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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gekämpft hatte, ohne sich werfen zu lassen. Er streckte uns beide Hände entgegen und führte uns in das Innere des Blockhauses, wo sich seine Frau und sein Sohn, ein junger, kräftige Bursche, befanden. Zwei andere Söhne waren, wie wir erfuhren, im Wald beschäftigt.
    Das Innere des Hauses bestand aus einem einzigen Raum. An den Wänden hingen Gewehre und verschiedene Jagdtrophäen. Über dem aus Steinen errichteten einfachen Herd brodelte kochendes Wasser in einem eisernen Kessel; das notwendigste Geschirr stand dabei auf einem Brett. Einige Kisten dienten als Kleiderschrank und Vorratskammern, und an der Decke hing so viel geräuchertes Fleisch, daß die aus fünf Personen bestehende Familie monatelang davon leben konnte. In der vorderen Ecke stand ein selbstgezimmerter Tisch mit einigen ebensolchen Stühlen. Wir wurden aufgefordert, uns da niederzusetzen, und erhielten, während der Sohn draußen unsere Pferde besorgte, von dem Settler und seiner Frau ein Abendessen aufgetragen, welches, die Verhältnisse berücksichtigt, nichts zu wünschen übrig ließ. Während des Essens kamen die beiden Söhne aus dem Wald und setzten sich ohne große Umstände bei uns nieder, um tüchtig zuzulangen, ohne sich an der Unterhaltung zu beteiligen, welche ausschließlich ihr Vater mit uns führte.
    „Ja, Mesch'schurs“, sagte er, „ihr dürft es mir nicht übel nehmen, daß ich Euch etwas rauh angesprochen habe. Man hat hier mit den Roten zu rechnen, besonders mit den Okananda-Sioux, welche erst kürzlich einen Tagesritt von hier ein Blockhaus überfallen haben. Und fast noch weniger ist den Weißen zu trauen, denn hierher kommen nur solche, die sich im Osten nicht mehr sehen lassen dürfen. Darum freut man sich doppelt, wenn man einmal Gentlemen, wie ihr seid, zu sehen bekommt. Also den Pedlar wollt ihr haben? Beabsichtigt ihr ein Geschäft mit ihm?“
    „Ja“, antwortete ich, während Winnetou sich nach seiner Gewohnheit schweigsam verhielt.
    „Was für eines ist es? Ich frage nicht aus Neugierde, sondern um euch Auskunft zu erteilen.“
    „Wir wollen ihm Felle verkaufen.“
    „Viel?“
    „Ja.“
    „Gegen Waren oder Geld?“
    „Wo möglich Geld.“
    „Da ist er euer Mann, und zwar der einzige, den ihr hier finden könnt. Andere Pedlars tauschen nur; dieser aber hat stets auch Geld oder doch Gold bei sich, weil er auch die Diggins besucht. Er ist ein Kapitalist, sage ich Euch, und nicht etwa ein armer Teufel, der seinen ganzen Kram auf dem Rücken herumträgt.“
    „Ob auch ehrlich?“
    „Hm, ehrlich! Was nennt ihr ehrlich? Ein Pedlar will Geschäfte machen, will verdienen und wird also nicht so dumm sein, sich einen Vorteil entgehen zu lassen. Wer sich von ihm betrügen läßt, ist selber schuld. Dieser heißt Bourton; er versteht sein Fach aus dem Fundament und treibt es so, daß er stets mit vier oder fünf Gehilfen reist.“
    „Wo denkt Ihr, daß er jetzt zu finden ist?“
    „Werdet es noch heut abend hier bei mir erfahren. Einer seiner Gehilfen, welcher Rollins heißt, war gestern da, um nach Aufträgen zu fragen; er ist flußaufwärts zu den nächsten Settlers geritten und wird zurückkommen, um bis morgen früh dazubleiben. Übrigens hat Bourton in letzter Zeit einigemal Pech gehabt.“
    „Wieso?“
    „Es ist ihm in kurzen fünf- oder sechsmal passiert, daß er, wenn er kam, um Geschäfte zu machen, die betreffende Niederlassung von den Indsmen ausgeraubt und niedergebrannt gefunden hat. Das bedeutet für ihn nicht nur einen großen Zeitverlust, sondern auch einen direkten Schaden, gar nicht gerechnet, daß es selbst für einen Pedlar gefährlich ist, den Roten so im Weg herumzulaufen.“
    „Sind diese Überfälle in eurer Nähe geschehen?“
    „Ja, wenn man nämlich in Betracht zieht, daß hier im Westen die Worte nahe oder fern nach einem anderen Maßstab genommen werden als anderswo. Mein nächster Nachbar wohnt neun Meilen von hier.“
    „Das ist zu beklagen, denn bei solchen Entfernungen könnt ihr im Fall einer Gefahr einander nicht beistehen.“
    „Freilich richtig; habe aber trotzdem keine Angst. Dem alten Corner sollen die Roten ja nicht kommen; ich heiße nämlich Corner, Sir. Würde ihnen schön heimleuchten!“
    „Obgleich ihr nur vier Personen seid?“
    „Vier? Ihr könnt meine Frau getrost auch als Person rechnen, und als was für eine! Die fürchtet sich vor keinem Indsman und weiß mit dem Gewehr grad so umzugehen, wie ich selbst.“
    „Das glaube ich gern; aber wenn die

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