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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder hinter uns und die Treppe vor uns hatten, sagte ich dem Haziendero, daß ich ein Bad im Fluß zu nehmen wünschte.
    „Wenn Ihr das wollt, so braucht Ihr gar nicht erst die Treppen zu steigen“, meinte er. „Ich lasse Euch gleich hier unten in den Hof hinaus.“
    „Ich denke, es gibt keine Türen!“
    „O doch, aber heimliche. Ich habe sie anbringen lassen, um einen Fluchtweg zu haben, falls es feindlichen Roten je einmal gelingen sollte, in das Haus zu dringen. Ihr sollt sie gleich sehen.“
    Es stand ein Schränkchen an der Mauer; er schob es fort, und ich sah eine Öffnung, welche nach dem Hofe führte. Sie war draußen durch ein zu diesem Zwecke angepflanztes Buschwerk verdeckt. Er führte mich hinaus, zeigte auf die gegenüberliegende Stelle der Außenmauer, an welcher ähnliches Gesträuch stand, und fuhr fort:
    „Dort geht es hinaus ins Freie, ohne daß ein Fremder es ahnen kann. Wollt Ihr dies als den kürzesten Weg zum Flusse benutzen? Wartet aber ein wenig hier! Ich will Euch einen bequemen Anzug schicken.“
    In diesem Augenblicke wurde die Glocke am Tor geläutet. Er ging selbst hin, um zu öffnen, und ich folgte ihm. Es waren fünf Reiter, prächtige, kraftvolle Gestalten, die Leute, welche er den Pferdedieben nachgeschickt hatte.
    „Nun?“ fragte er. „Ihr habt die Pferde nicht?“
    „Nein“, antwortete einer. „Wir waren bereits ganz nahe. Sie hatten unsern Fluß eben überschritten, und wir sahen aus den Spuren, daß wir sie in einer Viertelstunde einholen mußten. Da aber kamen wir plötzlich auf eine Fährte von vielen Pferden, welche von rechts her mit der ihrigen zusammenfiel. Sie waren also mit den Comanchen zusammengestoßen. Wir folgten ihnen nach und bald sahen wir alle vor uns. Es waren weit über fünfhundert Comanchen, und an eine solche Übermacht konnten wir uns nicht wagen.“
    „Ganz recht. Das Leben sollt ihr nicht an einige Pferde setzen. Haben die Comanchen die Weißen freundlich behandelt?“
    „Um das zu erkennen, konnten wir nicht weit genug an sie heran.“
    „Wie ritten sie?“
    „Gegen den Rio Grande.“
    „Also von hier aus vorwärts. So haben wir nichts zu fürchten. Es ist gut. Geht zu euren Herden!“
    Sie ritten fort. Der gute Caballero befand sich in einem großen Irrtum. Es war viel zu fürchten, denn die Comanchen hatten von Gibson, wie wir dann erfuhren, gehört, daß der verwundete Apachenhäuptling sich auf der Hazienda del Caballero befinde. Infolge davon hatten sich sofort eine Anzahl roter Krieger aufgemacht, im schärfsten Galopp nach der Hazienda zu reiten, um den Häuptling gefangen zu nehmen und Señor Atanasio für seine apachenfreundliche Gesinnung zu bestrafen. Der letztere stieg ruhig die Treppe empor, und bald kam ein Peon herab, welcher mich bat, mit ihm zu kommen. Er führt mich zum Tore hinaus und an den Fluß. Oberhalb der Hazienda war eine Furt, wie man an den Brechungswellen des Wassers sah. Unterhalb dieser Furt aber war der Strom sehr tief. Da blieb der Peon stehen. Er hatte einen weißleinenen Anzug auf dem Arm.
    „Hier, Señor“, sagte er. „Wenn Ihr gebadet habt, zieht Ihr diesen Anzug an; die Kleidungsstücke, welche Ihr jetzt ablegt, kann ich gleich mitnehmen. Wenn Ihr das Bad beendet habt, so läutet die Glocke; man wird Euch öffnen.“
    Er entfernte sich mit meinen Kleidern, und ich sprang in das Wasser. Nach der Hitze des Tages und der Anstrengung des Rittes war es eine wahre Wonne, im tiefen Strom zu tauchen und zu schwimmen. Wohl über eine halbe Stunde war ich im Wasser gewesen, als ich es endlich verließ und den Anzug anlegte. Eben war ich damit fertig, als mein Blick auf das gegenüberliegende Ufer fiel. Zwischen die Bäume hindurch konnte ich von meiner Stelle aus nach aufwärts blicken, wo der Fluß eine Krümmung machte. Da sah ich eine lange Schlange von Reitern kommen, einer hinter dem andern, wie die Indianer so gern reiten. Schnell rannte ich nach dem Tor und läutete. Der Peon, welcher auf mich gewartet hatte, öffnete.
    „Schnell zum Caballero!“ sagte ich. „Indianer kommen von jenseits des Flusses auf die Hazienda zu.“
    „Wie viele?“
    „Wohl über fünfzig.“ Der Mann war bei meinen ersten Worten sichtlich erschrocken; als ich ihm jetzt diese Zahl nannte, nahm sein Gesicht einen beruhigteren Ausdruck an.
    „Nicht mehr?“ fragte er. „Nun, da haben wir ja nichts zu befürchten. Mit fünfzig und auch noch mehr Roten nehmen wir es schon noch auf, Señor. Wir sind jederzeit auf so einen

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