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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Winnetou gegebenes Wort werde ich auf alle Fälle halten.“
    Da streckte Old Death dem Señor die Hand entgegen und sagte:
    „Ihr seid ein Ehrenmann, und Ihr sollt auf unsere Hilfe rechnen dürfen. Der Anführer der Comanchen ist mein Freund. Vielleicht gelingt es mir dadurch, den Schlag von Euch abzuwenden. Habt Ihr Gibson die geheimen Türen in den Mauern etwa auch gezeigt?“
    „Nein, Señor.“
    „Das ist sehr gut. So lange die Roten diese Eingänge nicht kennen, werden wir uns ihrer erwehren können. Nun kommt herab, damit wir die Waffen holen.“
    Während meiner Abwesenheit waren meinen Gefährten Zimmer angewiesen worden, in welche man ihre und auch meine Habseligkeiten geschafft hatte. Dahin gingen wir. Der Raum, welcher für mich bestimmt war, lag an der vorderen Seite des Hauses und bekam sein Licht durch zwei der erwähnten Schießscharten. Dort hing mein Gewehr. Als ich es von der Wand nehmen wollte, fiel mein Blick hinaus in das Freie, und ich sah die Indianer unter den Bäumen hervorkommen, da, wo oberhalb der Hazienda die Furt war. Sie hatten dieselbe durchritten und kamen nun im Galopp auf das Gebäude zu, nicht heulend, wie es sonst ihre Gewohnheit ist, sondern in heimtückischer Stille, welche mir bedrohlich erschien. Es waren Comanchen, wie ich an den Farben der bemalten Gesichter erkannte. Im Nu hielten sie draußen an der Mauer, welche so hoch war, daß man die Reiter nun nicht mehr sehen konnte. Sie waren mit Lanzen, Bogen und Pfeilen bewaffnet. Nur der Vorreiter, welcher wahrscheinlich der Anführer war, hatte eine Flinte in der Hand. Einige von ihnen hatten lange Gegenstände hinter ihren Pferden her geschleift. Ich hielt dieselben für Zeltstangen, mußte aber sehr bald einsehen, daß ich mich geirrt hatte. Natürlich verließ ich sofort das kleine Stübchen, um die andern zu benachrichtigen. Als ich in den Korridor trat, kam mir Old Death aus dem mir gegenüberliegenden Raum entgegen.
    „Achtung!“ schrie er. „Sie kommen über die Mauer. Sie haben sich junge Bäume als Leitern mitgebracht. Schnell auf die Plattform!“
    Aber das ging gar nicht so rasch, wie er es wünschte. Die Peons befanden sich ein Stockwerk tiefer als wir, wo die Dienerschaft gewöhnlich ihren Aufenthaltsort hatte, und auch wir beide wurden verhindert, schnell empor zu steigen, denn zugleich mit dem Caballero traten dessen beide Damen auf den Korridor heraus und bestürmten uns mit den Ausdrücken ihrer Angst vor dem Überfall. Wohl über zwei Minuten verflossen, bevor wir die Treppe hinter uns hatten, in einer solchen Lage eine kostbare Zeit. Die böse Folge des Zeitverlustes zeigte sich sofort, als wir auf die Plattform gelangten, denn da schwang sich bereits der erste Indianer über den Rand derselben. Ihm folgte schnell ein zweiter, dritter, vierter. Wir hatten unsere Waffen in den Händen, konnten ihnen aber nun den Zutritt nicht mehr verwehren, wenn wir sie nicht geradezu niederschießen wollten. Sie hatten mit Hilfe der erwähnten jungen Bäume die Außenmauer und nach Passieren des Hofes auch die beiden Plattformen mit ungemeiner Schnelligkeit erstiegen. Wir standen jetzt auf der Mitte des oberen Stockwerkes, während sie sich noch am Rande desselben befanden.
    „Richtet die Gewehre auf sie! Laßt sie nicht heran!“ gebot Old Death. „Wir müssen vor allen Dingen Zeit gewinnen.“
    Ich zählte zweiundfünfzig Rote, von denen bis jetzt kein einziger einen Laut ausgestoßen hatte. Wir waren von ihnen vollständig überrumpelt worden. Aber sie wagten sich doch nicht sogleich an uns heran, sondern standen am Rande der Plattform und hielten ihre Bogen und Pfeile in den Händen. Die Lanzen hatten sie unten zurückgelassen, da sie durch dieselben beim Klettern gehindert worden wären. Der Caballero trat ihnen einige Schritte entgegen und fragte in jenem Gemisch von Spanisch, Englisch und Indianisch, welches im dortigen Grenzgebiet zur Verständigung gebraucht wird:
    „Was wollen die roten Männer bei mir? Warum betreten sie mein Haus, ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen?“
    Der Anführer, welcher vorher seine Flinte auf dem Rücken trug, sie aber jetzt in die Hand genommen hatte, trat einige Schritte vor und antwortete:
    „Die Krieger der Comanchen sind gekommen, weil das Bleichgesicht ihr Feind ist. Die Sonne des heutigen Tages ist die letzte, welche er gesehen hat.“
    „Ich bin kein Feind der Comanchen. Ich liebe alle roten Männer, ohne zu fragen, zu welchem Stamme sie gehören.“
    „Das

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