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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lud ihn natürlich ein, mit seinem Begleiter bei mir zu bleiben. Es stellte sich heraus, daß die beiden nach Austin wollten, um von da aus über die Grenze zu gehen, und ich bot ihnen die passende Gelegenheit an, schneller und sicherer hinüber zu kommen. Denn für einen Fremden, zumal wenn er nicht sezessionistisch gesinnt ist, ist es nicht geraten, hier zu verweilen. In Texas treiben jetzt Leute ihr Wesen, welche gern im Trüben fischen, allerhand nutzloses oder gefährliches Gesindel, dessen Herkommen und Lebenszweck man nicht kennt. Man hört allerorts von Gewalttaten, von Überfällen und Grausamkeiten, deren Veranlassung niemand kennt. Die Täter verschwinden spurlos, wie sie gekommen sind, und die Polizei steht dann den Tatsachen völlig ratlos gegenüber.“
    „Sollte es sich etwa um den Ku-Klux-Klan handeln?“ fragte Old Death.
    „Das haben viele gefragt, und in den letzten Tagen sind Entdeckungen gemacht worden, welche es wahrscheinlich machen, daß man es mit dieser Geheimbande zu tun habe. Vorgestern hob man unten in Hallettsville zwei Leichen auf, denen Zettel mit der Inschrift ‚Yankee-Hounds‘ angeheftet waren. Drüben in Shelby wurde eine Familie fast tot gepeitscht, weil der Vater derselben unter General Grant gedient hat. Und heute habe ich erfahren, daß drunten bei Lyons eine schwarze Kapuze gefunden worden ist, auf welche zwei weiße, eidechsenartig geschnittene Zeugstücke aufgenäht waren.“
    „Alle Wetter! Solche Masken tragen die Kukluxer!“
    „Ja, sie hängen sich schwarze, mit weißen Figuren versehene Kapuzen über das Gesicht. Jeder einzelne soll sich einer besondern Figur bedienen, an welcher man ihn erkennt, denn ihre Namen sollen sie untereinander nicht einmal wissen.“
    „So steht allerdings zu vermuten, daß der Geheimbund anfängt, sein Wesen auch hier zu treiben. Nehmt Euch in acht, Don Cortesio. Sie kommen sicher hierher. Zuerst waren sie in Hallettsville, und die Kapuze hat man in Lyons gefunden. Der letztere Ort liegt doch wohl bedeutend näher nach hier als der erstere?“
    „Allerdings, Señor, Ihr habt recht. Ich werde von heute an Türen und Fenster doppelt sorgfältig verschließen und meine geladenen Gewehre bereit halten.“
    „Daran tut Ihr sehr recht. Diese Kerle dürfen nicht geschont werden, denn sie schonen auch nicht. Wer sich ihnen ohne Gegenwehr ergibt, weil er auf ihre Milde rechnet, der hat sich getäuscht. Ich würde nur mit Pulver und Blei zu ihnen sprechen. Übrigens scheint es drüben im Wirtshaus nicht ganz geheuer zu sein, denn wir sahen da Gentlemen, denen nichts Gutes zuzutrauen ist. Ihr werdet klug tun, alles sorgfältig zu verstecken, womit man Euch beweisen kann daß Ihr zu Juarez haltet. Tut das heute schon! Es ist besser, einmal unnötigerweise vorsichtig zu sein, als sich wegen einer kleinen Unterlassung durchpeitschen oder gar erschießen zu lassen. Jetzt denke ich, daß wir fertig sind. Morgen früh sehen wir uns wieder. Oder hättet Ihr uns heute noch etwas zu bemerken?“
    „Nein, Señores. Für heute sind wir fertig. Ich freue mich sehr, Euch kennengelernt zu haben, und hoffe, später recht Gutes von Euch zu hören. Ich bin überzeugt, daß Ihr bei Juarez Euer Glück machen und schnell avancieren werdet.“
    Damit waren wir entlassen. Cortesio reichte uns freundlich die Hand, und wir gingen. Als sich die Haustür hinter uns geschlossen hatte und wir nach Langes Wohnung hinübergingen, konnte ich mich doch nicht halten, dem Alten einen gelinden Rippenstoß zu versetzen und dabei zu sagen:
    „Aber, Master, was fiel Euch ein, den Señor in dieser Weise anzuflunkern! Eure Lügen waren ja häuserhoch!“
    „So! Hm! Das versteht Ihr nicht, Sir! Es war immerhin möglich, daß wir abgewiesen wurden. Darum erweckte ich bei dem Señor möglichst großen Appetit nach uns.“
    „Und sogar Geld wolltet Ihr nehmen! Das wäre der offenbare Betrug gewesen!“
    „Nun, offenbar grade nicht, denn er wußte nichts davon. Warum sollte ich nicht nehmen, was er uns freiwillig anbot?“
    „Weil wir nicht die Absicht haben, dies Geld zu verdienen.“
    „So! Nun, in diesem Augenblick haben wir diese Absicht freilich nicht. Aber woher wißt Ihr denn so ganz genau, daß wir nicht Gelegenheit finden werden, der Sache Juarez' zu dienen? Wir können sogar um unser selber willen dazu gezwungen sein. Doch kann ich Euch nicht unrecht geben. Es ist sehr gut, daß wir kein Geld nahmen, denn nur dadurch sind wir zu den Pässen und zu dem Empfehlungsschreiben

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