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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu stoßen; er bedurfte meiner nicht. Old Firehand lag auf einem der Gegner und versuchte, einen zweiten, welcher ihm den Arm zerfleischte, von sich abzuhalten. Ich eilte ihm zu Hilfe und schlug den Dränger mit seinem eigenen Beil, welches ihm entfallen war, nieder. Dann ging's zu Dick Stone, welcher zwischen zwei toten Rothäuten unter einem riesigen Mann lag, der sich alle Mühe gab, einen tödlichen Stich anzubringen. Es gelang ihm nicht; das Beil des Stammesgenossen machte seiner Bemühung ein Ende.
    Stone erhob sich und brachte seine Gliedmaßen in Ordnung.
    „By god, Sir, das war Hilfe zur rechten Zeit! Drei gegen einen ist doch, wenn man nicht schießen darf, ein wenig zuviel; habt Dank!“
    Auch Old Firehand streckte mir die Hand entgegen und wollte eben sprechen, als sein Blick auf Parranoh fiel.
    „Tim Finnetey – ist's möglich? Der Häuptling selber! Wer hat's mit ihm zu tun gehabt?“
    „Old Shatterhand hat ihn niedergeworfen“, antwortete Winnetou statt meiner. „Der große Geist hat ihm die Kraft des Büffels gegeben, der die Erde pflügt mit seinem Horn.“
    „Mann“, rief Old Firehand, „wie Euch, so hab ich noch keinen getroffen, so weit ich auch herumgekommen bin. Aber wie ist es möglich, daß Parranoh mit den Seinen hier versteckt sein konnte, da Winnetou dort in der Nähe war?“
    „Der weiße Häuptling ist nicht verborgen gewesen an der Seite des Apachen“, antwortete Winnetou. „Er hat bemerkt die Spuren seiner Feinde und ist ihnen nachgegangen auf ihrem Pfad. Seine Männer werden ihm nachkommen, und meine weißen Brüder müssen Winnetou schnell folgen in ihre Wigwams.“
    „Hat recht, der Mann!“ bekräftigte Dick Stone. „Wir werden sehen müssen, daß wir zu den unsrigen kommen.“
    „Gut“, erwiderte Old Firehand, von dessen Arm das Blut in hellen Strömen floß; „auf alle Fälle aber müssen wir die Spuren des Kampfes möglichst beseitigen. Gehe doch ein wenig vorwärts, Dick, damit wir nicht etwa überrascht werden.“
    „Soll geschehen, Sir, aber nehmt mir doch zuerst einmal das Messer aus dem Fleisch. Ich kann nicht gut zu dem Ding kommen.“
    Einer von den dreien hatte ihm das Messer in die Seite gestoßen, und durch das Ringen war es immer weiter hineingedrungen. Glücklicherweise stak es an keiner gefährlichen Stelle und hinterließ bei seiner Entfernung eine für Stones Eisennatur nur leichte Wunde.
    In kurzer Zeit war das Notwendige getan, und Dick Stone wurde herbeigeholt.
    „Wie bringen wir unsern Gefangenen fort?“ fragte Old Firehand.
    „Er wird getragen werden müssen“, antwortete ich. „Wird aber seine Schwierigkeit haben, wenn er vollständig zur Besinnung kommt.“
    „Tragen?“ fragte Stone. „Ist wir seit etlichen Jahren nicht so wohl geworden und möchte diesem alten Knaben dieses Herzeleid auch nicht antun.“
    Mit einigen Schnitten trennte er eine Anzahl der nebenstehenden Stämmchen von der Wurzel, nahm die Decke Parranohs wieder vor, schnitt sie in Streifen und meinte, uns vergnügt zunickend:
    „Bauen da eine Schleife, einen Schlitten, ein Rutschholz oder so etwas zusammen, binden das Mannskind darauf fest und trollen uns damit von dannen.“
    Der Vorschlag ward angenommen und ausgeführt, und bald setzten wir uns in Bewegung, die allerdings eine so deutliche Spur zurückließ, daß der hinterher gehende Winnetou alle Mühe hatte, sie nur einigermaßen zu verwischen. – Es war früh am Tag. Noch hatten die Strahlen der Sonne nicht die Spitzen der umliegenden Berge berührt, und tiefe Ruhe herrschte im Lager. Ich aber war längst schon wach und auf den Felsen gestiegen, wo ich Harry wiedergefunden hatte.
    Unten im Tal wälzten sich dichte Nebelballen um die Büsche, oben aber war die Luft rein und klar und wehte mir mit ermunternder Kühle um die Schläfe. Drüben hüpfte ein Kernbeißer unter Brombeerranken auf und ab und lockte mit schwellender, pfirsichblütroter Kehle sein unfolgsames Weibchen; etwas tiefer saß ein blaugrauer Katzenvogel und unterbrach seinen Gesang zuweilen durch einen possierlichen, miauenden Schrei, und von unten herauf ertönte die wundervolle Stimme des Entenvogels, der am Schluß jeder Strophe seiner musikalischen Bravour mit einem lauten Entengequakel applaudierte. Meine Gedanken aber waren weniger bei dem Frühkonzert, als vielmehr bei den Erlebnissen des vorhergegangenen Tages.
    Nach dem Bericht eines unserer heimkehrenden Jäger, welcher still durch die Waldungen schleichend, die Ponkas auch bemerkt

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