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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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während wir fort sind.“
    „Vater, laß mich bei dir sein“, bat Harry.
    „Kannst mir zu nichts dienen, Kind. Ruhe dich aus; wirst schon noch zur rechten Stelle kommen!“
    Harry wiederholte seine Bitte; aber Firehand hielt an seiner Bestimmung fest, und so schritten wir bald wieder zu dreien durch das Bett des Baches hinaus.
    Draußen angekommen schritten wir nach einigen kurzen Weisungen an der Wache vorüber, dem Ort zu, an welchem sich Hawkens versteckt gehabt hatte. Die von dort nach der Schlucht führende Richtung war jedenfalls die für uns vorteilhafteste; denn wir hatten von beiden Seiten Deckung und waren sicher, denjenigen von den Indianern zu begegnen, welche annehmbarerweise ihren Versteck verlassen hatten, um nach dem Verbleiben der uns Begegneten zu sehen.
    Winnetou hatte kurz nach unserm frühzeitigen Aufbruch am Morgen das Lager auch verlassen und war noch nicht zurückgekehrt. Er wäre uns auf dem jetzigen Gang der willkommenste Begleiter gewesen, und ich konnte mich einer leisen Sorge um ihn nicht erwehren. Es war ja ein Zusammentreffen mit dem Feind so leicht möglich, und in diesem Fall war er trotz seiner Tapferkeit verloren.
    Eben dachte ich an diesen Umstand, als sich plötzlich neben uns die Büsche teilten und der Apache vor uns stand. Unsere Hände, welche beim ersten Rascheln der Zweige nach den Waffen gegriffen hatten, fuhren von denselben zurück, als wir ihn erkannten.
    „Winnetou wird gehen mit den weißen Männern, um zu sehen Parranoh und die Ponkas“, sagte er.
    Erstaunt blickten wir ihn an. Er wußte also schon von der Anwesenheit der Indianer.
    „Hat mein roter Bruder die Krieger der grausamsten Verwandten der Sioux gesehen?“ fragte ich.
    „Winnetou muß wachen über seinen Bruder Old Shatterhand und über den Sohn Ribannas. Er ist hinter ihnen gegangen und hat gesehen ihre Messer fahren in das Herz der roten Krieger. Parranoh hat sich genommen den Schädel eines Mannes vom Volk der Osagen; sein Haar ist eine Lüge, und seine Gedanken sind voller Falschheit. Winnetou wird ihn töten.“
    „Nein, der Häuptling der Apachen wird ihn nicht berühren, sondern ihn mir lassen!“ entgegnete Old Firehand.
    „Winnetou hat ihn schon einmal geschenkt seinem weißen Freund!“
    „Er wird mir nicht wieder entgehen; denn meine Hand –“
    Nur das letzte Wort hörte ich noch; denn in dem Augenblick, in welchem es gesprochen wurde, sah ich zwei glühende Augen hinter dem Strauch, welcher die Biegung der Fußspuren verbarg, hervorleuchten und hatte mit einem raschen Sprung den Mann gepackt, dem sie angehörten.
    Es war der, von welchem gesprochen wurde, Parranoh, und kaum stand ich vor ihm und warf ihm die Finger um die Kehle, so raschelte es zu beiden Seiten, und eine Anzahl Indianer sprangen hervor, ihrem Häuptling zu Hilfe.
    Die Freunde hatten meine Bewegung gesehen und stürzten sich sofort auf meine Angreifer. Ich hatte den weißen Häuptling unter mir. Meine Knie auf seiner Brust, die Finger der Linken um den Hals und die Rechte um seine Hand, welche das Messer gepackt hatte, krümmte er sich unter mir wie ein Wurm und machte die wütendsten Anstrengungen, mich von sich zu stoßen. Mit den Füßen wie ein angeketteter Stier um sich schlagend, versuchte er, in riesenkräftigen Rucken sich emporzuschnellen; der falsche, langbehaarte Schädel lag neben ihm und die Augen traten weit mit Blut unterlaufen aus ihren Höhlen; vor dem Mund stand ihm der gärende Schaum der Wut, und die nackte, von dem Skalpmesser Winnetous balbierte Kopfblöße schwoll unter der Anstrengung aller Fasern und Nerven und dem wilden Schlag des zusammengedrückten Pulses mit einer erschreckenden Häßlichkeit auf. Mir war, als hätte ich ein rasendes Tier unter mir, und mit aller Gewalt krampfte ich meine Finger um seine Kehle, so daß er einigemal konvulsivisch zusammenzuckte, den Kopf hintenüber legte und, die Augen verdrehend, unter einem immer leiser werdenden Zittern die Glieder von sich streckte; – er war besiegt.
    Jetzt endlich blickte ich, mich erhebend, um mich, und es bot sich mir eine Szene, wie sie die Feder nie zu beschreiben vermag. Keiner der Kämpfenden hatte aus Sorge, dem Feind Hilfe herbeizurufen, eine Schußwaffe gebraucht, sondern nur das Messer und der Tomahawk waren tätig gewesen. Keiner von ihnen stand aufrecht, sondern alle lagen am Boden und wälzten sich in ihrem oder dem Blut des Gegners.
    Winnetou stand eben im Begriff, einem unter ihm Liegenden die Klinge in die Brust

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