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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohl herein dürfen. Einen Augenblick warten!“
    Er machte die Tür zu, öffnete sie aber bereits nach kurzer Zeit wieder und brachte den Bescheid:
    „Kommen herein! Señor haben sagen, daß mit Fremden reden wollen.“
    Wir traten durch einen engen Hausflur in eine kleine Stube, welche als Comptoir benutzt zu werden schien, denn ein Schreibpult, ein Tisch und einige Holzstühle waren das ganze, einfache Meublement. An dem Pult stand ein langer hagerer Mann, mit dem Gesicht nach der Tür gekehrt. Der erste Blick in sein Gesicht brachte das Ergebnis, daß er ein Spanier sei.
    „Buenas tardes!“ beantwortete er unsern höflichen Gruß. „Señor Lange sendet Euch? Darf ich erfahren, was Euch zu mir führt, Señores?“
    Ich war neugierig, was Old Death antworten werde. Er hatte mir draußen gesagt, daß ich ihn sprechen lassen solle.
    „Vielleicht ist's ein Geschäft, vielleicht auch nur eine Erkundigung, Señor. Wir wissen es selbst noch nicht genau“, sagte der Alte.
    „Wir werden ja sehen. Setzt Euch, und nehmt einen Zigarillo.“
    Er hielt uns das Zigarrenetui und Feuerzeug entgegen, welches wir nicht abschlagen durften. Der Mexikaner kann sich nichts, am allerwenigsten aber ein Gespräch, eine Unterhaltung ohne Zigaretten denken. Old Death, welchem ein Primchen zehnmal lieber war als die feinste Zigarre, nahm sich so ein kleines dünnes Ding, brannte es an, tat einige gewaltige Züge, und – die Zigarette hatte ausgeraucht. Ich verfuhr mit der meinigen sparsamer.
    „Was uns zu Euch führt“, begann Old Death, „ist nicht von großer Bedeutung. Wir kommen nur deshalb so spät, weil Ihr nicht früher zu treffen wart. Und wir wollen mit diesem Besuch nicht bis morgen warten, weil uns die hiesigen Zustände gar nicht zu einem langen Bleiben hier einladen. Wir haben die Absicht, nach Mexiko zu gehen und Juarez unsere Dienste anzubieten. So etwas tut man natürlich nicht gern aufs Geratewohl. Man möchte eine gewisse Sicherheit haben, willkommen zu sein und angenommen zu werden. Darum haben wir uns unter der Hand erkundigt und dabei in Erfahrung gebracht, daß man hier in La Grange angeworben werden kann. Euer Name wurde uns dabei genannt, Señor, und so sind wir zu Euch gekommen, und nun habt Ihr vielleicht die Gewogenheit, uns zu sagen, ob wir uns bei dem richtigen Mann befinden.“
    Der Mexikaner antwortete nicht sogleich, sondern betrachtete uns mit forschenden Blicken. Sein Auge schien mit Befriedigung auf mir zu haften; ich war jung und sah rüstig aus. Old Death gefiel ihm wohl weniger. Die hagere, nach vorn gebeugte Gestalt des Alten schien nicht geeignet zu sein, große Strapazen auszuhalten. Dann fragte er:
    „Wer war es, der Euch meinen Namen nannte, Señor?“
    „Ein Mann, den wir auf dem Steamer trafen“, log Old Death. „Zufällig begegneten wir dann auch Master Lange und erfuhren von ihm, daß Ihr vor zehn Uhr nicht zu Hause sein würdet. Wir sind Nordländer deutscher Abstammung und haben gegen die Südstaaten gekämpft. Wir besitzen also militärische Erfahrung, sodaß wir dem Präsidenten von Mexiko wohl nicht ganz ohne Nutzen dienen würden.“
    „Hm! Das klingt recht gut, Señor; aber ich will Euch aufrichtig sagen, daß Ihr nicht den Eindruck macht, den Anstrengungen und Entbehrungen, welche man von Euch fordern wird, gewachsen zu sein.“
    „Das ist freilich sehr aufrichtig, Señor“, lächelte der Alte. „Doch brauche ich Euch wohl nur meinen Namen zu nennen, um Euch zu überzeugen, daß ich sehr wohl zu gebrauchen bin. Ich werde gewöhnlich Old Death genannt.“
    „Old Death!“ rief Cortesio erstaunt. „Ist es möglich! Ihr wäret der berühmte Pfadfinder, welcher dem Süden so großen Schaden zugefügt hat?“
    „Ich bin es. Meine Gestalt wird mich legitimieren.“
    „Allerdings, allerdings, Señor. Ich muß sehr vorsichtig sein. Es darf keineswegs an die Öffentlichkeit gelangen, daß ich für Juarez werbe; besonders jetzt bin ich gezwungen, mich in acht zu nehmen. Aber da Ihr Old Death seid, so ist für mich kein Grund zur Zurückhaltung vorhanden, und ich kann Euch also ganz offen eingestehen, daß Ihr Euch an die richtige Adresse gewendet habt. Ich bin sofort und sehr gern bereit, Euch anzuwerben, kann Euch sogar eine Charge in sicherste Aussicht stellen, denn einen Mann wie Old Death wird man natürlich zu verwerten wissen und steckt ihn nicht unter die gemeinen Soldaten.“
    „Das hoffe ich allerdings, Señor. Und was meinen Gefährten betrifft, so wird auch er,

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