrika.“
    „Af – Af –  –  – Af –  –  –?!“ rief er aus, indem er vergaß, den Mund wieder zuzumachen. „Seid Ihr gescheit? Wollt Ihr ein Neger oder Hottentotte werden?“
    „Das nicht. Ich habe Mr. Bothwell versprochen, mit ihm in Algier zusammenzutreffen. Er hat Verwandte dort. Wir wollen von dort aus einen Ausflug in die Sahara machen.“
    „Und Euch von den Löwen und Nilpferden fressen lassen!“
    „Pshaw! Die Nilpferde sind keine fleischfressenden Tiere und leben nicht in der Wüste.“
    „Aber die Löwen!“
    „Gibt es auch nicht in der wirklichen Sahara. Raubtiere brauchen Wasser.“
    „Das weiß ich, daß sie keinen Sirup trinken! Es handelt sich hier um noch viel mehr. Nicht wahr, in Algier wird französisch parliert?“
    „Ja.“
    „Versteht Ihr das denn?“
    „Ja.“
    „Und in der Wüste?“
    „Arabisch.“
    „Da wird es aber hapern!“
    „Nein. Der Professor, welcher mein Lehrer im Arabischen war, galt für den größten Arabisten Deutschlands.“
    „Hol Euch der Kuckuck! Euch ist ja von keiner Seite beizukommen! Aber es fällt mir noch etwas ein, was Euch von dieser Reise abbringen wird.“
    „Was?“
    „Das Geld.“
    „Ich habe welches.“
    „Oho!“
    „Ja! Die Bonanza hat mir viel eingebracht, und von dem Bankier Ohlert habe ich eine ansehnliche Gratifikation erhalten, den Gehaltrest, den er mir von Josy Taylor mitbrachte, gar nicht gerechnet.“
    „So lauft, lauft, immer lauft nach Eurer Sahara!“ rief er zornig aus. „Kann keinen Menschen begreifen, der dorthin will! Sand, nichts als Sand und Millionen Wüstenflöhe! Könntet es hier viel besser haben. Wir sind geschiedene Leute, denn wer weiß, ob wir uns jemals wiedersehen.“
    Er lief mit langen raschen Schritten hin und her, brummte allerlei zorniges Zeug und gestikulierte mit beiden Armen dazu. Aber seine Gutmütigkeit gewann sehr bald den Sieg; er blieb vor mir stehen und fragte:
    „Könnt Ihr den Bärentöter auch in der Wüste brauchen?“
    „Ja.“
    „Und den Stutzen?“
    „Den erst recht.“
    „Da habt Ihr beide, und nun macht, daß Ihr fortkommt! Packt Euch hinaus, und laßt Euch niemals wieder bei mir sehen, wenn Ihr nicht hinausgeworfen sein wollt, Ihr – Ihr – Ihr – dummer Wüstenesel, Ihr!“
    Er drückte mir die beiden Gewehre in die Hände, riß die Tür auf, stieß mich hinaus und schob hinter mir den Riegel vor. Aber als ich auf die Straße trat, reckte er den Kopf schon zum Fenster hinaus und fragte:
    „Ihr kommt doch heut abend ein bißchen zu mir?“
    „Versteht sich ganz von selbst!“
    „Well! Werde eine Biersuppe auf der Kaffeemaschine kochen, Euer Leibessen des Abends. Nun trollt Euch aber fort!“
    Als ich mich einige Tage später von ihm verabschiedete, zwang er mir mein Ehrenwort ab, nach sechs Monaten wiederzukommen, falls kein unüberwindbares Hindernis sich mir in den Weg lege. Ich konnte Wort halten und war genau nach einem halben Jahr wieder in St. Louis.
    Er freute sich ungemein, als er hörte, welchen großen Nutzen mir die beiden Gewehre bei der Vernichtung der berüchtigten Gum (Raubkarawane) erwiesen hatten, und teilte mir mit, daß Winnetou inzwischen bei ihm gewesen sei. Er hatte diesem gesagt, in welcher Zeit er mich wieder

Weitere Kostenlose Bücher