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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mochte mein Erstaunen bemerken, denn er sagte unter einem Lächeln schlauer Befriedigung:
    „Ihr seht, Señor, daß wir imstande sind, Euch gegen alle möglichen Vorkommnisse in Schutz zu nehmen. Wie ich zu der französischen Legitimation komme, das ist meine Sache. Ihr wißt nicht, was Euch begegnen kann; und es ist also gut, dafür zu sorgen, daß Ihr für alle Fälle gesichert seid. Andern diese Doppelpässe zu geben, würde ich mich wohl hüten, denn sie werden nur ganz ausnahmsweise ausgestellt, und diejenigen Mannschaften, welche unter Bedeckung von hier abgehen, erhalten überhaupt keine Legitimationen.“
    Dies benutzte Old Death endlich zu der von mir so heiß ersehnten Frage:
    „Seit wann sind die letzten dieser Leute hinüber?“
    „Seit gestern. Ich hatte einen Transport von über dreißig Rekruten, welchen ich bis Hopkins Farm selbst begleitet habe. Es befanden sich dieses Mal zwei Señores in Privat dabei.“
    „Ah, so befördert Ihr auch Privatleute?“ fragte Old Death in verwundertem Ton.
    „Nein. Das würde zu Unzuträglichkeiten führen. Nur gestern machte ich eine Ausnahme, weil der eine dieser Herren ein guter Bekannter von mir war. Übrigens werdet Ihr ausgezeichnet beritten sein und könnt, wenn Ihr morgen zeitig von hier fortreitet, das Detachement einholen, bevor es den Rio Grande erreicht.“
    „An welchem Punkt wollen die Leute über den Fluß gehen?“
    „Sie nehmen die Richtung auf den Eagle-Paß. Da sie sich aber dort nicht sehen lassen dürfen, so halten sie sich ein wenig nördlicher. Zwischen dem Rio Nueres und dem Rio Grande durchschneiden sie den von San Antonio kommenden Maultierweg, kommen an Fort Inge vorüber, welches sie aber auch vermeiden müssen, und gehen zwischen den beiden Nebenflüßchen Las Moras und Moral über den Rio Grande, weil es dort eine leicht passierbare Furt gibt, welche nur unsere Führer kennen. Von dort an halten sie sich westlich, um über Baya, Cruces, San Vinzente, Tabal und San Carlos die Stadt Chihuahua zu erreichen.“
    Alle diese Orte waren mir böhmische Dörfer. Old Death aber nickte mit dem Kopf und wiederholte jeden Namen laut, als ob er die Gegend sehr genau kenne.
    „Wir werden sie sicher einholen, wenn unsere Pferde wirklich nicht schlecht und die ihrigen nicht allzu gut sind“, sagte er. „Aber werden sie es erlauben, daß wir uns anschließen?“
    Cortesio bejahte lebhaft. Doch mein Freund fragte weiter:
    „Werden indessen die beiden Masters, welche Ihr Privatleute nanntet, auch damit einverstanden sein?“
    „Jedenfalls. Sie haben gar nichts zu befehlen, ja, müssen sich freuen, unter dem Schutz des Detachements reisen zu dürfen. Da Ihr mit ihnen zusammentreffen werdet, so kann ich Euch sagen, daß Ihr sie als Gentlemen behandeln dürft. Der eine, ein geborener Mexikaner, Namens Gavilano, ist ein Bekannter von mir. Ich habe schöne Stunden in der Hauptstadt mit ihm verlebt. Er hat eine jüngere Schwester, welche allen Señores die Köpfe verdrehte.“
    „So ist wohl auch er ein schöner Mann?“
    „Nein. Sie sehen einander nicht ähnlich, da sie Stiefgeschwister sind. Sie heißt Felisa Perilla und war als reizende Cantora (Sängerin) und entzückende Ballerina (Tänzerin) in der guten Gesellschaft eingeführt. Später verschwand sie, und erst jetzt habe ich von ihrem Bruder gehört, daß sie noch in der Umgegend von Chihuahua lebt. Genaue Auskunft konnte er mir nicht geben, da auch er sich erst nach ihr erkundigen muß, wenn er dorthin kommt.“
    „Darf ich fragen, was dieser Señor eigentlich war oder ist?“
    „Dichter.“
    Old Death machte ein sehr verblüffendes und geringschätzendes Gesicht, so daß der brave Cortesio hinzusetzte:
    „Señor Gavilano dichtete umsonst, denn er besitzt ein bedeutendes Vermögen und braucht sich seine Gedichte nicht bezahlen zu lassen.“
    „So ist er freilich zu beneiden!“
    „Ja, man beneidete ihn, und infolge der Kabalen, welche man deshalb gegen ihn schmiedete, hat er die Stadt und sogar das Land verlassen müssen. Jetzt kehrt er mit einem Yankee zurück, welcher Mexiko kennenlernen will und ihn gebeten hat, ihn in das Reich der Dichtkunst einzuführen. Sie wollen in der Hauptstadt ein Theater bauen.“
    „Wünsche ihnen sehr viel Glück dazu! Also hat Gavilano gewußt, daß Ihr Euch jetzt in La Grange befindet?“
    „O nein. Ich befand mich zufällig am Fluß, als der Dampfer anlangte, damit die Passagiere hier die Nacht zubringen könnten. Ich erkannte den Señor sofort und

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